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Schnapsdrosseln

Schnapsdrosseln

Titel: Schnapsdrosseln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Trinkaus
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selbst.« Wieder begann sie, sich die Schläfen mit kreisenden Bewegungen zu massieren. »Du musst dich entspannen, Anna …«, murmelte sie. »Hast du schon mal an Alternativen gedacht, Anna, was ist mit Adoption? Sie begreifen es nicht! Niemand kann begreifen, wie es sich anfühlt.« Sie hob den Blick. »Ich weiß es zu schätzen«, sagte sie. »Ich weiß trotzdem zu schätzen, dass du gekommen bist. Du darfst nur keine Dankbarkeit erwarten. Nicht von mir. Du hast mir keinen Gefallen getan.«
    »War er es?« Maxi sah Anna direkt in die Augen. »Hat Norbert ihn umgebracht? Ich muss das wissen. Ich muss wissen, ob es meine Schuld war.«
    Anna erwiderte ihren Blick. »Ich kann das nicht beantworten.« Sie biss sich auf die Unterlippe. »Ich weiß nicht, was jetzt werden soll. Ich weiß nicht mal, ob ich will, dass Norbert zurückkommt. Ich finde keinen Ausweg, ich habe keine verdammte Idee, wie ich mein Leben je wieder in den Griff bekommen soll.«
    »Sie hätte nie zurückkommen dürfen«, sagte Maxi. »Wenn diese Frau nicht zurückgekommen wäre, dann wäre es nie so weit gekommen.« Sie sagte das, obwohl sie nicht wusste, ob es stimmte. Sie sagte es, um irgendetwas zu sagen.
    Sie war überrascht, als sie Anna nicken sah.
    Im Auto herrschte Schweigen. Doris fuhr. Konzentriert und präzise. Genau so hatte sie in der Gemeinschaftspraxis ihrer Kollegen gewirkt, die an diesem Abend Notdienst hatten. Ruhig und gelassen und der Situation gewachsen. Sie hatte die Lage erklärt, war mit Ärzten und Hunden verschwunden, während Britta und Stefanie ein wenig verloren im Wartezimmer saßen. Beide befanden sich in einer Art Schockstarre, die sich erst langsam zu lösen schien, als Doris ihnen mitteilte, dass sie den Tieren den Magen ausgepumpt und ihnen Kohletabletten verabreicht habe. Dass sie jetzt nur abwarten könnten, es aber Anlass zu Optimismus gebe.
    Britta war noch immer damit beschäftigt, sich emotional zu sortieren. Ihr war klar gewesen, dass sie sich an Louis gewöhnt, ihn auch ein bisschen lieb gewonnen hatte. Wie sehr sie an der stinkenden, adipösen Bulldogge hing, hatte sie bis zu diesem Moment allerdings nicht geahnt. Sein Zustand war weitaus stabiler als der von Karl. Der hatte eindeutig den größeren Anteil dessen gefressen, was sich nun bitterlich rächte. Schneckenkorn, war Doris’ Theorie. Es wirkte schnell und heftig, erklärte die spontanen Symptome. Es war nicht unmöglich, dass die Hunde irgendwo eine uralte Packung gefunden hatten. Es war allerdings auch nicht sonderlich wahrscheinlich.
    Britta wollte nicht darüber nachdenken. Sie saß auf dem Beifahrersitz und betrachtete Louis, der sich zu ihren Füßen eingerollt hatte. Stefanie saß hinten, streichelte Karl, der neben ihr auf dem Sitz lag, abwesend das kurze Fell. Der riesige Hund wirkte unendlich matt. Als Doris vor dem Hof hielt, hob er allerdings den Kopf, rappelte sich auf und kletterte aus dem Auto. Erhobenen Hauptes schritt er würdig, wenngleich wackelig, zum Tor.
    Doris umarmte Stefanie. »Er wird schon wieder«, sagte sie. »Behalt ihn gut im Auge heute Nacht. Wenn irgendwas ist, ruf an. Ich komme. Jederzeit.« Sie wandte sich Britta zu. »Das gilt auch für den kleinen Stinker – obwohl ich glaube, dass er über den Berg ist.« Sie lächelte.
    »Danke«, sagte Britta. »Vielen Dank!«
    Doris nickte kurz, sah auf die Uhr. »Ich muss«, sagte sie. »Die Schafe, bevor es dunkel wird.« Sie sprang ins Auto, fuhr davon.
    »Soll ich noch kurz …«
    »Kommst du noch kurz …«
    Britta und Stefanie hatten gleichzeitig gesprochen. Endlich erschien wieder so etwas wie ein Lächeln auf Stefanies Gesicht. Sie schloss das Tor auf, ließ die Hunde hinein.
    Karl trottete behäbig über den Hof, ließ sich in einer Ecke niedersinken. Louis folgte ihm auf dem Fuß.
    »Ich hab ein paar Decken hinten im Schuppen«, sagte Stefanie, »setz dich schon mal.« Sie verschwand in den Garten. Britta betrachtete Louis, der sich neben Karl zusammengerollt hatte und ihn aufmerksam ansah.
    Sie lehnte sich auf dem Holzstuhl zurück, schloss kurz die Augen. Sie war entsetzlich müde. Ihre Verabredung kam ihr in den Sinn, das, was Wörner gesagt hatte. Vor Ewigkeiten, so fühlte es sich an. Etwas stimmte nicht. Er hatte recht. Und doch irrte er sich. Es war nicht Stefanie, von der Gefahr ausging. Irgendwer hatte die Hunde vergiftet. Und irgendwie hatte das mit den Hühnern zu tun. Sie musste Stefanie darauf ansprechen, gleich, sie mussten darüber reden. Die

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