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Schuhwechsel

Schuhwechsel

Titel: Schuhwechsel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rosa Villas
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Zimmer.
    Ich bin schon wieder einmal total unschlüssig. Soll ich bleiben? soll ich weiter? Die allgemeine Bettenpanik ist schon ausgebrochen, aber ich befürchte Langeweile, wenn ich bleiben würde.
    Ein Münchner, der an der Bar sitzt, fragt mich, warum ich nicht bleibe.
    „Es besteht kein Unterschied, ob du gehst oder bleibst.“
    „Das finde ich schon“, antworte ich, „wenn ich gehe, ändert sich die Landschaft, wenn ich bleibe steht sie still.“ Damit hab ich mir die Antwort selbst gegeben und gehe weiter.
    Die Landschaft ist wechselhaft geworden. Es gibt sanfte Hügel, die sich mit grünen Wiesen und wunderschönen Wäldern abwechseln. Galizien ist toll.
    Nach 27 Kilometern Tageswerk gibt es in keiner Herberge mehr ein freies Bett. Na denn, suche ich mir halt ein Hotel.
    In Coto gibt es ein Hotel, das heißt „Die Zwei Deutschen“
    ‚Ha!’, denke ich, ‚das ist gut. Deutsche Gemütlichkeit und Sauberkeit, einen schönen Schweinsbraten mit Knödeln oder so etwas in der Art, das wäre jetzt genau das Richtige!’
    Aber in Coto gibt es „Die Zwei Deutschen“ gleich zweimal. Einmal als gemütliche Bar am Pilgerweg und einmal als ungemütliches Hotel an einer neu gebauten Hauptstrasse, gegenüber eines Schrottplatzes. Das Hotel ist kühl, das Personal extrem unfreundlich und spricht keine Sprache, die ich kenne. Könnte Polnisch oder Rumänisch sein. Ich schaue mir das Zimmer an, das sie mir zuweisen und stelle fest, dass man es nicht abschließen kann.
    An der „Rezeption“ erklärt mir das Mädchen, das offensichtlich für die Bar, die Küche, den Service und die Rezeption verantwortlich ist, dass das hier normal wäre.
    Ich fordere mein Geld zurück und gebe meine Schlüssel wieder ab.
    „Saftladen, elender!“, sage ich beim hinausgehen und pilgere nun zielstrebig auf das nächste Hotel in der Nachbarschaft zu. Ein schönes spanisches Haus, schöner Garten, gemütliche Terrasse und es ist natürlich ausgebucht.
    Die Chefin ist unglaublich freundlich. Als erstes gibt sie mir ein Bier aus. Dann ruft sie mir ein Taxi und erklärt mir, dass es keine Schande sei, die letzten 5 Kilometer bis Melide mit dem Taxi zu fahren, denn der Camino führe nur noch durch ein Industriegebiet und das wäre sehr hässlich. Sie sei den ganzen spanischen Jakobsweg selbst schon gegangen und sie wäre so begeistert von der Natur und den Landschaften, da könne man auf dieses betonierte Teilstück getrost verzichten.
    Sie gibt mir zwei Adressen von Herbergen in Melide mit auf den Weg und ich brause davon.
    Recht hat sie, die gute Senora. Wenn die Spanier die Fördergelder für den Jakobsweg in den Asphalt der Hauptstraße investieren, anstatt in die Infrastruktur des Weges, kann dies meiner Heiligkeit keinen Abbruch tun, wenn ich jetzt kurz mit dem Taxi fahre.
    Hätten die mehr Herbergen und Pensionen gebaut, anstatt die Straßen zu erweitern, hätte ich jetzt kein Übernachtungsproblem und bräuchte auch kein Taxi. Möchte nicht wissen, wie es hier im August zugeht. Der Spanier eben in der Bar meinte, das wäre verrückt. Wer im Hauptpilgermonat nicht spätestens um 14.00 Uhr ein Bett hat, bekommt keines mehr.
    In Melide sind natürlich ebenfalls alle Herbergen voll, aber die Taxifahrerin kennt sich aus und fährt mit mir alles ab, was Zimmer vermietet und so lande ich schließlich in einem ganz normalen Hotel mit einem eigenen Zimmer, einem eigenen Bad und eigener Toilette.
    Es ist wirklich erstaunlich, wie schnell man sich den Gegebenheiten dieses Weges anpasst und sich über Kleinigkeiten freuen kann. Eine eigene Toilette! Wahnsinn, wann hatte ich denn das zum letzen Mal? Muss Lichtjahre her gewesen sein. Ich freue mich so sehr über dieses Klo, dass ich mich erst einmal mit meinem Handy darauf platziere. Gemütlich! Dann schreibe ich viele Sms an meine Liebsten zu Hause und genieße die Ruhe.
    Luxus hat eine neue Dimension erreicht: ein eigenes Klo, ganz für mich alleine.
    Funktioniert aber vermutlich nur auf dem Jakobsweg.
    Danach wird mit langweilig und ich gehe in die Stadt. Bekomme tatsächlich ein passendes Ladegerät für mein Handy. Für meinen iPod nicht. Die sind in diesem Teil Europas noch nicht angekommen. Während ich gelangweilt durch die Gassen schlendere und mir die Auslagen in den Schaufenstern anschaue, bin ich weder beeindruckt noch interessiert. Entweder ist diese Stadt mal wieder nichts Besonderes oder ich habe nach den endlosen Kilometern schönster Natur, meinen Blick für schöne Städte

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