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Midkemia Saga 04 - Dunkel über Sethanon

Midkemia Saga 04 - Dunkel über Sethanon

Titel: Midkemia Saga 04 - Dunkel über Sethanon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raymond Feist
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Prolog
    Unheilswind
     
    Der Wind kam aus dem Nichts.
    Erhoben hatte er sich aus dem Widerhall eines hämmernden Schicksals. Er trug die Hitze eines Schmiedefeuers, welches den Krieg anheizte, und damit den versengenden Tod vor sich her, lebte im Herzen eines verlorenen Landes auf, kam von einem fremden Ort, der sich zwischen dem befand, was ist, und dem, was nach Sein strebt. Der Wind wehte aus dem Süden, wo die Schlangen aufrecht gehen und uralte Worte sprechen. Tosend erfüllte er lang vergessene Prophezeiungen und stank nach uraltem Bösen. In wilder Ekstase drehte sich der Wind umher, wirbelte aus der Ödnis heraus, hielt inne, suchte sich eine Richtung und wehte dann nach Norden.
     
    Während die alte Amme nähte, summte sie ein einfaches Lied vor sich hin, ein Lied, das seit Generationen in ihrer Familie von Mutter zu Tochter weitergegeben worden war. Sie hielt für einen Moment inne und sah von ihrem Nähzeug auf. Ihre beiden Zöglinge lagen mit friedlichen kleinen Gesichtern da und schliefen, träumten ihre kleinen Träume. Gelegentlich zuckten die Fingerchen des einen im Schlaf, oder der andere schmatzte und nuckelte, doch bald fanden die Säuglinge wieder zur Ruhe. Sie waren so hübsche Kinder, und eines Tages würden aus ihnen stattliche Männer werden, dessen war sich die Amme sicher. Als Erwachsene würden sie sich zwar nur noch vage an die Frau erinnern, die in dieser Nacht bei ihnen saß, aber jetzt, in diesem Moment, gehörten sie ihr genauso sehr wie ihrer Mutter, die mit ihrem Gemahl einem festlichen Abendessen vorsaß. Plötzlich drang durch das Fenster ein seltsamer Wind herein, und trotz seiner Wärme fröstelte die Amme. Der Wind trug den Hauch des Fremden mit sich und sang eine mißtönende, böse Melodie, die kaum wahrzunehmen war. Die Amme schauerte und sah zu den Jungen hinüber. Sie wurden unruhig, als wollten sie erwachen und weinen. Die Amme eilte zum Fenster, schloß die Fensterläden und verbannte die seltsame, unruhestiftende Nachtluft aus dem Zimmer. Einen Moment lang schien die Zeit den Atem anzuhalten, und dann, wie mit einem leisen Seufzer, erstarb die Böe, und die Nacht war wieder still. Die Amme zog das Tuch um die Schultern zusammen, die Säuglinge wälzten sich noch einmal in ihren Wiegen hin und her und fielen wieder in tiefen Schlaf.
     
    In einem anderen Zimmer, ganz in der Nähe, arbeitete ein junger Mann an einer Liste und versuchte angestrengt, seine persönlichen Vorlieben aus dem Spiel zu lassen, während er entschied, wer am nächsten Tag die weniger angenehmen Aufgaben übernehmen sollte. Er haßte diese Arbeit, dessen ungeachtet erledigte er sie dennoch gewissenhaft. Plötzlich bauschte der Wind die Gardinen auf und drückte sie ins Zimmer. Ohne nachzudenken, war er schon halb auf den Beinen, als ihm sein erprobter sechster Sinn Gefahr signalisierte. Verteidigungsbereit zögerte er einen Moment lang mit klopfendem Herzen und war sich so sicher wie nie zuvor in seinem Leben, daß ihm ein Kampf auf Leben und Tod bevorstand. Als er niemanden entdecken konnte, entspannte sich der junge Mann langsam wieder. Der Moment war vergangen. Verwirrt schüttelte er den Kopf. In seinem Magen machte sich eine eigenartige Übelkeit breit, und er ging hinüber zum Fenster. Die Minuten verstrichen, während er hinaus in die Nacht schaute, in den Norden, wo, wie er wußte, die hohen Berge lagen, hinter denen ein Feind, ein böser Feind, wartete. Der junge Mann kniff die Augen zusammen und starrte in die Dunkelheit, als könnte er so die Gefahren entdecken, die dort draußen lauerten. Dann, als die letzte Anspannung von ihm abgefallen war, kehrte er wieder zu seiner Aufgabe zurück. In den verbliebenen Stunden der Nacht trat er immer wieder ans Fenster und sah hinaus.
     
    Draußen in der Stadt bummelte eine Gruppe von Nachtschwärmern durch die Straßen und suchte nach der nächsten Schenke und weiteren fröhlichen Zechkumpanen. Der Wind wehte ihnen entgegen, und sie blieben stehen und sahen sich an. Ein erfahrener Soldat ging zunächst weiter, blieb dann jedoch ebenfalls stehen und dachte nach. Offenbar hatte er plötzlich das Interesse am Feiern verloren, denn er wünschte seinen Zechkumpanen eine gute Nacht und kehrte ins Schloß zurück, wo er seit fast einem Jahr zu Gast war.
     
    Der Wind fuhr hinaus aufs Meer, wo ein Schiff nach einer langen Patrouillenfahrt eilig seinen Heimathafen ansteuerte. Der Kapitän, ein hochgewachsener alter Mann mit einer langen Narbe, die sich auf

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