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Schnapsdrosseln

Schnapsdrosseln

Titel: Schnapsdrosseln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Trinkaus
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»Steffi, ich weiß, dass das viel verlangt ist. Aber du warst doch mit Bernd befreundet. Du weißt, wie die Alte ist. Und der Hund kann nichts dafür. Du bist die Einzige, die ich bitten kann. Du kommst mit so einem Tier klar. Wenn ich niemanden finde …«
    »Scheiße«, sagte Stefanie. »Doris, das geht nicht!«
    Ein Winseln ertönte. Eines, das sonderbar klang, sogar in Brittas Ohren. Sie sah zu den Hunden. Louis stand neben Karl, starrte nach oben zu seinem großen Freund und zappelte nervös.
    »Was ist da los?«, fragte sie. »Was ist mit Karl?«
    Der stand stocksteif, schien zu zittern. Aus seinem Mund tropfte Speichel.
    »Karl?« Stefanie sprang auf, mit wenigen Schritten war sie bei dem Hund. Ein Zucken ging durch dessen Körper, dann übergab er sich. Auch Doris stand auf. Gefolgt von Britta eilte sie zu den Hunden und Stefanie. Louis begann erneut zu winseln. Und dann brach auch er. Schaumige Flüssigkeit bildete eine Lache vor seinen Füßen.
    »Was ist das?« Britta hörte, dass sie völlig hysterisch klang. »Was ist los mit ihnen?« Sie kauerte sich neben Louis. Er bebte leicht und sah sie mit einem Blick an, der ihr Herz durchbohrte. Sie streckte die Hand aus. »Ist gut, mein Kleiner, schon gut …« Louis leckte ihre Hand. Er atmete hektisch, wirkte aber fast ruhig im Vergleich zu Karl, dessen mächtiger Körper jetzt unkontrolliert zitterte.
    »Hast du irgendwas im Garten?« Doris’ Stimme klang ruhig und beherrscht. »Rattengift? Schneckenkorn?«
    »Natürlich nicht!« Stefanie hielt mit sichtlicher Anstrengung die Tränen zurück.
    »Wir fahren zum Notdienst. Ich brauche Hilfe, alleine schaff ich das mit zwei Hunde nicht«, sagte Doris. »Sofort. Das sind klassische Vergiftungssymptome. Wir nehmen mein Auto.«
    Karl jaulte leise, legte sich auf die Seite. Sein Körper bebte und zuckte, und er begann wieder zu würgen. Doris griff nach Louis, hob ihn vorsichtig hoch.
    »Hol ein paar Handtücher«, sagte sie zu Britta. »Bad ist unten links, gleich neben der Tür.« Dann wandte sie sich zu Stefanie, die in einer Lache aus Erbrochenem neben Karl kniete und zu weinen begonnen hatte. »Bleib ruhig«, sagte sie.
    Britta rannte zum Haus. Die Haustür war offen, sie fand das Bad. Sie schaute sich hektisch um, sah geschlossene Schränke. Ihr Blick fiel auf den Schmutzwäschekorb. Da lagen Handtücher, ein Berg Handtücher. Sie griff danach, zerrte sie heraus, fünf Handtücher, ein Badetuch dabei, das musste genügen.
    Als sie auf den Hof kam, stand Doris vor dem Tor und legte gerade Louis auf den Rücksitz ihres Geländewagens. »Deck ihn ein bisschen zu«, sagte sie. »Ich helfe Stefanie mit Karl.«
    Britta tat, wie ihr geheißen. Als sie eines der Handtücher über den winselnden Louis breitete, fiel ein zusammengeknülltes Stück Papier auf den Boden des Autos. Sie griff danach, stopfte es vorsichtshalber in ihre Hosentasche, während Doris und Stefanie die zitternde Dogge durchs Tor trugen.

ZWANZIG
    Sie saßen in der Küche. Anna bot nichts zu trinken an.
    »Kann ich ein Glas Wasser haben?« Es war Maxi unangenehm zu fragen, aber ihr Hals war so trocken, dass das Sprechen schmerzte. Anna nahm ein Glas aus dem Schrank, füllte es mit Leitungswasser und stellte es vor ihr ab.
    »Es tut mir leid«, sagte sie dann zu Maxis Überraschung. »Es tut mir leid, dass das heute passiert ist. Dass ich diese Dinge über dich gesagt habe. Du kannst nichts dafür.«
    Maxi griff nach dem Glas, trank gierig, bis es leer war.
    »Ich kann etwas dafür«, sagte sie dann. »Darum bin ich gekommen. Du hast ein Recht auf die Wahrheit, und Norbert auch. Es ist zu spät, aber ich bin es Bernd schuldig.«
    Sie schwieg kurz, bekämpfte das Bedürfnis, aufzustehen und einfach davonzulaufen. Sie wollte das hier nicht tun. Aber sie musste.
    »Er hat Norbert nicht betrogen«, sagte sie. »Bernd war sein Freund. Und ihm lag an dieser Freundschaft. Es war meine Schuld.«
    Anna wollte etwas sagen, aber Maxi hob die Hand. »Lass mich einfach, bitte. Ich habe Bernd geliebt. Ich bin nicht gut darin, aber ich dachte, es reicht. Ich dachte, unsere Ehe ist in Ordnung. Und es hat funktioniert. Bis ich …«
    Sie musste sich zwingen weiterzusprechen. »Ich traf einen Mann. Es war … aufregend. Am Anfang. Vermutlich passiert so etwas, wenn man lange in einer Beziehung lebt, wenn alles irgendwie Routine ist. Die gelangweilte Ehefrau. Und ein Mann, der gelangweilte Ehefrauen sammelt wie Trophäen. Einer, der weiß, welche Knöpfe er drücken

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