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Schwätzen und Schlachten

Schwätzen und Schlachten

Titel: Schwätzen und Schlachten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Verena Roßbacher
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der Asymmetrie in der Geschlechterbewertung?
    Unsere Leser stehen über so was.
     
    Also gut, lieber Leser. Katharina Fitzwilliam läuft fortan unter Katharina. Über allfällige Fragen bezüglich Respekt, Distanzlosigkeit oder Asymmetrien in der Geschlechterbewertung wenden Sie sich bitte vertrauensvoll an meinen Lektor.
     
    Katharina schaute hoch, legte sich das Buch auf den Bauch. Es war im Zimmer schon ein wenig dämmrig, sie hatte die Stehlampe angeknipst. Sie lag in einer warmen weichen Mulde, in einem sanften Nest, sie war, wie er schlagartig und fast als Schreck musste erkennen, sie war zweifellos sehr schön. Er dachte an Simon und er dachte: Wenns sein muss, bring ich ihn um.
    Was war los mit ihm? Wo war sein scheues Ich, sein internes Reh, das weder die Wut kennt noch die köstlichen Freuden der Erregung?
    Es war, als hätte er plötzlich den Kopf gehoben, eine Fährte gewittert, einen wilden Duft in die Nase bekommen. Ein Tier, das aufhorcht und die Muskeln spannt, bereit zum Sprung. Er dachte Grooaaar.

90. Was hat Fabian damit zu tun?

    Soll ich leiser machen, fragte sie.
    Er schüttelte den Kopf, bloß nicht, dachte er, mach nicht leiser, steh nicht auf, bleib, wo du bist, Moment, Moment, zum Augenblicke dürft ich sagen, verweile noch, du bist so schön, der Augenblick, der Moment war schön, Katharina war schön, sie lag in einem dämmrigen Zimmer in einem sofagroßen Lichtkegel, sie war eine müde Tänzerin und musste sich ausruhen, das Klavier war eine bedächtige Katze, ein geschmeidiges Tier, es war ein Tiger im Sprung und er war auf der Jagd.
    Sie nahm ihr Buch wieder hoch und las weiter, er legte den Kopf zurück, begann zu lauern, hing tief unten im Sessel und betrachtete sie.
    Wie sie bei dem Krach lesen konnte, war ihm ein Rätsel, sicher kam sie aus einer großen Familie.
     
    Ist das eigentlich, mein Lektor schlug einen behutsamen, gefühligen Ton an, wie er ihn für solche Gelegenheiten vermutlich in einer verlagsinternen Weiterbildung Wertschätzende Kommunikation gelernt hatte – zumeist allerdings tat er so, als hätte er von so einem Seminar noch nie was gehört –, und fasste mich verständnisinnig am Arm, ist das Folgende eigentlich eine Verarbeitung deiner eigenen traumatischen Erfahrung einer Großfamilie?
    Wie kommst du denn darauf.
    Nun, er lächelte geziert, ich erinnere mich an das eindrückliche Erscheinen deiner Familie auf der letzten Buchmesse. Unser eingeschüchterter Verlag, umringt von einem Haufen Leute und wir dachten immer, jetzt sind sie aber komplett: Dann kam immer noch eine Schwester von irgendwoher angeschneit.
    Also bitte, sagte ich , so viele sind wir nun auch wieder nicht. Im Übrigen geht es hier um Katharina. Wie du hoffentlich weißt.
    Schriftstellerische Freiheit!, rief er pathetisch, kann doch sein, dass du ihr in Ermangelung einer interessanten Familie deine eigene aufs Auge gedrückt hast.
    Unsinn, sagte ich, im Übrigen ist das gar nicht Katharinas Familie. Es ist die Familie, die David Stanjic fantasiert.
    Fantasiert, wiederholte Olaf skeptisch, da braucht es doch keine Fantasie. Angesichts der Tatsache, dass David Stanjic immerhin dein ehemaliger Freund Fabian ist und also deine Sippe bestens kennt, würde ich meinen –
    Olaf!, rief ich bestürzt, hörst du wohl auf der Stelle auf, in derart haarsträubender Manier Realität und Fiktion durcheinanderzuwurlen!
    Ach was, er winkte verächtlich ab, Fiktion, dass ich nicht lache! Meine Theorie ist ja, er beugte sich vertraulich zu mir herüber, dass Autoren, unfähig, der brutalen Wirklichkeit ins Auge zu sehen, ihre Zuflucht zu Lügen und Flunkerei nehmen – aber bitte, das heißt ja nicht, dass man diese Kindereien unterstützen muss.
    Ich wechsel den Verlag, zischte ich, heute noch wechsel ich den Verlag.
    Er lachte herzlich, mit 600 Seiten im Gepäck!, rief er lustig, man wird es dir aus den Händen reißen, aus-den-Hän-den!
    Okay, dachte ich, okay. Eins zu null für ihn, meinetwegen. Fabian – Herrgott!, rief ich, David Stanjic natürlich! dachte an Katharinas Familie und, ja, es könnte die meine sein. Und? Das Einzige, worauf ich in aller Schärfe bestehen möchte, ist: Ich bin nicht Klara. Die dumme Kuh.
    Olaf machte den Mund auf, überlegte es sich aber offensichtlich anders. Es ist eine Sache, seinen Autoren Verlogenheit, Feigheit und Infantilität zu unterstellen. Aber es ist etwas ganz anderes, sie als dumme Kuh zu enttarnen.
     
    Sicher, dachte also David Stanjic, war Katharina es

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