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Schneeballflirt und Weihnachtszauber

Schneeballflirt und Weihnachtszauber

Titel: Schneeballflirt und Weihnachtszauber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sissi Flegel
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oder Omi Anni und Großtante Katrin klappern in der Küche mit den Töpfen, oder Opa Menno tappt auf der Suche nach seiner Brille durchs Haus, oder meine Eltern versuchen Line und Lene einen neuen Blödsinn auszureden. Immer ist jemand da; nie ist das Haus leer – und wenn nur Daisy auf der Fensterbank sitzt und schnurrt.
    An diesem Tag war einzig Sahib zu Hause. Der Vogel hockte in seinem Käfig und sah elend aus. »Wo ist Großtante Katrin?«, fragte ich ihn und machte das Käfigtürchen auf, um ihn zu streicheln. Er hüpfte aufgeregt herum und kreischte Pfoten weg, Pfoten weg!
    Der Beo hatte den Daisy-Schock noch längst nicht verdaut; ich machte, dass ich ins nächste Zimmer kam. Es war das der Zwillinge und plötzlich wusste ich, was meine Mutter mir am Morgen hatte sagen wollen und weshalb niemand im Haus war: Line und Lene traten heute im Krippenspiel ihrer Klasse auf! Sie gaben die Hirten auf dem Feld, Popeye war ihr Hütehund, und sogar Daisy hatten sie zum Mitspielen verdonnert: Die Katze trat als weißer Tiger auf. Eigentlich hätte Sahib auf der Schulter eines der drei Weisen aus dem Morgenland sitzen und orientalisches Flair vermitteln sollen, aber vermutlich sah er dafür nach Daisys Überfall zu schäbig aus. Oder Großtante Katrin hatte ihn in seinem Schockzustand nicht fit für die Öffentlichkeit gehalten.
    Mir fiel ein ganzer Steinbruch vom Herzen: Die gesamte Familie war in der Schule und schaute den Zwillingen, Popeye und Daisy bei ihrem Auftritt zu, und so kam Flori ohne Probleme ins Haus. Was für ein Glück!
    Flori staunte über das alte Gebäude mit den langen Fluren und vielen Türen, aber ich drängte ihn unbarmherzig auf den Speicher, wo die nackte Birne ein schummriges Licht verbreitete. »Hoffentlich ist es dir nicht zu kalt, Flori.«
    Er blieb stehen. Dann drehte er sich einmal um sich selbst. »Wow! Das ist ja gigantisch!«
    »Findest du? Mal sehen, wo wir dir ein Lager einrichten können.« Ich ging bis ans eine Ende des Speichers, wo etliche Truhen und Kästen standen. »Hilf mir mal, Flori!«
    Wir rückten sie so weit von der Wand weg, dass er seinen Schlafsack dahinter auslegen konnte. »Würde dir der Platz gefallen? Wenn jemand kommt, sieht dich da niemand. Vorausgesetzt natürlich, du bleibst mucksmäuschenstill liegen.«
    »Da könnte ich es hundert Jahre lang aushalten!«, meinte er begeistert.
    »Komm schon! Hundert Jahre sind eine lange Zeit!« Ich öffnete eine der Truhen und holte etliche nach Mottenkugeln riechende Decken heraus. Die legten wir auf den Boden, darauf kam der Schlafsack, und dann erinnerte ich mich noch an Opa Mennos alten Mantel mit dem Fellfutter. »So«, meinte ich dann zufrieden. »Das dürfte genügen, damit du nicht erfrierst. Jetzt holen wir etwas zu essen und eine Kerze, dann bist du ausstaffiert!«
    Flori umarmte mich. »Du bist eine Wucht, Katinka!«
    »Alles halb so wild«, sagte ich bescheiden. »Aber wir müssen uns beeilen; ich habe keine Ahnung, wann meine Leute zurückkommen.«
    Im Vorbeigehen schnappte ich mir einen alten geflochtenen Wäschekorb, an dem die Griffe abgebrochen waren. »Das Licht musst du nicht ausmachen, das sieht niemand.«
    Wir rannten zuerst in die Speisekammer. Dort stellte ich eine Flasche Apfelsaft in den Korb sowie drei Büchsen Schinkenwurst, und in der Küche säbelte ich ein tüchtiges Stück Brot vom Laib. »Magst du Äpfel? Und Käse?«
    »Ich esse alles.«
    »Eine Scheibe vom Christstollen und ein paar Zimtsterne?«
    »Nur rein in den Korb!«

    Wir vergaßen weder das scharfe Messer noch den Teller und das Glas. Zuletzt warf ich drei Teelichter und ein Feuerzeug in den Korb. »Dass du aber ja nicht das Haus anzündest, Flori! Fehlt noch etwas?«
    »Ich rufe den Ober, wenn wir was vergessen haben.«
    »Gute Idee. Hast du dein Handy dabei?«
    »Klar. Frisch aufgeladen sogar.«
    »Dann ruf mich an, wenn …« Ich hob den Kopf und lauschte. »Hörst du das Auto? Sie kommen!«
    Als meine Familie ins Haus polterte, saß ich gemütlich am Küchentisch und schmierte ein Marmeladenbrot.
    Natürlich waren Line und Lene beleidigt, dass ich ihren Auftritt verpasst hatte, und meine Mutter stellte die üblichen ätzenden Fragen. »Wo warst du? Warum hast du dir das Krippenspiel nicht angesehen?«
    Sogar Opa Menno schimpfte, und Omi Anni sagte drei Mal hintereinander: »Wie konntest du nur so vergesslich sein, Katinka!«
    Ich murmelte was von Schule und der Englischarbeit, die wir zurückbekommen hatten. »Ich habe mit einer

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