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Schwarze Sonne Afrika

Titel: Schwarze Sonne Afrika Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leo Frobenius
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daran, ließen es hinunter und riefen:» Schlinge die Schnur jetzt um den Leib und laß dich heraufziehen!« Gossi antwortete: »Nein, ich lasse mich nicht hinaufziehen – ich will hier unten sterben. Denn ich bin in das Wasser gefallen und habe es damit für die Fulbe beschmutzt. Ich habe mich vor den Fulbefrauen lächerlich gemacht.«
    Da kamen alle Frauen zum Brunnen, und sie sagten zu Gossi: »Gossi, komm doch heraus. Sieh, das Dorf hat nur einen Brunnen. Wenn du unten stirbst, können wir hier kein Wasser mehr schöpfen. Dann werden alle Leute und alles Vieh vor Durst sterben. Du aber bist der Tapferste von allen. Denn du warst der einzige, der es wagte, da hinabzusteigen und bist die ganze Nacht da unten bei der schrecklichen Schlange geblieben.« Darauf ließ Gossi sich herausziehen und sagte: »Meinetwegen sollen die Fulbe nicht vor Durst sterben!« Als er an die Oberfläche kam, warf er die Leiche der zwischen den Fingern totgedrückten Schlange über den Brunnenrand auf die Erde. Als die Kuh und der Bulle hinabstürzten, war Gossi das erstemal erschrocken. Aber außer ihm und Allah hatte es niemand gemerkt.
       
    Es gab in dieser Gegend noch einen zweiten Gossi, der war mit dem großen Helden Gossi verwandt. Dieser zweite Gossi waraußerordentlich eifersüchtig auf seine Frau und hatte sich deshalb vor den Toren der Stadt für sich und seine Frau einen Hof angelegt. Denn er wollte nicht, daß eine Fliege, die schon auf der Haut eines anderen Mannes gesessen hatte, sich auf der Hand seiner Frau niederlasse.
    Dieser Gossi ritt viel zur Jagd und zwar des Nachts. Wenn er wegritt oder kam, konnte man ein Glöcklein vernehmen, das hatte er um den Hals seines Pferdes gebunden.
    Die Leute scherzten mit dem großen Helden Gossi und sagten: »Du bist zwar ein sehr großer Held, du wagst es aber doch wohl nicht, in die Niederlassung deines eifersüchtigen Vetters zu gehen und dessen Frau aufzusuchen, wenn ihr Mann nicht daheim ist.« Gossi sagte: »So? Meint ihr das?« Eines Tages nahm er sein zweiläufiges Gewehr, bestieg sein Pferd und ritt in die Niederlassung des eifersüchtigen Vetters. Der andere war nicht daheim. Da band er sein Pferd draußen an, zog alle Kleider aus und hing sie rund herum auf, so daß jeder sie sehen mußte. Dann ging er hinein zu der Frau. Er blieb bei der Frau. Er legte seinen Kopf auf ihr Knie und schlief ein. Nach einiger Zeit hörte die Frau das Glöcklein. Sie stieß Gossi an und sagte: »Hör doch!« Gossi wachte auf und fragte: »Was gibt es denn?« Sie sagte: »Hör die Glocke; sie ist am Pferd meines Mannes. Er kommt. Wenn er dich hier trifft, wird er dich töten.« Gossi sagte: »Was, einer solchen Kleinigkeit wegen weckst du mich?« Er drehte sich um und schlief wieder ein.
    Gossi, der andere, kam inzwischen auf den Hof geritten. Er band sein Pferd an. Er sah, daß noch ein anderes Pferd da war. Er ging auf das Haus seiner Frau zu. Da hingen alle Kleider seines Vetters. Darauf geriet er in große Wut und lud sein zweiläufiges Gewehr. Er ging in das Haus. Er legte auf Gossi, den Helden, an und schoß. Er hatte aber in seiner Wut zuviel Pulver hineingetan, so daß der erste Lauf beim Abschießen platzte. Darauf legte er das Gewehr nochmals an und schoß. Es platzte aber auch der andereLauf beim Abschießen, denn in der Wut hatte er wieder zuviel Pulver in den Lauf gestopft. Gossi, der Held, sagte: »Dein Gewehr ist schlecht, wie das aller Jäger, denn die Jäger lassen ihre Gewehre zu oft im Wasser und Regen naß werden. Nimm mein Gewehr, es ist gut und außerdem scharf geladen. Es steht dort hinter dem Lager.« Gossi, der andere, ergriff das Gewehr, aber er zitterte vor Wut und Aufregung derart, daß er nicht abzudrücken vermochte. Nach einigen Stunden sagte Gossi, der Held: »Höre, wenn du nicht schießt, hat es auch keinen Zweck, daß ich hier bleibe.« Er nahm Abschied von der Frau des anderen Gossi, ging hinaus, zog sich an und ritt fort. Als der Held nach Hause kam, nahm er wahr, daß er eine Schnur mit einem Schnuramulett am Hauseingang des anderen Gossi hatte liegen lassen. Er sagte: »Sende ich einen anderen, es zu holen, so wird man sagen, ich hätte Furcht. Laß ich es liegen, so wird man sagen, ich hätte Furcht – reite ich schnell vorbei und nehme es im Vorüberreiten mit mir, so wird man sagen, ich habe Furcht.« Er sattelte sein Pferd, ritt langsam zurück, stieg am Hause des anderen Gossi ab, unterhielt sich mit diesem eine Weile und sagte dann: »Ich ließ

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