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Schnapsdrosseln

Schnapsdrosseln

Titel: Schnapsdrosseln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Trinkaus
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fluchte leise, sah aufs Display. Dann nahm er das Gespräch an.
    Stefanie hatte versucht, ins Treppenhaus zu gelangen. Aber der dichte Rauch war überall, Hitze schlug ihr entgegen. Das Feuer kam von unten, breitete sich schnell aus.
    »Karl!«, brüllte sie verzweifelt, glaubte, ein leises Jaulen zu hören. Die Hunde hatten unten im Flur gelegen, vor dem Badezimmer, sie hatten geschlafen. Tief und fest, hatte Anna gesagt, vor wenigen Minuten erst, da war noch kein Feuer gewesen. »Karl!«, schrie sie erneut, obwohl es völlig sinnlos war. Sie konnte nur versuchen, sich zu retten, sich und Anna und Norbert. Sie hustete, der Rauch brannte in ihren Augen, im Hals.
    »Wir müssen hier raus!« Sie lief zurück in die Küche. »Unten brennt alles, die Treppe …«
    Norbert war auf die Bank gestiegen, hatte das kleine Küchenfenster geöffnet. Es war schmal, aber es würde gehen, es waren nur ein paar Meter von der Dachkante bis zum Hof. »Hier ist es unmöglich! Da unten brennt es, ich sehe nichts als Rauch.«
    »Hinten«, rief Stefanie. »Das Schlafzimmerfenster. Wir müssen übers Dach!« Sie zwang sich, ruhig zu denken. »Es sind ein paar Meter durch den Flur. Wir müssen die Luft anhalten, schnell gehen. Wir können es schaffen. Los. Los jetzt!« Sie legte das Messer, das sie noch immer in der Hand hielt, irgendwo ab, packte Anna, die bewegungslos in der Mitte des Raums stand und gar nicht zu begreifen schien, was passierte, am Arm und zerrte sie mit sich. Blind tastete sie sich durch die Rauchwolken, ließ erst los, als sie im Schlafzimmer standen. Abermals meinte sie, ein Jaulen zu hören. Sie biss die Zähne aufeinander, bis es wehtat. Es war eine Sinnestäuschung, nichts war zu hören, nur das Feuer, das immer lauter wurde, zu brüllen schien. Ihr war schwindelig. Vermutlich begann der Rauch schon, sie alle zu vergiften.
    Ihr Haus brannte. Ihr Haus verbrannte, ihr Hund war tot, und wenn sie sich nicht zusammenriss, dann hatte auch sie nicht mehr lange zu leben.
    In der Ferne hörte sie Sirenen.
    Sie stieg auf das Bett, öffnete das Fenster darüber. Sie sah übers Dach, schätzte die Strecke bis zum Rand ab. Es waren ein paar Meter bis nach unten. Sie hatte keine Ahnung, wie viele. Aber es war besser, sich die Beine zu brechen, als hier oben zu verbrennen.
    »Wir müssen es versuchen«, rief sie über ihre Schulter. In diesem Moment hörte sie ein gewaltiges Fauchen. Das Dach hatte zu brennen begonnen.

VIERUNDZWANZIG
    »Komm!« Wörner war aufgesprungen. Er rannte los, bevor Britta auch nur die Chance hatte, nach Details zu fragen. Im Vorbeilaufen reichte er dem Mann in dem offenen Ausschank-Kiosk einen Schein, deutete auf ihren Tisch. Britta folgte ihm über den staubigen Vorplatz, hinauf in Richtung Uni. Ein Polizeiwagen stand an der Einfahrt zur Tiefgarage. Britta erkannte die Person hinter dem Steuer. Sie blieb wie angewurzelt stehen.
    »Was ist?«
    »Nichts. Ich … ich nehme lieber die Bahn. Wenn du arbeiten musst, dann will ich nicht stören.«
    Wörner packte unsanft ihren Arm. »Stefanies Hof brennt, verdammt. Und wenn du dir einbildest, dass ich dich jetzt aus den Augen lasse, dann hast du dich geschnitten. Du hältst jetzt deine Klappe und steigst in den Wagen!«
    Es wurde langsam dunkel. Der Abendhimmel präsentierte sich spektakulär über dem Katzenlochbachtal. Von fern hörte man das Rauschen des Feierabendverkehrs. Irgendwo jaulte eine Sirene, aber das konnte Margot die Entspannung, die Aussicht und das dritte Bier, bei dem sie mittlerweile angelangt waren, nicht trüben.
    »Ich ruf ihn einfach an«, sagte sie. »Wörner. Ich rede mit ihm. Wir können zusammenarbeiten. Er ist eigentlich ein netter Kerl. Und letztlich geht es um die Sache.«
    Eine zweite Sirene störte die Abendstille. »Dein Grillding«, sagte Margot und grinste. »Till, sie schreien schon mit der Sirene nach Bier. Und das, obwohl gar nicht mehr viel Bier übrig ist.«
    »Wird schon reichen«, sagte Till. »Und sonst gibt’s ja noch Tankstellen.« In diesem Moment klingelte sein Handy. »Machen die jetzt echt Stress?« Er sah das Display vorwurfsvoll an, meldete sich. Er lauschte, wurde ein wenig blasser, dann wandte er sich Margot zu. »Kein Grillding«, sagte er. »Nicht bei der Feuerwehr. Scheiße, Stefanies Hof brennt!«
    Margot wurde kalt. »Britta«, ächzte sie. »Mein Gott, Britta!«
    »Komm schon!« Till war aufgesprungen. Im Gehen goss er den Rest aus der Bierflasche ins Gras, stopfte sie in den Rucksack. Margot folgte

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