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Schneller als der Tod

Schneller als der Tod

Titel: Schneller als der Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Josh Bazell
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Arzt?«
    »Raus aus meinem OP!«
    »Sagen Sie mir, wer operiert.«
    »Muss ich den Sicherheitsdienst rufen?!«
    Ich patsche ihm vorn auf seinen Papierkittel, der damit verunreinigt ist, und er schreit auf. Wenn die Operation stattfände, hätte ich sie gerade um eine halbe Stunde verlängert. »Sagen Sie mir, wo der scheiß Arzt ist«, verlange ich.
    »Hier bin ich«, sagt der Arzt, hinter mir. Über dem Mundschutz ist er ein Patrizier. »Was haben Sie in meinem Operationssaal verloren?«
    »Diese Frau hat kein Knochensarkom«, sage ich ihm.
    Seine Stimme bleibt ruhig. »Nein? Was hat sie denn?«
    »Endometriose. Es blutet nur, wenn sie menstruiert.«
    »Der Tumor sitzt an ihrem Femur. Dem distalen Femur.« Er guckt auf meinen Halsverband, aus dem's vermutlich wieder sickert. Es tut sauweh. »Sind Sie Arzt?«
    »Ja. Es handelt sich um verschlepptes Gebärmuttergewebe. Das kommt vor. Es sind Fälle bekannt.«
    »Nennen Sie einen.«
    »Das kann ich nicht. Ich habe es von einem Prof gehört.«
    Genau gesagt hatte ich es von Professor Marmoset gehört, als wir einmal zusammen im Flugzeug gesessen hatten. Er sprach von dem vielen Blödsinn, den man im Medizinstudium lernen muss, im wirklichen Leben aber nie zu sehen bekommt.
    »So einen Unfug habe ich ja noch nie gehört.«
    »Auf Medline finde ich schon einen Fall«, sage ich. »Sie hat Gebärmuttergewebe im vorderen Teil des großen Streckmuskels, verwachsen mit der Knochenhaut. Das können Sie rausnehmen. Wenn Sie ihr stattdessen das Bein abnehmen, wird die Pathologie feststellen, dass ich recht habe, und Ihnen den Arsch aufreißen. Jedem hier im Raum werden sie den Arsch aufreißen. Dafür sorge ich dann schon.«
    Ich starre in jedes Augenpaar, das ich erwische.
    »Hmm«, macht der Arzt.
    Ich frage mich, ob ich ihm auch an den Kittel fassen muss.
    »Na schön, beruhigen Sie sich«, sagt er schließlich und reißt sich selbst den Kittel runter. »Ich mache eine Literatursuche auf Medline.«
    »Danke.«
    »Und mit wem habe ich das Vergnügen? Damit ich Sie feuern lassen kann, wenn Sie sich irren.« Geschenkt, Schwachkopf. »Bärentatze Brnwa«, sage ich im Gehen.

    Der Rolltreppenzugang wird jedoch überwacht: ein Killer vorn und hinten, und zwei fahren zum nächsten Stock hoch.
    Verdammt,
denke ich.
Wie viele von den Typen sind hier?
Einen Rambo-Augenblick lang spiele ich mit dem Gedanken, einen Alkohol-Handgelspender von der Wand zu reißen und ihn als Flammenwerfer zu benutzen, aber ich finde, ein Krankenhaus voller Patienten abzufackeln, geht doch irgendwie zu weit. Stattdessen kehre ich zur Feuertreppe zurück, die von den vorsichtigen Schritten nach mir Suchender widerhallt, und sprinte so leise wie möglich die drei Treppen zur Inneren hinauf.
    Zurück ins Innerste meines Baus.
    Das hat seine Vorteile. Zum Beispiel den, dass ich die Kanone des verhinderten Straßenräubers da versteckt habe. Ich muss sie nur finden.

    Mir fehlt jede Erinnerung daran, wo ich die Waffe hingetan habe. Wenn ich zurückdenke, umgibt mich nur ein Nebel drogenbedingter Erschöpfung.
    Ich besinne mich auf einen Trick von Prof Marmoset.
    Laut Professor Marmoset soll man gar nicht erst versuchen, sich daran zu erinnern, wo man etwas hingetan hat. Man soll sich einfach vorstellen, man müsse es jetzt irgendwo hintun, und an der Stelle nachsehen, für die man sich entscheidet. Denn warum sollte man jetzt einen anderen Ort wählen als vorher. So flatterhaft ist die Persönlichkeit nicht. Man wacht nicht jeden Morgen als ein anderer auf. Uns fehlt nur das Vertrauen zu uns selbst.
    Ich versuche es also. Ich gebrauche die Macht. Ich stelle mir vor, wie ich morgens um halb sechs mit ziemlich leerem Kopf eine Schusswaffe verstecken muss.
    Es führt mich zum Aufenthaltsraum für die Schwestern und Pfleger hinter der Inneren. Zu den alten Lehrbüchern auf dem ringsum laufenden hohen Bord, die niemand mehr aufschlägt, seit es das Internet gibt. Zu einem dicken Buch auf deutsch über das Zentralnervensystem.
    Dahinter ist die Kanone. Wieder ein Punkt für Marmoset.

    Vorn am Stützpunkt sehe ich, dass zwei Killer von den Enden des Gangs her die Zimmer durchsuchen. Sie kommen auf mich zu.
    Wenn ich eine regelrechte Schießerei will, kann ich zum Parallelgang auf der anderen Seite der Station gehen und von da aus auf die Typen feuern. Das würde nicht nur eine unbestimmte Anzahl von Unbeteiligten das Leben kosten, sondern sämtliche bewaffnete Kräfte im Krankenhaus auf den Plan rufen. Ich lasse mir

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