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Schrei in der Nacht

Titel: Schrei in der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Higgins Clark
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liebsten sagen: ›Jenny, essen Sie bitte das Sandwich auf. Sie haben es ja kaum angerührt.‹«
    »Ich habe genug«, sagte Jenny. »Aber wenn Sie mir bitte einen Kaffee bestellen würden? Hartley wird einen Schlaganfall bekommen, wenn er sieht, daß Sie gekommen sind, während er weg war. Und ich muß unauffällig gehen, ehe der Empfang zu Ende ist, was ihm auch nicht gerade gefallen wird.«
    Erichs Lächeln schwand. »Sie haben abends etwas vor?«
    »Das kann man wohl sagen. Wenn ich die Mädchen zu spät von Mrs. Curtis’ progressiver Kindertagesstätte abhole, werde ich mein blaues Wunder erleben.« Sie zog die Augenbrauen hoch, schürzte die Lippen und machte Mrs. Curtis nach: »Ich pflege um fünf Uhr zu schließen, Mrs. MacPartland, aber ich mache eine Ausnahme für berufstätige Mütter. Halb sechs ist jedoch das Äußerste.
    Erzählen Sie mir bloß nichts von verpaßten Bussen oder dringenden Anrufen in letzter Minute. Sie sind um halb sechs hier, oder Sie behalten Ihre Kinder ab morgen zu Haus, verstanden?«
    Erich lachte. »Ich verstehe. Erzählen Sie mir jetzt etwas über die Mädchen.«
    »Oh, das ist ganz einfach«, sagte sie. »Sie sind hochintelligent und niedlich und liebenswert und…«
    »Und konnten mit sechs Monaten laufen und mit neun Monaten sprechen. Sie klingen genau wie meine Mutter.
    Es heißt, sie hätte auch immer so über mich geredet.«
    Sein Gesicht bekam plötzlich einen sehnsüchtigen Ausdruck, und Jenny fühlte ein eigenartiges Ziehen in der Brust. »Ich bin sicher, daß es so war«, sagte sie.
    Er lachte. »Und ich bin sicher, daß es nicht so war.
    Jenny, New York macht mich irgendwie benommen. Wie ist es eigentlich, wenn man hier aufwächst?«
    Sie redeten weiter, während sie den Kaffee tranken.
    Sie unterhielten sich über das Leben in der Stadt: »Es gibt in Manhattan kaum ein Gebäude, das ich nicht liebe.« Er trocken: »Das kann ich nicht glauben. Aber Sie haben schließlich nie das andere Leben kennengelernt.«
    Dann sprachen sie über Jennys Ehe. »Wie haben Sie sich gefühlt, als alles vorbei war?«
    »Seltsamerweise nicht schlechter, als man sich fühlt, wenn die erste Liebe in die Brüche gegangen ist. Der Unterschied ist, daß ich die Kinder habe. Für sie werde ich Kev immer dankbar sein.«
    Als sie zur Galerie zurückkamen, wartete Hartley schon ungeduldig. Nervös musterte Jenny die hektischen roten Flecken auf seinen Wangenknochen und bewunderte dann, wie gut Erich ihn beruhigte. »Sie finden doch sicher auch, daß das Essen im Flugzeug nicht genießbar ist. Da Mrs. MacPartland gerade zum Lunch ging, habe ich sie überredet, mich mitzunehmen.
    Ich habe aber nur ein paar Bissen probiert und freue mich jetzt, mit Ihnen essen zu gehen. Und ich darf Sie dazu beglückwünschen, wie gut Sie die Bilder gehängt haben.«
    Die roten Flecken verblaßten. Jenny dachte an das üppige Sandwich, das Erich verzehrt hatte und sagte ernst: »Ich habe Mr. Krueger das Hähnchen a la Kiew empfohlen, Mr. Hartley. Sorgen Sie bitte dafür, daß er es bestellt.«
    Erich zog eine Augenbraue hoch und flüsterte, als er an ihr vorbeiging: »Vielen Dank.«
    Später bereute sie den impulsiven Scherz. Sie kannte doch den Mann kaum. Wieso dann dieses Gefühl der Verbundenheit? Er war so einfühlsam und schien zugleich eine verborgene Kraft auszustrahlen. Nun, wenn man sein Leben lang an Geld gewöhnt ist und noch dazu gut aussieht und Talent hat, muß man ja selbstsicher und gelassen sein, sagte sie sich.
    In der Galerie war den ganzen Nachmittag lebhafter Betrieb. Jenny paßte auf, ob wichtige Sammler kamen.
    Sie waren alle zum Empfang eingeladen worden, aber sie wußte, daß viele von ihnen vorher hereinschauen würden, um die Bilder in Ruhe betrachten zu können. Die Preise waren hoch für einen neuen Maler, sehr hoch sogar. Aber es schien Krueger einigermaßen gleichgültig zu sein, ob die Bilder verkauft wurden oder nicht.
    Hartley kam zurück, als die Galerie gerade für das Laufpublikum geschlossen wurde. Er sagte ihr, Krueger sei zu seinem Hotel gefahren, um sich zur Vernissage umzuziehen. »Sie scheinen großen Eindruck auf ihn gemacht zu haben«, sagte er nachdenklich. »Er wollte etwas über Sie wissen.«
    Gegen fünf lief der Empfang auf Hochtouren. Jenny führte Erich zu den einzelnen Kritikern und Sammlern, stellte ihn vor, tauschte Nettigkeiten aus, gab ihm Gelegenheit, ein paar Worte zu sagen, und eiste ihn dann los, um ihn mit einem weiteren Gast bekannt zu machen.
    Mehrmals

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