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Schwarze Adler, weiße Adler

Schwarze Adler, weiße Adler

Titel: Schwarze Adler, weiße Adler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Urban
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Pause durch ein Tor von Zbigniew Boniek geführt hatten. Im polnischen Trainerstab vermutete man nach der Untersuchung der Spieler, dass sie in der Halbzeitpause mit dem Mineralwasser Stoffe aufgenommen hätten, die für deren körperliche Reaktionen verantwortlich seien. Die Getränke hatten die Platzherren vom DDR-Fußballverband DFV zur Verfügung gestellt.
    Der Verdacht der Polen, die Partie habe mit Hilfe von Pülverchen und Tropfen manipuliert werden sollen, erhärtete sich noch, als die DDR-Delegation zum Rückspiel nach Chorzów mit einem eigenen Getränkevorrat anreiste. Auch wurden DDR-Offizielle beobachtet, wie sie ihrerseits Proben aus den Getränken und dem Essen nahmen, die ihnen die Polen anboten.
    Den Schwächesymptomen einiger polnischen Spieler wäre in Warschau sicherlich nicht diese Bedeutung beigemessen worden, wenn es das erste Mal gewesen wäre. Doch schon vier Jahre zuvor, bei einem Länderspiel in Halle, hatten polnische Spieler in der zweiten Halbzeit über Brechreiz und Durchfall geklagt. 2
    Im PZPN beschloss man nach den Erfahrungen während der EM-Qualifikation, bei Spielen gegen die DDR besonders auf der Hut zu sein. Nun nahmen auch die Polen stets eigene Vorräte mit; die Spieler wurden angewiesen, sogar zum Zähneputzen das mitgebrachte Mineralwasser zu benutzen. 3
    Bei den polnischen Sportlern verfestigte sich die Überzeugung, die DDR kämpfe mit unfairen Mitteln. Längst hatten in Polen Gerüchte vom DDR-Doping in der Leichtathletik, beim Schwimmen und in vielen anderen Sportarten die Runde gemacht. Offiziell angesprochen wurde das heikle Thema allerdings nicht, es blieb auch für die Presse tabu. Grzegorz Lato sagte dazu im Rückblick: „Für uns stand fest, wir spielten viel lieber gegen die Westdeutschen, obwohl wir gegen sie nie gewinnen konnten.“ 4
    Ãœber die Friedensgrenze nach Stalinogród
    Dabei beschworen die Regierungen in Warschau und Ost-Berlin ebenso wie der PZPN und der DFV bei jeder Gelegenheit die „sozialistische Völkerfreundschaft“. 1950 hatte die DDR-Führung im Görlitzer Vertrag den endgültigen Verlust der deutschen Ostgebiete und somit die Oder-Neiße-Linie als polnische Westgrenze anerkannt, sie hieß von nun an offiziell „Friedensgrenze“.
    Die Freundschaft zwischen dem „Ersten Arbeiter- und Bauernstaat auf deutschem Boden“ und der Volksrepublik Polen sollten auch zahlreiche Sportwettkämpfe stärken. Am 21. September 1952 kam die DDR-Auswahl zu ihrem allerersten Länderspiel nach Warschau und verlor 0:3. Im Tor der DDR-Mannschaft stand Wolfgang Klank, der nach der Niederschlagung des Aufstandes vom 17. Juni 1953 in den Westen ging, dann aber nach einer Amnestie zurückkehrte und straffrei blieb. Im Mittelfeld spielte Heinz Fröhlich, der später eine Parteikarriere machte und SED-Chef von Leipzig wurde. Mit von der Partie war auch der Stürmer Günter Schröter von Dynamo Dresden, der als Kriegsgefangener fast vier Jahre in einem polnischen Arbeitslager in Oberschlesien verbracht hatte.
    Auch die nächste Begegnung beider Mannschaften in Rostock am 26. September 1954 gewannen die Polen, das einzige Tor des Tages schoss der Oberschlesier Gerard Cielik, der als Soldat der Wehrmacht nach dem Krieg in einem sowjetischen Lager auf dem Gebiet der späteren DDR interniert war.
    Zwei Jahre später reiste die DDR-Auswahl erstmals nach Oberschlesien, zur Eröffnung des Schlesischen Stadions nach Chorzów. Damit wollten auch die Politiker beider Seiten unterstreichen, dass die Region um Stalinogród, wie Kattowitz damals offiziell hieß, endgültig zu Polen gehört. Die Presse hatte in den Tagen zuvor angekündigt, dass der Schütze des ersten Tores in dem neuen Stadion einen Pokal erhalten werde. Doch der erste Treffer in der Partie am 22. Juli 1956 war ein Eigentor des polnischen Verteidigers Jerzy Woniak. Der Pokal wurde nicht vergeben, die Presse erwähnte das Thema nicht mehr. 5 Die DDR gewann vor rund 100.000 Zuschauern 2:0, ihr erster Sieg über Polen.
    Woniak stand auch in der polnischen Elf, die zwei Jahre später, wiederum in Rostock, ein 1:1 erreichte. In ihr debütierte der deutschstämmige Engelbert Jarek, der „Bomber“ von Odra Oppeln. Nach dem Ende seiner aktiven Karriere siedelte er in die Bundesrepublik über.
    Die nächste Begegnung zwischen Polen und der DDR am 22. Oktober 1961

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