Schwätzen und Schlachten
in die Luft sprengen. Die Siedler würden von Bären aufgefressen und Amerika, dachte er angetan, Amerika gibt es nicht.
Hallo? Mama! Sag mal hörst du mir zu? Was ich meinem Biologielehrer sagen soll, meine Vier wackelt doch eh schon.
Wieso wackelt die, fragte der Vater, er kam mit dem Pinsel unter die Küchentür, er hatte noch mal angefangen zu malern, wo er an die Wand gelehnt hat, muss er noch mal drüber, wieso wissen wir davon nichts, ich finde –
Ja!, schrie der mit der wackligen Vier, er hielt sich die Ohren zu, jaja! Können wir ein andermal darüber reden? Er griff sich einen Tetrapack, riss die Lasche ab, trank Milch in großen Zügen.
Der Vater kehrt in den Flur zurück, tauchte den Pinsel in den Farbeimer, du musst dir diesen Ton abgewöhnen sagte er, es ist einfach – Indianer rannten vorbei, die Kavallerie, diesmal in umgekehrter Richtung, diese Scharmützel konnten noch Jahre dauern, der Vater drückte sich gegen die Wand, er schloss die Augen, vielleicht betete er.
Sag ihm doch, sagte die Mutter, alle leben noch, sie nahm ihm die Milchpackung ab, es gibt gleich Abendbrot, sagte sie.
Ja und, sagte er, nahm ihr die Milch wieder aus der Hand, trank sie aus.
Sag deinem Lehrer, sagte die Mutter, alle sind erschreckend gesund, es muss Penicillin gewesen sein.
Ich bin nicht gesund!, rief von oben der Kranke, er fand, man nahm ihn nicht ernst. Nie kriegte er Tee und Zwieback und nie las ihm einer vor.
Das wars, fiel der Mutter ein, hast dus am Hals, rief sie nach oben?
Nein, rief er zurück, im Bauch.
Dann brauchst du doch keinen Quarkwickel, rief die Mutter, sie stand unter der Treppe, den ganzen Quark im Arm.
Ich will auch keinen Quarkwickel, rief er herunter, ich will, dass mir jemand vorliest.
Du kriegst einen Kartoffelwickel, sagte die Mutter, und morgen, beschloss sie, morgen gibt es Kartoffeln mit Quark.
Igitt, sagte ein Kind, das vorbeiging, wenn ich das esse, muss ich kotzen.
Ich will keinen Wickel, schrie der Kranke, Wickel sind eklig!
Wickel sind gut, sagte die Mutter, ich mach dir einen heißen Kartoffelwickel um den Bauch, du wirst sehen, wie gut dir das tut.
Oben: Heulen, Schnäuzen, verzweifeltes, kränkliches Gemurmel … nie liest mir jemand vor … denen ist alles egal … immer allein … niemand kümmert sich … ganz allein … kein Tee … verhungern … etc.
Der Quark ist für meine Wände, rief von irgendwoher ein Sohn, wir mischen in der Schule gerade Naturfarben, nach Goethe, das wollte ich mal ausprobieren, das wird super.
Ganz sicher, murmelte der Vater.
Warum, das Kind war vor der Mutter stehen geblieben und sagte anklagend, warum kochst du immer so eklige Sachen?
Kartoffeln mit Quark sind nicht eklig, sagte die Mutter, während sie den Quark in den Kühlschrank zurückräumte.
Doch, sagte das Kind, supereklig. Andere Mamas kochen viel feinere Sachen.
Was denn zum Beispiel, sagte die Mutter.
Nudeln zum Beispiel, sagte das Kind.
Es gibt jeden zweiten Tag Nudeln, sagte die Mutter.
Warum nicht jeden, sagte das Kind, Nudeln sind soo fein.
Das stimmt, ein anderes Kind hatte sich dazugesellt, beide schauten sie der Mutter dabei zu, wie sie den Kühlschrank wieder einräumte, wir würden lieber jeden Tag Nudeln essen, sagten sie. Die Mutter drehte sich um, stemmte die Hände in die Hüften, schaute mit gerunzelter Stirn auf sie hinunter, Nudeln mit was, fragte sie.
Ohne alles, sagten sie, wir wollen nur Nudeln.
Keine Tomatensauce, kein Gemüse.
Nein, sagten sie erfreut, endlich hatte sie es begriffen, wir wollen kein Gemüse.
Das ist aber auf Dauer nicht gesund, sagte die Mutter.
Warum, sagten die Kinder.
Weil euch dann die wichtigen Vitamine fehlen, die braucht der Körper, sagte die Mutter.
Warum, sagten die Kinder.
Damit er groß und stark wird und gesund bleibt. Dafür braucht ihr das Gemüse.
Warum, sagten die Kinder.
Wegen der Vitamine! Im Gemüse!
Warum, sagten die Kinder.
Weil die im Gemüse drin sind. In den Nudeln nicht.
Warum, sagten die Kinder.
Weil … alle Dinge verschieden sind, im Gemüse sind viele Vitamine, Milchprodukte haben viel Eiweiß, in den Nudeln sind hauptsächlich Kohlenhydrate, die sind natürlich auch wichtig, aber man braucht eben auch das –
Warum, sagten die Kinder.
Weil alles verschieden ist!
Warum?
Weil, hm. Wegen – tja. Man weiß das nicht so genau. Der liebe Gott … niemand weiß Genaues … die einen sagen so … die anderen so … manche … also nicht alle … sind der Ansicht … der liebe Gott
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