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Schwarze Schmetterlinge

Schwarze Schmetterlinge

Titel: Schwarze Schmetterlinge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Jansson
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Motiven. Und wo gibt es größere Möglichkeiten, Macht auszuüben, als bei denen, die in doppelter Hinsicht für unmündig erklärt wurden, bei psychisch kranken Kindern und ihren Eltern, denen der Entzug des Sorgerechts angedroht wird? Ich habe manches Mal darüber nachgedacht, wie die Geschichte wohl aussähe, wenn Freud eine Frau gewesen wäre. Vielleicht hätte man dann mehr über die Schwächen des abwesenden Vaters als über die der anwesenden Mutter gesprochen.«
    »Haben Sie noch eine andere Verbindung zu Frank Leander außer als Kollegin?« Arvidsson hatte eigentlich keine Lust, diese Frage zu stellen, er wollte diesen Punkt nur ausschließen. Elisabeth Rehnberg sah ihn lange an. Traurig, verletzt? Er konnte ihren Gesichtsausdruck nicht deuten.
    »Wäre das alles weniger wert, wenn ich ein Verhältnis mit Frank gehabt hätte? Es währte nur wenige Wochen. Er war auf alle Neuangestellten scharf. Eine Art Hahn-im-Korb-Verhalten, um sich der Loyalität zu versichern, nehme ich an. Dabei ging es ja auch um Macht. Natürlich wünschte ich, es wäre nicht geschehen.«
     
    Nachdem Elisabeth Rehnberg das Zimmer verlassen hatte, blieb Per Arvidsson allein mit seinen Gedanken zurück. Er hatte ihre Zeugenaussage nicht infrage stellen wollen. In Wirklichkeit hatte er starke Sympathie empfunden, aber nicht gewusst, wie er sie ausdrücken sollte. Wie würden die modernen Therapien aussehen, wenn Freud eine Frau gewesen wäre? Er verspürte einen leichten Schwindel, legte den Kopf in die Hände und schloss die Augen. In dieser Stellung fand Lena ihn etwas später.
    »Eben ist ein anonymer Anruf eingegangen. Er kam von einer Frau, die Frank Leanders Bild in der Zeitung gesehen hatte. Sie berichtete, dass ihr Kind in der Kinderklinik St. Clemens gewesen sei, und zwar auf der psychiatrischen Station, wo Frank Leander in den Jahren 1968-1979 gearbeitet hat. Sie sagte, ihrer Meinung nach habe er bekommen, was er verdient habe, und dann hat sie aufgelegt.«
    »Konnte man das Gespräch zurückverfolgen?«
    »Nein, wahrscheinlich hat sie aus einer Telefonzelle mit Kreditkarte angerufen.«
    Arvidsson erzählte ihr vom Gespräch mit Elisabeth Rehnberg. »Wenn das, was sie sagt, stimmt, dann war es Leanders höchstes Ziel, Mutter und Kind zu trennen. Wer hätte den Mut gehabt, ihn anzuzeigen? Worüber hat er eigentlich genau geforscht?«
    »Über kindliche Entwicklungsstörungen, die durch den Alkoholkonsum der Mutter während der Schwangerschaft hervorgerufen werden.« Lena stellte sich ans Fenster. Sie sah Autos und Menschen kommen und verschwinden. »Wie wenig wissen wir doch darüber, wie es den anderen geht. Welche Geheimnisse sie hegen. Bis eines Tages die Karten auf den Tisch gelegt werden und wir das sehen, was keiner ahnen konnte. Warum er wohl ausgerechnet jetzt ermordet wurde? Er scheint sich doch jahrzehntelang für eine solche Maßnahme qualifiziert zu haben. Übrigens wollte Stensson dich sprechen. Es klang, als sei es wichtig. Hast du dich über mich beschwert? Hast du was gesagt? Ich habe im Auto nicht geschlafen, verdammt, ich hatte nur kurz die Augen zu. Das weißt du doch.«
     
    Håkan Stensson krempelte die Ärmel seines Hemds hoch und lehnte sich zurück. Sein glatt rasiertes Gesicht war sehr ernst, als er Arvidsson bat, sich zu setzen.
    »Wie geht es Ihnen?«
    »Gut.« Die Frage kam so unerwartet, dass Arvidsson reflexartig antwortete.
    Stensson verzog vorsichtig den Mund. »Das sieht mir aber gar nicht so aus. Es sind ein paar Informationen zu mir gedrungen, und es gibt ein paar Fragen, auf die ich gern eine Antwort hätte. Und dann will ich, dass Sie Ihre Computerkarte hier abgeben und nach Hause gehen. Ich finde es besser, wenn Sie Urlaub nehmen oder sich anderen Aufgaben widmen, solange diese Ermittlung läuft.«
    »Ich glaube, ich kann Sie verstehen. Wahrscheinlich hat Pernilla mit Ihnen geredet, oder?«
    »Ja. Wir haben Sie schon eine Weile lang beobachtet. Das wissen Sie vielleicht.«
    Arvidsson schüttelte den Kopf. So steif, wie seine Schultern geworden waren, war es ein Wunder, dass er sie überhaupt bewegen konnte.
    »Es hat jemand in meinen Unterlagen rumgeschnüffelt.«
    »Damit habe ich nichts zu tun. Schon Ihr Vorgänger Håkansson hat darüber geklagt. Er hat Lena verdächtigt, in seinen Sachen rumzuwühlen, aber die beiden kamen ja auch nicht miteinander aus. Da stand Aussage gegen Aussage. Er hat ihre Versäumnisse in einem Notizbuch vermerkt, das dann verschwunden ist.« Arvidsson befand

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