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Schule für höhere Töchter

Schule für höhere Töchter

Titel: Schule für höhere Töchter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Cross
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verklungen ist, und erst dann nacheinander hinausgehen.«
    Sie nickte knapp, und das Klavier intonierte die ersten Akkorde.
    »Ich bete zu Gott, daß sie weiß, was sie tut«, sagte Julia im Hinausgehen zu Kate.
    »Ich denke, sie tut das Richtige«, sagte Kate. »Es ist immer besser, offen zu sein, den Menschen zu vertrauen, als zu versuchen, sie zu überlisten. Ganz besonders, wenn sie das Geheimnis ohnehin herausfinden werden und dann eine Art Besitzrecht daraus ableiten.«
    »Oh, natürlich mußte sie es ihnen sagen«, sagte Julia. »Aber warum die Sache nicht damit gut sein lassen? Den Hunden die Schuld geben und zur Tagesordnung zurückkehren.«
    »Ich glaube, man sollte nicht einmal Hunde zum Sündenbock machen.«
    »Ich meine ja nicht, daß man sie die Klippen hinabstürzen soll, verstehst du?«
    »Das Schicksal des Bocks beunruhigt mich nie so sehr wie das Schicksal derer, die ihn mit ihren Sünden beladen. Entschuldige, ich will nicht hochtrabend klingen – natürlich bin ich genauso beunruhigt wie du, und jetzt hat Reed auch noch vor, sich von diesen Bestien aufspüren zu lassen, um zu sehen, was passiert. Ich brauche wohl nicht zu sagen, daß ich voll hehrer Prinzipien bin, solange mein Mann nicht hingeht und sie in die Tat umsetzt. Für mittelalterliche Abenteuergeschichten habe ich noch nie viel übrig gehabt im Gegensatz zur epischen Erzählung, und ich hatte auch keine Ahnung, daß ich einen Ritter der Tafelrunde geheiratet habe.«
    »Großer Gott, Kate, ich kann mir nicht vorstellen, daß er wirklich…«
    »O doch, er wird. Er ist so stur wie ein Maulesel, wenn er einmal einen Entschluß gefaßt hat. Ich bin sicher, es gibt etwas noch Stureres als einen Maulesel, womit man ihn vergleichen könnte, aber es fällt mir nicht ein, was. Natürlich sagt er, die Hunde seien perfekt abgerichtet, und er hätte schon Wachhunde bei der Arbeit gesehen, - er wird einen gepolsterten Schutzanzug tragen und behauptet, die Gefahr sei nicht größer als eine Autofahrt auf irgendeinem Highway, was mich auch nicht gerade beruhigt. Und dann sind da noch die Jablons.«
    »Er wartet unten.«
    »Reed?«
    »Mr. Jablon.«
    »Aber auf wen denn?«
    »Auf dich natürlich.«
    »Also, ich habe nicht die Absicht, mit ihm zu reden. Ich will Angelica besuchen, wenn…«
    »Angelica ist im Krankenhaus und steht unter Beruhigungsmitteln. Vielleicht will er dir ja erzählen, daß er seine Schwiegertochter im Zeichensaal angegriffen hat; dann sind die Hunde entlastet und du kannst Reed zurückrufen.«
    »Also, ich habe jetzt mein Seminar und deshalb keine Zeit, mir Beichten anzuhören; außerdem soll er die bei der Polizei ablegen.«
    »Jetzt hör endlich auf und sag dem alten Mann guten Tag. Du bist wirklich ganz schön außer Fassung, Kate, stimmt’s?«
    »Mir ist nicht aufgefallen, daß sich dein Mann als Versuchskaninchen angeboten hätte, dabei bist du ganz genauso um das Theban besorgt wie ich.«
    »Noch besorgter, deshalb wollte ich ja auch an der Hundegeschichte festhalten. Mein Mann ist Versuchskaninchen auf der Madison Avenue, wenn du es genau wissen willst.«
    Kate sah Julia eine Weile an. »Tut mir leid«, sagte sie dann. »Ich benehme mich abscheulich. Man mißbraucht seine Freunde in der Gewißheit, daß sie es schon aushalten werden. Man sollte mit denen, die man liebt, wirklich ebenso rücksichtsvoll umgehen wie mit denen, die einem völlig gleichgültig sind, aber aus irgendeinem Grunde tun wir das nie.«
    »Gott sei Dank«, sagte Julia. »Schenk Mr. Jablon ein paar nette Worte, und ich werde bedeutungsvoll durch die Flure wandern und mich vergewissern, daß sich keine Tratschgrüppchen bilden, sondern daß alle mit Entschlossenheit zu unseren niveauvollen Aktivitäten zurückkehren. Eine schöne Hoffnung.«
    Die Schule kehrte tatsächlich mit großer Zielstrebigkeit zu ihren verschiedenen Aufgaben zurück. Als Kate den Lärm im Treppenhaus hörte, war sie froh, daß das Haus nicht mehr leer war.
    Mr. Jablon, der sich erhoben hatte, als er sie in die Halle kommen sah, sagte fast dasselbe.
    »Bitte, nehmen Sie Platz«, sagte Kate und sank selbst in einen Sessel. »Ich habe jetzt mein Seminar. Glauben Sie, Angelica wird bald wieder bei uns sein?«
    »Ich weiß es nicht. Sie will nicht zurückkommen. Das ist ein sehr schlechtes Zeichen. Der Wille ist in solchen Dingen wichtig, in allen Dingen. Der Wille.«
    »Vielleicht ist es weniger eine Frage des Willens als des Vertrauens?«
    »Es kommt darauf an, daß man weiß, was

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