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Schwarze Schmetterlinge

Schwarze Schmetterlinge

Titel: Schwarze Schmetterlinge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Jansson
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Ungespültes Geschirr, Bücher und Kleider. Übervolle Mülltüten. Am Fenster verwelkte Blumen. Auf dem aufgeklappten Deckel einer großen, festen Reisetasche, die auf dem Bett stand, saß ein kleiner gelber Kanarienvogel und schaute ihn mit seinen schwarzen kleinen Augen an, ehe er hochflatterte und Pernilla einen furchtbaren Schrecken versetzte. Über dem Küchen fußboden lagen Zeitungen ausgebreitet. Frau in Kronviken ermordet, lautete eine der Hauptschlagzeilen. Die Zeitung mit dem Datum von gestern lag ganz oben. Sie musste mit dem Taxi direkt in die Wohnung gefahren sein. Dort hatte sie die Zeitung gelesen, angefangen zu packen und war offensichtlich unterbrochen worden.
    Im Hinblick darauf, dass sie vielleicht wiederkommen würde, schrieb er einen Zettel und legte ihn auf die Spüle. Flugkapitän Ströberg hat nach dir gefragt. Er fügte die Telefonnummer hinzu. Dann blieb er eine Weile stehen und strich mit der Hand über das Papier, fragte sich, ob sie es wohl jemals anfassen oder lesen würde, was er geschrieben hatte. Er nahm den Stift und schrieb noch etwas dazu: Lass von dir hören. Ich warte. Per.
    »Sieh mal!« Zwei Champagnergläser auf dem Nachttisch. Das eine mit einem deutlichen Abdruck von rotem Lippenstift. »Hier ist gefeiert worden.«
    Sie setzten sich auf Felicias Bett, während ihnen langsam die volle Bedeutung von Pernillas Entdeckung aufging. Pernilla schob die Bettdecke beiseite und studierte eingehend das Laken. »Und hier geht es weiter! Jetzt haben wir nur noch uns, Brüderchen. Du und ich gegen den Rest der Welt. Ich bin so wütend!«
    Pernilla fuhr von ihrem Platz hoch und warf den Vogelbauer auf den Fußboden, dann das Telefon und den Computerbildschirm. Sie öffnete den Kleiderschrank und schmiss Schuhe raus, riss Kleider von ihren Bügeln und warf sie auf den Boden. »Ich bin so wütend, so verdammt wütend, deinetwegen! Niemand darf dir so wehtun!«
    Er ging hin, um sie zu beruhigen, obwohl er doch selbst Unterstützung gebraucht hätte. Pernilla stand plötzlich mit einem Plastikkanister im Arm da. Sie schraubte den Deckel auf und hielt ihm den Kanister hin, sodass er an dem Inhalt riechen konnte.
    »Benzin.«
    »Benzin? Wozu brauchte sie das?« Pernilla zeigte ihm den Schrank. »Hier drin stehen zwei Kanister. Per, hörst du mir zu? Weißt du, was das bedeutet?«
    Er war mit dem Rücken an der Wand auf den Boden gesunken. Die beiden Gläser waren schon genug gewesen, um seine Festplatte zum Kollabieren zu bringen. Es gab keinen Platz mehr für weitere Informationen. Plastikflaschen und Stofflappen? Benzin?
    »Fass nichts mehr an. Wir gehen hier raus«, sagte der Polizist in ihm.
    »Wirst du Anzeige erstatten?«
    »Nein, ich muss nachdenken.«
    »Wir müssen aber Anzeige erstatten. Wenn du es nicht tust, dann werde ich es tun. Dir ist doch wohl klar, was das hier ist, oder?« Pernilla sah ihn an. Ihr Blick bohrte sich in seinen.
    »Ich kann nicht mehr, ich kann nicht mehr …«
    Pernilla schüttelte ihn. Rüttelte an ihm, sodass sein Kopf hin und her schlug. Er konnte keinen Widerstand mehr leisten.
    »Doch, du kannst. Wir werden das hier schaffen, Brüderchen. Wir schaffen es. Jetzt haben wir nur noch uns.«

35
    Es war ihm selbst ein Rätsel, wie er es fertigbrachte, sich zusammenzureißen und an jenem Nachmittag zur Arbeit zu gehen. Abwesend ging er am Empfang vorbei, wo man gerade eine Anzeige über ein zerbrochenes Schaufenster und eine gestohlene Schaufensterpuppe in der Ringgatan aufnahm. Er wusste nicht, ob Pernilla die Entdeckungen in Felicias Wohnung angezeigt hatte. Als sie ihn dazu bringen wollte, sich krankschreiben zu lassen und zu Hause zu bleiben, hatte er sich geweigert. Es schien ihm, als wäre das Risiko, verrückt zu werden, geringer, wenn man seinen eingefahrenen Mustern folgte. Milch, vier Brote und eine Dusche, und dann hatte er sich ihren Protesten zum Trotz zum Polizeirevier aufgemacht.
     
    Arvidsson schaltete das Aufnahmegerät ein und nahm die notwendigen Personenangaben von Elisabeth Rehnberg auf. Sie sah besorgt aus, als würde sie ihren Schritt bereuen und am liebsten ganz woanders sein.
    »Bitte erzählen Sie, welche Beziehung Sie zu Frank Leander hatten.«
    »Wir haben in den Siebzigerjahren gemeinsam auf der Kinderpsychiatrie gearbeitet. Er war damals schon ein alter Hase. Ich kam frisch von der Uni. Als ich jetzt sein Bild in der Zeitung sah, habe ich mir gedacht … Nein, vielleicht ist das ja alles falsch. Ich hätte nicht herkommen sollen.

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