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Schwätzen und Schlachten

Schwätzen und Schlachten

Titel: Schwätzen und Schlachten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Verena Roßbacher
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weil – und dann zählt er die vielen wichtigen und unerlässlichen Posten seiner Haushaltsausgaben auf, unter anderem der Schneeanzug, die Daunen aus druckfrischen Tausendernoten, sie müssen alle naselang erneuert werden, wegen der optimlen Luftzirkulation. Wer, wie der gemeine Manager und ich, Geld wie Heu hat, trägt den feinen Schneeanzug. Spart auch Heizung.
    Frederik, das ist doch nicht lustig.
    Siehst du. Nicht einmal lustig bin ich mehr. Ich habe einfach schlechte Laune.
    Wenn es nicht wegen Geld ist, was ist es dann? Hast du Streit mit deinem Vater.
    Ich?, rief er empört, Streit mit meinem Vater? Er machte ein beleidigtes Gesicht.
    Ich dachte nur, weil du mitunter –
    Ich habe immer Streit mit meinem Vater.
    Das kanns also nicht sein.
    Nein.
    Also?
    Vielleicht wegen deinem Schal, wie soll je eine Frau mich finden, wenn ich in deinem kilometerlangen Schal stecke, in deinem kolossalen Schal in deinem proppenvollen Café, nie wird mich hier eine Frau finden, ich könnte fröhlich Kinder machen mit alleinstehenden Frauen und stecke fest in Schal und Café, du bist an allem Schuld.
    Der gibt schön warm, oder?
    Ja, Omi. Ist ein prima Schal. Vergiss es. Ist ein prima Schal.
    Also.
    Meine Frau ist weg.
    Frederik, du hast gar keine Frau, seine Oma bestrich zwei weitere Scheiben Zopf mit Quittengelee, schnitt sie in schmale Streifen und schob sie ihm hin.
    Er räumte sie auf dem Teller hin und her, legte das Lavendelfeld frei, meinst du, das ist auch nur einen Deut besser, als wenn sie weg wäre? Er betrachtete düster die Landschaft, stopfte sich einen Zopfhappen nach dem anderen in den Mund, kaute, willst du mich fertigmachen? Willst du Salz in offene Wunden schütten? Denkst du, es ist besser, wenn keine Frau einen will, als wenn einem die Frau wegrennt? Ich weiß nicht.
    Frederik, du bist so ein patenter Kerl –
    Kein Mensch ist heutzutage mehr –
    Meinetwegen, aber so ein netter junger Mann wie du –
    Bitte versuch nicht, witzig zu sein.
    Ich bin nicht witzig.
    Hat sich eben so angehört.
    Frau Sydow seufzte, sie schmierte noch ein paar Zopfscheiben, ach Frederik, du hast einen merkwürdigen Sinn für Humor.
    Ich habe, er nahm eines der Brote, bevor sie es in Streifen schneiden konnte, und stopfte es in einem Aufwasch in den Mund, ich glaube fast, Omi, ich habe überhaupt keinen Humor, sagte er gedämpft.
    Ich auch nicht, Frederik, das weißt du doch.
    Witzig!
    Sie schwiegen ein bisschen. Frederik strich die Zeitung glatt, das Bild der Werkzeugtasche, sie besuchte die Sternzeichen. Flog durchs Weltall, mausallein.
    Er mochte das stete Rhabarbern der Gäste. Anna Snozzi kam und brachte frischen Kaffee.
    Anna, sagte Sydow, er schob die Zeitung beiseite, betrachtete sie, jetzt, bebrillt und geputzt und scharfsichtig erspähte er die mutigen Hosen, Anna, sagte er erfreut, gut siehst du aus.
    Danke, Frederik, sie schenkte ihm und seiner Oma Kaffee nach.
    Anna, sagte er erfreut.
    Ja, Frederik, sie nahm sich selbst eine Tasse Kaffee und setzte sich zu ihnen, Frederik drehte sich zu ihr und schlug die Beine übereinander, er betrachtete sie hocherfreut, er betrachtete sie wirklich eingehend, sicher, sie hatte übermütige Hosen, aber zum Beispiel auch schöne Haare.
    Du hast so schöne Haare, sagte er.
    Danke, Frederik, das ist nett, dass du das sagst.
    Du hast, sagte er, er stützte den Kopf in die Hand und schaute sie verträumt an, du hast so schöne Beine.
    Anna Snozzi lachte, was wird denn das, sagte sie, sie goss noch ein wenig Milch nach, trank einen Schluck und lehnte sich zurück, verschränkte die Arme vor der Brust.
    Schöne Beine. Kurze Hosen. Wirklich kurze Hosen! So eine schöne Haut. Schöne Augen. Guter Hintern –
    Frederik!
    Omi, halt dich raus, wieso hörst du überhaupt so gut, du bist doch schon alt.
    So alt auch wieder nicht.
    Dann hör weg, im Alter hört man schlecht und falls nicht, muss man weghören, du regst dich sonst viel zu oft auf. Wieso musst du auch so eigensinnig gut hören? Vermutlich Altersstarrsinn. Sicher kriegst du mal noch einen Herzkasper. Hörst lauter Sachen, die alte Damen nicht hören sollten, und kriegst einen Herzkasper.
    Hier, er schob ihr die Zeitung zu, lies was, mit deinen ungebührlich scharfen Adleraugen. Besser täte dir eine ungeputzte Brille, alles zöge verschwommen und schemenhaft an dir vorbei, ein Leben im Reich der puderigen Impressionen, das bekäme dir sicher besser, schont das Herz, ich spreche aus Erfahrung. Zum Beispiel Anna, sagte er, zum

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