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Schneeballflirt und Weihnachtszauber

Schneeballflirt und Weihnachtszauber

Titel: Schneeballflirt und Weihnachtszauber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sissi Flegel
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schlich, um Gespensterfänger zu spielen. Da aber ihre Türe nicht quietschte, schlief ich dann doch ein.
    Obwohl der Radiosprecher mit aufgeregter Stimme vom Schneechaos berichtete und schilderte, wie viele Zentimeter Neuschnee in der Nacht gefallen waren, welche Straßen infolge umgestürzter Bäume und wegen Schneebruchs gesperrt, welche Oberleitungen unterbrochen und wie viele Haushalte demzufolge ohne Strom seien, gab es an unserem Frühstückstisch nur ein Thema: das Hausgespenst.
    Weil aber Line und Lene schworen, in der kommenden Nacht auf dem Flur zu nächtigen, räumte Großtante Katrin schließlich ein, sich vielleicht doch getäuscht zu haben.
    Mir fiel ein Stein vom Herzen!
    Der 21. Dezember war der letzte Schultag im Jahr. Wir sangen Weihnachtlieder, unser Klassenlehrer las eine besinnliche und total langatmige Geschichte vor, in der zwei Kinder bei Schneetreiben über einen Berg wandern mussten, sich infolge mangelnder Sicht und fehlender Kommunikationsmöglichkeiten – die Story stammte aus einer Zeit ohne Handy sowie GPS -System – verirrten und nur um Haaresbreite dem Kältetod entkamen.
    Andy, unser Klassenclown, schluchzte, Frank legte die Beine auf den Tisch und schnarchte, und unser Lehrer bekam die Krise. Ich hatte Herzklopfen und feuchte Hände: Was, wenn Großtante Katrin bei Tageslicht allen Mut zusammennahm und DOCH nachsehen ging? Zuzutrauen war es ihr; sie würde Omi Anni zum Mitgehen überreden, und wenn beide mal oben waren, würden sie jeden, wirklich jeden Winkel absuchen und nicht nur einen oder zwei Schränke öffnen.
    Außerdem war es mir nicht möglich gewesen, Flori Kaffee und Brötchen hochzubringen. Ob der Arme sehr hungerte?
    Ich sehnte das Ende des Unterrichts herbei, hatte beim Klingeln meinen Schulrucksack längst gepackt und rannte los. Zuerst zu Ferdi. »Zwei heiße Rote mit extra Senf und Ketchup! Und kannst du die Würste in Alufolie wickeln, damit sie warm bleiben?«
    »Neue Probleme?«, erkundigte er sich.
    »Probleme? Das Wort kenne ich nicht.«
    »Das beruhigt mich. Sag mal, Katinka, hast du etwas von Flori gehört?«
    »Von Flori? Nö. Warum?«
    »Sein Freund war hier. Steffen heißt er.«
    »Na und?«

    »Der Junge soll auf der Fahndungsliste stehen.«
    Ich stellte mich absichtlich blöd. »Steffen? Was hat er ausgefressen?«
    »Du verstehst mich nicht«, erklärte Ferdi. »Steffen sucht seinen Freund. Flori. Der Junge ist seit gestern verschwunden, und die Schule hat er auch geschwänzt.«
    »Cool.«
    »Findest du?« Ferdi schaute mich scharf an. »Könnte es sein, dass du die Letzte bist, die ihn gesehen hat?«
    »Iiich?«
    Zum Glück warteten ein paar Kunden auf ihre Wurst, sodass er mich nicht weiter in die Zange nehmen konnte. Ich legte das Geld auf den Tresen, winkte ihm zu und haute ab. Beim Bäcker kaufte ich noch fünf Brötchen und eine Flasche Cola, verstaute alles in meinem Rucksack und machte mich auf den Heimweg.
    Je näher ich unserem Haus kam, desto schneller schlug mein Herz. Ob Flori entdeckt worden war? Ob Popeye am Ende doch die Türklinke runterdrücken konnte, Flori aufgespürt und meine Familie durch sein Bellen alarmiert hatte? Unserem Hund traute ich alles zu.
    Zögernd und aufs Schlimmste gefasst betrat ich unsere Diele. Alles war so wie jeden Tag: In der Küche klapperten Töpfe und Geschirr, Daisy döste auf der Fensterbank, und Popeye begrüßte mich schwanzwedelnd.
    Ich zog die Schuhe aus und rannte auf Strümpfen nach oben. »Du wirst gesucht, Flori!«
    »Hoffentlich!«, antwortete er.
    »Ist dir kalt?«
    »Nur ein bisschen. Aber ich habe Hunger und – « Er grinste verlegen. »Ich habe einen alten Nachttopf gefunden. Sag mir, wann ich den Inhalt ins Klo schütten kann.«
    »Das hat keine Eile«, sagte ich hastig. »Hier hast du etwas zu essen. Ich komme wieder, sobald ich kann.«
    »Mensch, Katinka, mir ist so langweilig. Könntest du nicht – «
    »Später, Flori, jetzt hab ich echt keine Zeit.«
    Im Bad wusch ich mir ausgiebig die Hände, kämmte die Haare und ging mit dem unschuldigsten Gesicht der Welt nach unten.
    »Gib Küsschen! Gib Küsschen«, krächzte Sahib, der auf Großtante Katrins Schulter saß. Meine Mutter stellte eine Schüssel Kartoffelbrei auf den Tisch, mein Vater murrte, weil es Spinat und Spiegeleier dazu gab, was er nicht gerne aß, und Opa Menno verkündete: »Um zwei fahren wir los. Der Schnee liegt hoch; ich hoffe nur, wir bleiben nicht stecken.«
    »Doch nicht mit dem Traktor!« Line stieß Lene an.

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