Mein Herz gehört nur dir (Nobility) (German Edition)
Der Roman spielt in den achtziger Jahren
Laura Hofmann hielt am Straßenrand und nahm aus dem Handschuhfach ihres Wagens eine Landkarte. Irgend etwas stimmte da nicht! Nein, es gab keinen Zweifel, sie hatte sich ve rfahren! Sie hätte längst im Hellheim sein müssen.
Die junge Frau zeichnete mit dem Zeigefinger die Strecke von Münster nach Hellheim nach. Hinter Alfdorf hätte sie nicht nach rechts abbiegen dürfen, das war ihr Fehler gewesen. - Nun, jetzt ließ es sich nicht mehr ändern. Es gab nur zwei Möglichkeiten. Entweder sie kehrte nach Alfdorf zurück oder sie versuchte, Hel lheim auf Umwegen zu erreichen.
Laura entschied sich, einfach weiterzufahren. Wenn sie nach Alfdorf zurückkehrte, verlor sie eine ganze Stunde, aber sie wollte nicht erst bei Dunkelheit in Hellheim a nkommen.
Die junge Frau suchte auf der Karte nach dem kürzesten Weg. Wenn sie sehr aufpaßte, konnte sie sich jetzt eigentlich nicht mehr verfahren. Rasch schrieb sie die kleinen Ortschaften, die sie pa ssieren mußte, auf ein Stück Papier und legte es auf die Ablage vor der Frontscheibe.
In tiefen Zügen atmete Laura die würzige Landluft ein, die durch die offenen Wagenfenster drang. Soweit ihr Auge reichte, gab es Felder, Wiesen und Wald. Sie freute sich auf ihren Aufen thalt in Hellheim. Richard Lang hatte sie engagiert, um seinem Sohn, der vorübergehend an den Rollstuhl gefesselt war, Nachhilfeunterricht zu geben. Tobias hatte durch einen Unfall über ein halbes Schuljahr verloren.
Links vor ihr tauchte eine Abzweigung zum Schloß Paulshof auf. Laura wollte sie gerade passieren, als der Motor ihres Wagen zu stottern begann und dann erstarb. "Verdammt!" stieß sie wenig damenhaft hervor, öffnete von innen die Motorhaube und stieg aus.
Die junge Frau blickte verzweifelt in den Wirrwarr aus Kabeln und Schläuchen, das sich ihren Augen bot, nachdem sie die Motorhaube angehoben hatte. Sie mußte sich eingestehen, daß sie zwar eine ausgezeichnete Fahrerin war, aber nicht das geringste von Motoren verstand. Was sollte sie jetzt tun? Bis zum nächsten Ort waren es einige Kilometer. Weit und breit war auch kein Mensch zu sehen, den sie um Hilfe bitten konnte. Zudem wurde es merklich kühler. Wind kam auf. Die dunklen Wolken, die nach und nach das Blau des Himmels verdeckten, verhießen garantiert nichts Gutes.
Laura holte erneut die Karte aus dem Handschuhfach. Schloß Paulshof schien weit und breit die einzige menschliche Ansie dlung zu sein. Ob sie oben im Schloß um Hilfe bitten konnte? - Etwas anderes würde ihr ohnehin kaum übrigbleiben.
Die Lehrerin wollte gerade ihre Handtasche vom Rücksitz nehmen, als aus Richtung Hellheim eine helle Limousine kam. Kurz vor ihr brachte der Fahrer seinen Wagen zum Stehen und stieg aus. "Haben Sie eine Panne?" fragte er. "Sie ..." Er stutzte. "Wer sind Sie?" Unsicher sah er sie an.
"Ja, ich habe eine Panne", erwiderte Laura und stellte sich vor. "Ich bin auf dem Weg nach Hellheim."
"Mein Name ist Paulsen", sagte er. "Verzeihen Sie, wenn ich Sie angestarrt habe. Sekundenlang glaubte ich, einem Geist zu begegnen. Ich ..." Er sprach nicht weiter, sondern wies auf ihren Wagen. "Darf ich einen Blick unter die Motorhaube werfen? Nicht, daß ich allzuviel von Motoren verstehen würde, aber man kann ja nie wissen."
Laura öffnete erneut die Motorhaube. Während der nächsten fünfzehn Minuten versuchte Michael Baron Paulsen vergeblich, ihren Wagen wieder in Gang zu bringen. "Scheint zwecklos zu sein", meinte sie, als er ihr schulterzuckend den Wagenschlüssel zurückgab.
"Am besten, ich bringe Sie erst einmal aufs Schloß hinauf", schlug er vor und blickte zum Himmel. "Es kann höchstens noch zehn, fünfzehn Minuten dauern, bis das Unwetter losbricht."
"Sind Sie der Besitzer des Schlosses?" erkundigte sich Laura, als sie in seine Limousine stieg.
"Nein, sein Bruder", erwiderte der junge Baron. Nachdenklich schaute er zu ihrem Wagen. "Ich nehme nicht an, daß man ihn heute noch reparieren wird", sagte er. "Außerdem wird es ohnehin besser sein, wir nehmen Ihr Gepäck mit."
"Heißt das, Sie laden mich ein, über Nacht auf dem Schloß zu bleiben?" fragte Laura fassungslos.
"Falls Sie Bedenken haben, so kann ich Ihnen versichern, daß wir beide nicht alleine im Schloß sein werden", bemerkte er bel ustigt. "Außer dem Personal sind meine Schwägerin und meine kleine Nichte noch da. Mein Bruder ..."
"Nein, so habe ich es nicht gemeint", entschuldigte sich die junge Frau errötend. "Nur, Sie
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