Schule der Armen
Orangensaft trinkt, zu so großen Leistungen wie der Französischen Revolution fähig wäre.
Dem gegenüber steht der Whisky der Engländer, dessen regelmäßiger und bewußter Genuß diesem Inselvolk zur Gründung seines Weltimperiums verholfen hat. Wir kennen keinen Engländer, der das Leben in den Tropen ohne Whisky ertragen hätte; und als das Meer, dieses große vermittelnde Element mit seiner unbeschränkten Verkehrsmöglichkeit den Engländern die Welt erschlossen hatte und die Umrisse einer großen politischen Konzeption – die Zusammenfassung der Menschheit zum erstenmal wieder nach dem Zusammenbruch der Civitas Dei – am Horizont der Menschengeschichte auftauchten, nahmen die Engländer neben Geschützen, Fahnen und Gebetbüchern auch Branntweinfässer mit in die Kolonien, wo sie dieses ausgezeichnete Betäubungsmittel auch mit dem allergrößten Erfolg anwandten.
Es würde den Rahmen dieses kleinen Werkes weit überschreiten, wenn wir jetzt versuchen wollten, mit Vergleichsmethoden die Natur und die Art der Getränke zu ermitteln, die die Völker in kritischen Zeiten zu großen Taten ermuntert haben. Wir möchten lediglich bemerken, daß das zeitweilige Versagen des Deutschtums im Wettlauf der Völker um die Weltherrschaft zum Teil auf den maßlosen Bierkonsum zurückzuführen ist, dem diese große Nation schon einmal im Mittelalter zum Opfer fiel.
Ohne die Vorteile dieses an und für sich ausgezeichneten Getränks zu unterschätzen, und im vollen Bewußtsein, daß ein zur richtigen Zeit und bei richtiger Gelegenheit genossenes Glas Bier einem Göttergeschenk gleichkommt, müssen wir um der historischen Wahrheit willen dennoch feststellen, daß weintrinkende Völker sich eher zur Gründung von Weltreichen eignen als biertrinkende Nationen. Die zweifelsohne heilsame Wirkung von Bier könnten wir am ehesten mit der Theorie der homöopathischen Heilmittel erklären. Gleich dem in minimaler Dosierung verabreichten Gift wirkt auch das Bier heilspendend, besonders in früher Morgenstunde nach maßlosem Genuß von edleren Alkoholika. Auch in diesen Fällen empfehlen wir nur das helle Bier in kleinen Mengen von nicht mehr als einem Viertelliter. Die Römer tranken ausschließlich Wein; und der Wein spornte die machtvollen kriegerischen Völker des Altertums zu großen historischen Taten an. In den Übergangszeiten des Friedens spielt der maßvolle Biergenuß beim Ausgleich der gesellschaftlichen Gegensätze unbedingt eine wichtige Rolle; die großen Intuitionen dagegen, wie auch das Narkotikum gegen historische Schicksalsschläge, suchte und fand ein gesundes Volk nur im Wein.
Ein oder gar mehrere Gläser reinen edlen Weins, in dem sich der würzige Ruch der Erde und das strahlende Lächeln der Sonne vereinen, können uns, wenigstens für einige kurze Augenblicke, die Existenz, selbst in ihrer Sinnlosigkeit, als eine lebenswerte Notwendigkeit sehen lassen. Einer der Gründe des Verfalls der jüdischen Nation ist wohl in der Verachtung zu suchen, mit der die Juden die Freude anderer Völker am Alkohol verdammten und den Alkoholgenuß zu einer barbarischen, rohen Sitte stempelten. Die schädlichen Folgen der mit dem scharfen kritischen Sinn des jüdischen Volkes schlecht zu vereinbarenden eigenen Mäßigung sind zu gut bekannt, um sie in allen Einzelheiten noch besprechen zu müssen. Die Juden haben sich im Laufe ihrer Geschichte damit zufrieden gegeben, den Wein an die anderen zu verkaufen, und begnügten sich mit dem Profit, der ihnen durch ihre Freude am Alkoholhandel zufloß.
Den wahren Profit bringt jedoch nur der Wein, den wir trinken, und jener leicht benebelte Scharfsinn im Übergangsstadium zum Rausch zeigt uns die Umrisse unseres Lebens in schärferem Licht und aus einem weiteren Gesichtswinkel als die noch so fein ziselierte systematische und nüchterne Überlegung. Drei Viertel Wein, alle drei Stunden genossen, genügen zu diesem Zweck; dabei tut der Arme gut, zwei bis drei Stunden nach dem Erwachen, ebenso von vier bis sieben Uhr nachmittags, keinen Alkohol zu sich zu nehmen.
Mit welchen kleinen Passionen sollte der Arme sich die Zeit vertreiben? Die in der Welt fast am meisten verbreitete Zerstreuung, die Liebe, gehört auf Grund des oben Gesagten nicht zu den billigen und praktischen Passionen; darum können wir sie auch getrost unberücksichtigt lassen. Der Winter- oder Sommersport ist für anspruchsvolle richtige Arme sozusagen unerreichbar, da jeder Sport: Rudern, Schwimmen, Skilaufen,
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