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Schwätzen und Schlachten

Schwätzen und Schlachten

Titel: Schwätzen und Schlachten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Verena Roßbacher
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langweilig.
    Ich habe kein Intimleben!
    Eben. Frederik. Such dir eine Frau.
    Was soll denn das jetzt bitte! Willst du mich fertigmachen?
    Gute Nacht, sagte David resolut.

122. Waren Sie an der Informationsveranstaltung?

    Die Nachtruhe war kurzum etwas zu kurz gekommen. Er, Frederik, hatte wegen Davids Anschuldigung bezüglich gewisser ödipaler Konflikte von Freud träumen müssen und von einem Gustav Jung, der hilflos in den Wellen versank, und David selbst wankte wie ein Zombie Katharina hinterdrein, wäre sie ins Zimmer mit Loch gegangen, er wäre hinterdreingewankt. Hätte sie mit einem gekonnten Sprung das Loch überwunden, wäre er prompt hindurchgefallen, in den zweiten Salon, in den Wasserbottich, dessen war Frederik sich ganz sicher. Er packte ihn darum am Nacken und bog mit ihm, unten in der Diele angekommen, ab in den zweiten Salon, was der Zufall nicht bewerkstelligt, muss einer fest in die Hände nehmen, er tauchte David ohne Zaudern in den Bottich, daraufhin war der hundertprozentig auf Sendung und tauchte wiederum Frederik in den Bottich, dann gingen sie sich umziehen.
    Als sie kurz darauf, hochgradig erfrischt und tatendurstig, im Hof zu den anderen stießen, hatte Onkel Jodok zusammen mit Dr. Wiest schon begonnen, die Jagdgesellschaft zu begrüßen, die Jagdbläser vorzustellen, die Hunde namentlich zu erwähnen und alle noch einmal über die letzten, nötigen Instruktionen zu informieren. Sie betrafen im Wesentlichen den Tagesablauf, allfällige Pausen und dafür vorgesehene Jausenstationen, das gemeinsame Mittagessen. Dr. Wiest erinnerte die Bedeutung der verschiedenen Hornsignale, dann gabs Frühstück.
    Ach so, sagte David, als er sich in der Diele wieder aus seinen manniglichen Jacken schälte, hätte ich gewusst, dass es noch Frühstück gibt, hätte ich mich noch nicht in meine manniglichen Jacken gehüllt.
    Vermutlich wurde das alles gestern erläutert, bei der Einführungsveranstaltung, sagte Frederik, er hängte seine Jacken und Pullover über die Brüstung und zusammen gingen sie ins Esszimmer und schaufelten sich von den großen Platten auf dem Büfett Rührei und Speck auf ihre Teller.
    Sie hatten gestern die Einführungsveranstaltung versäumt, sie waren schlecht informiert. Sie hatten keine Ahnung von den Geheimnissen der Hornsignale, sie wussten nichts von der Psychologie des Jagdhundes noch von der des Wildschweins.
    Wir schließen uns einfach fürs Erste der Masse an und imitieren ihre Bewegungen, sagte Frederik zwischen zwei Bissen Ei, er riss ein Stück Dinkelbrot auseinander und reichte die eine Hälfte davon David, und sobald wir sicher sind, verstanden zu haben, wie der Hase läuft, und keiner uns weiter beachtet, setzen wir uns ab.
    Das Schwein, sagte David beklommen, es werden nur Schweine gejagt, hat Onkel Jodok vorher noch mal eindeutig gesagt.
    Hasen, schnaubte Frederik, er wischte das Fett von seinem Teller und schob sich den letzten Bissen Brot in den Mund, Hasen und Schweine, was interessiert denn uns das Getier im Wald, wir wissen, wen wir suchen.
    Das wissen wir genau genommen nicht, sagte David, ihm wurde immer beklommener.
    Jetzt ist keine Zeit für solche Haarspaltereien, sagte Frederik, er schaute auf Davids Teller, du isst ja gar nichts. Du musst schon was essen, nicht, dass du, wenns hart auf hart kommt, unterzuckert neben mir zusammenbrichst!
    David aß lustlos ein paar Gabeln Speckeier. Frederik reichte ihm ein Butterbrot, er aß das Butterbrot, Frederik löffelte ihm Zucker in den Tee und er trank den Tee.
    Hinter ihnen ging Katharina vorbei, sie verteilte an alle orange Sicherheitswesten.
    Wozu denn das, fragte Frederik.
    Damit man dich nicht mit einem Schwein verwechselt, sagte sie.
    Das ist mir bis heute noch nie passiert.
    Kann schon sein, ist aber eine Sicherheitsvorschrift.
    Woher weißt du das.
    Von der Informationsveranstaltung. Warst du an der Informationsveranstaltung? Ich glaube, ihr wart beide nicht an der Informationsveranstaltung!
    Doch, waren wir, sagte Frederik, während David sich über seine Teetasse beugte, wir wollten nur prüfen, ob du da warst. Die Warnweste, sehr gut, ich habe mich schon gefragt, ob die hier keine Ahnung von den Sicherheitsvorkehrungen haben.
    Katharina betrachtete ihn, dann betrachtete sie David, aber er suchte immer noch etwas in seiner Tasse. Macht keinen Blödsinn, Jungs, sagte sie. Ja?
    Jaja, sagte Frederik, er war aufgestanden, alles mobilisierte zum Aufbruch, komm, David, los gehts, das Schwein kann was

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