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Schwätzen und Schlachten

Schwätzen und Schlachten

Titel: Schwätzen und Schlachten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Verena Roßbacher
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beschränkten Möglichkeiten einen beschränkten Schritt tut, verändert sich die Welt. Jedem seinen eigenen Ball! Das wäre mein Lösungsvorschlag. Damit hätte man das Problem Sport ein für alle Mal gelöst. Und alle anderen Probleme auch, mit dem Sport stehts und fällts, glaub mir. Kleine Schritte muss man machen. A small step for a man, giant leap for menhoot. Verstehst du?
    Anna Snozzi trank einen Schluck Kaffee, dachte nach, schaute den Sekunden hinterher, hörte den Rhabarber wachsen und wie der Regen fiel auf seine großen Blätter, es hatte nämlich angefangen zu regnen, man hörte die ersten versoffenen Tropfen auf dem Asphalt, nein, sagte sie, das verstehe ich nicht.
    Schau, wir müssen ja keine großen Sprünge machen. Dass jetzt eine Werkzeugtasche mausallein durch den Weltraum flieht, ist das Resultat einer Menge kleiner Schritte. Armstrong ist ja auch nicht auf den Mond gekommen, weil er so lange Beine hat, nein, dank vieler kleiner Schritte vieler vieler Menschen konnte er endlich auf den Mond fliegen. Er steigt aus und macht auch einen kleinen Schritt. Menschen machen einfach kleine Schritte. Verstehst du?
    Es regnete, es redete, draußen und drinnen und vermischte sich zu einem wilden und zärtlichen Brausen, sie lauschten und schauten sich an, Frederik von Sydow lächelte und ihm wurde es ganz zärtlich und wild, eine kühne und saugute Mischung, verstehst du, Anna, sagte er zärtlich und dann sagte er es wild.
    Anna Snozzi lächelte, ja, sagt sie, ich verstehe.
    Anna, sagte Frau Sydow, sie hatte die Zeitung zur Seite gelegt und sich ihnen zugewandt, Sie müssen nicht –
    Omi! Deine Haare rennen immer noch vor dir davon, so nimmt dich doch kein Mensch ernst!
    Herrgott, Frederik, als ob das in meinem Alter noch eine Rolle – sie holte einen Taschenspiegel hervor und brachte die Frisur zur Vernunft.
    Genau, Sydow rückte ein wenig näher an Anna Snozzi und versuchte, seine Oma mit seinem Körper vor ihr zu verdecken, genau, eben, es war ein kleiner Schritt von einem kleinen Menschen und doch muss man sagen: Für die Menschheit war es ein gewaltiger Sprung, ein Riesenschritt.
    Und du möchtest mir sagen, das ist nicht nur auf dem Mond so.
    Richtig. Es ist auf dem Mond so und hienieden auf Erden.
    Das, sagte seine Oma hinter seinem Rücken, sagt man glaube ich heutzutage –
    Ja, Omi, hienieden wird nichts mehr, hast völlig recht. Oben am Himmel, unten auf der Erde, Schritte sind Schritte und zu Fuß gehen muss der Mensch, wozu also zögern? Wir machen einen kleinen Schritt. Wie müssen nicht alle Babys machen. Ein kleines Baby. Es muss ja gar nicht groß sein. Ein winziges Kind. Ist das so schwer? Ist das zu viel verlangt?
    Nein, eigentlich nicht.
    Anna, sagte Frau Sydow, ich weiß nicht, ob Sie sich im Klaren sind, was –
    Misch dich nicht ein, Omi, du hast deinen Beitrag schon längst geleistet. Lass du dir die Haare ondulieren und kümmere dich dann um die Urenkel. Anna, er wandte sich an Anna Snozzi, ergriff ihre Hände, ist es wirklich wahr?
    Ja, Frederik.
    Anna!
    Omi, halt dich raus oder ich wickel dich in meinen Schal und lass dich erst im Frühjahr wieder raus. Anna, willst du wirklich ein Kind, ist es wahr?
    Ja, Frederik.
    Unglaublich, da suche ich seit Jahren eine Frau, durchkämme die Welt mit meiner verschmierten Brille, wandele durch öde Wälder, wundere mich über diese komischen Frauen, die komischen Geräusche, die diese komischen Frauen beim Kindermachen von sich geben, diese komischen Kinder, die sich in Kuchenvitrinen nicht weiterentwickeln, ich traf Rehe, das ja, und dabei bist du hier, hier im Café, eine Frau, meine Frau, Anna, du bist reif, du bist fruchtig und fruchtbar, ich sehe das, ich rieche das genau, du musst gepflückt werden, von mir geerntet, sag, Anna, wollen wir ein Kind machen, Anna.
    Frederik, es ist schon gemacht.
    Was, Anna, wie kann das sein? Denkst du nicht, das würde ich wissen? Hatte ich so lange keine Frau, dass sich das in der Zwischenzeit alles total verändert hat, Sex, Beischlaf, ehelicher Vollzug, ist das alles altmodisch und ich habs nicht gemerkt, weil es in meinen Seminaren brandaktuell ist, wird in der Noch Neueren Literatur noch munter gevögelt, dabei ist das längst überholt? Macht man das heutzutage anders? Lüsterne Blicke? Ich muss sagen, ich habe dich durchaus lüstern angeblickt, reicht das heutzutage schon? Müsste ich mich mal kundig machen in der Enorm Neuen Literatur , andere Seminare besuchen? Wie haben wir das gemacht, Anna,

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