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Linksträger: Roman (German Edition)

Linksträger: Roman (German Edition)

Titel: Linksträger: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tim Boltz
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Prolog
    S preewaldgewürzgurken, vier Ed-von-Schleck-Eis und zwei Päckchen Toffifee. Meine Freundin Jana hat mich soeben mit einem satten Ellbogenhieb aus dem Schlaf gerissen und mir eine Einkaufswunschliste in die Hand gedrückt mit dem liebevollen Hinweis: »Hier, ich brauch das jetzt.«
    Ich verstehe zunächst nur Bahnhof und überlege, ob dies vielleicht lediglich ein skurriler Bestandteil meines Traums ist, der mir gerade noch eine abstruse Bahnfahrt zwischen Indien und Offenbach in Begleitung von Sonya Kraus, Bart Simpson und meiner Mutter suggerierte. Verschlafen setze ich mich im Bett auf, reibe meine müden Augen und gähne.
    »Was? Was ist denn los?« Abwechselnd schaue ich zu meiner Freundin und dem Zettel in meiner Hand. »Ist was mit dem Baby? Ist irgendwas passiert?«
    »Ja.«
    »Wirklich?« Schon sitze ich aufrecht im Bett und mustere Jana, die mit ihrem Zeigefinger auf ihren Schwangerschaftsbauch deutet. »Scheiße, was ist denn?«
    »Wir haben Hunger.«
    »Was?«
    »Wir haben Hunger.«
    »Mensch, Jana, jag mir doch nicht so einen Schrecken ein. Ich dachte schon, es sei was Wichtiges.« Ich lasse mich zurück in das Kissen sinken und drücke ihr die Einkaufsliste wieder in die Hand. Doch nur eine Millisekunde später werde ich durch einen spitzen Finger, der sich unsanft zwischen meine Rippen bohrt, wieder schmerzvoll in die Senkrechte katapultiert. »Aua. Sag mal, bist du übergeschnappt?«
    »Nein, ich bin nicht übergeschnappt. Aber falls es dir noch nicht aufgefallen ist, es ist etwas Wichtiges.« Der Zettel wird mir mit deutlichem Nachdruck und einem weiteren Hinweis erneut übergeben. »Ich bin schwanger. Und wenn diese Diskussion noch fünf Minuten länger dauert, bin ich nicht nur schwanger und hungrig, sondern dazu auch noch sauer und angepisst. Und glaube mir, das ist keine allzu gute Kombination für dich.«
    »Na, wenn du Hunger hast, dann … dann mach dir doch ein Brot.« Die Einkaufsliste wandert wieder an die Adressatin zurück, und ich drehe mich zur Seite. »Schließlich kann ich doch wohl nichts dafür, dass du mitten in der Nacht gleichzeitig hungrig und schwanger bist.«
    »Zumindest zu einem dieser beiden Dinge hast du sehr wohl einen erheblichen Anteil beigetragen, Robert. Also trägst du eine Teilschuld und übernimmst gefälligst wenigstens den Fahrdienst.«
    Es ist nicht das erste Mal, dass ich ungefragt zum Fahrdienst für Janas Fressattacken eingeteilt werde, aber es ist der erste Einsatz, der mich mitten in der Nacht ereilt. In mir regt sich zarter Widerstand, und ich wende mich zu ihr um.
    »Mensch, Jana … Wir müssen um neun Uhr schon bei dieser Esoterik-Tussi sein. Lass mich doch bitte einfach schlafen. Ich besorge dir morgen früh so viel Toffifee, wie du willst, okay?«
    »Das ist keine Esoterik-Tussi, das ist eine staatlich anerkannte Schwangerschaftsberaterin, die auf gesamtheitlicher Basis des tibetischen Chakrensystems arbeitet.«
    »Ach, und das klingt jetzt gar nicht nach Esoterik?«
    »Ist doch auch völlig egal, ich möchte nämlich nicht über diese Frau diskutieren, sondern was essen. Und zwar genau jetzt.« Janas bockiges Verhalten ähnelt immer mehr einer Fünfjährigen, der man die Lieblingspuppe geklaut hat. »Jetzt, jetzt, jetzt.«
    Ihre keifende Stimme lässt meinen Traumland-Expresszug nun endgültig irgendwo zwischen Indien und Offenbach samt der illustren Besatzung aus dem Gleisbett hüpfen. Damit ist auch die letzte Hoffnung auf Schlaf zerstört. Ich lese die Liste noch mal genauer durch und schüttele voll Unverständnis den Kopf.
    »Du willst also dieses ganze Zeug auf der Liste jetzt essen?«
    »Jetzt, jetzt, jetzt«, hallt es mir im Stakkatorhythmus entgegen.
    »Spreewaldgewürzgurken, Ed-von-Schleck-Eis und ein Päckchen Toffifee?«
    »Zwei Päckchen, lies richtig.«
    »Jana, echt … das ist doch …«
    Noch bevor ich den Satz beende, tritt die Fünfjährige in Jana nun gänzlich hervor und funkelt mich mit den Augen einer wahnsinnig gewordenen Vorschülerin an.
    »Robert Süßemilch, falls du es immer noch nicht verstanden hast …« Jana deutet mit beiden Händen vielsagend auf ihren Achtmonatsbauch. » Wir haben Hunger. Dein Kind und ich.«
    »Ich denke nicht, dass unser Kind unbedingt gerade in diesem Augenblick darauf pocht, Toffifee essen zu wollen«, erwidere ich. »Ein Salamibrot aus der Küche tut es doch vielleicht auch. Das Kind kann das sowieso noch nicht unterscheiden.«
    »Rede nicht so einen Blödsinn über Dinge, von denen

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