Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schwarze Themse

Schwarze Themse

Titel: Schwarze Themse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Perry
Vom Netzwerk:
vorgeben musste, dass er sehr wohl in der Lage war, das Elfenbein zu finden und zu ihm zurückzubringen, und zwar schneller und diskreter als die Wasserpolizei.
    Die Not zwang ihn dazu, die zahllosen banalen Fälle, die in letzter Zeit zu wenig eingebracht hatten. Er wagte es nicht, Schulden zu machen, und da Hester ihre ganze Kraft der Klinik in der Portpool Lane widmete, die eine Wohltätigkeitseinrichtung war, trug sie nicht zum Familieneinkommen bei. Doch ein Mann sollte nicht erwarten, dass eine Frau ihren eigenen Lebensunterhalt verdient. Sie verlangte wenig genug – keinen Luxus, keinen eitlen Tand –, sie wollte nur die Arbeit tun dürfen, die sie liebte. Monk hätte sich jedem Mann angedient, um ihr das bieten zu können. Er ärgerte sich über Louvain, denn der hatte die Macht, ihm heftigen Verdruss zu bereiten, aber noch mehr Sorgen bereitete ihm, dass Louvain mehr Interesse daran zeigte, den Dieb aufzuspüren, der ihn beraubt hatte, als einen Mörder, der Hodge das Leben genommen hatte.
    Â»Und wenn wir ihn nicht finden«, sagte er laut, »und Hodge wird beerdigt, welche Beweise haben wir dann noch? Dann haben wir geholfen, das Verbrechen zu verschleiern.«
    Louvain schürzte die Lippen. »Ich kann es mir nicht leisten, dass der Diebstahl bekannt wird, es würde meinen Ruin bedeuten. Reicht es nicht, wenn ich in einer Zeugenaussage beschwöre, wo genau ich die Leiche gefunden habe, wie und
wann? Der Arzt kann die Verletzungen des Mannes bezeugen, und Sie selbst können sie sich ansehen. Ich setze es schriftlich auf und unterzeichne es, und Sie können die Papiere haben.«
    Â»Wie wollen Sie der Polizei erklären, dass Sie ein Verbrechen verheimlicht haben?«, fragte Monk.
    Â»Ich übergebe den Mörder der Polizei samt Beweisen. Was soll sie noch wollen?«, antwortete Louvain.
    Â»Und wenn ich ihn nicht finde?«
    Louvain schaute ihn mit einem schiefen sarkastischen Lächeln an. »Sie erwischen ihn«, sagte er einfach.
    Monk konnte es sich nicht erlauben, mit ihm zu streiten. Moralisch fand er es unbefriedigend, aber in praktischer Hinsicht hatte Louvain Recht. Er musste einfach erfolgreich sein, und wenn es ihm nicht gelang, waren die Chancen der Wasserpolizei noch geringer.
    Â»Erzählen Sie mir alles, was Sie wissen«, sagte er.
    Louvain setzte sich und machte es sich auf dem gepolsterten Stuhl mit der runden Rückenlehne bequem. Er bedeutete Monk, ebenfalls Platz zu nehmen, und richtete den Blick fest auf Monks Gesicht.
    Â»Die ›Maude Idris‹ ist in Sansibar ausgelaufen, voll beladen mit Ebenholz, Gewürzen und vierzehn Elfenbeinstoßzähnen, und um das Kap der Guten Hoffnung herum nach Hause gesegelt, ein Viermaster mit neun Mann Besatzung: Kapitän, Maat, Bootsmann, Koch, Schiffsjunge und vier tüchtige Matrosen, einen für jeden Mast. Das ist bei ihrer Tonnage Standard.« Er blickte Monk immer noch direkt ins Gesicht. »Sie hatte den größten Teil des Weges beständiges Wetter und hat an der Westküste Afrikas mehrere Häfen angelaufen, um Proviant und frisches Wasser an Bord zu nehmen. Vor fünf Tagen hat sie Vizcaya angelaufen, vorgestern Spithead, die letzten Meilen den Fluss hinauf hat sie dann mit Rückenwind laviert. Östlich vom Pool hat sie gestern, am zwanzigsten Oktober, Anker geworfen.«
    Monk hörte zu, und er würde die Fakten nicht vergessen,
auch wenn sie ihm nicht viel sagten. Er war sich sicher, dass Louvain sich dessen bewusst war, dennoch fuhren beide mit der Scharade fort.
    Â»Die Mannschaft hat abgemustert«, fuhr Louvain fort. »Das ist normal. Die Leute waren lange weg, fast ein halbes Jahr hin und zurück. Ich habe den Bootsmann und drei tüchtige Matrosen an Bord behalten, um die Waren zu sichern. Einer von ihnen war der Tote, Hodge.« Ein Zucken huschte über sein Gesicht. Es konnte alle möglichen Gefühle bedeuten: Wut, Bedauern, sogar Schuld.
    Â»Vier der neun blieben also?«, hakte Monk noch einmal nach.
    Als würde er seine Gedanken lesen, schürzte Louvain die Lippen. »Ich weiß, dass der Fluss gefährlich ist, besonders für ein erst kürzlich eingelaufenes Schiff. Die Bootsleute wissen, dass die Ladung noch an Bord ist. Auf dem Fluss bleibt nichts lange geheim, aber das hätte jeder Idiot herausfinden können. Wenn ein Schiff leer ist, kommt es nicht so weit hinauf. Man lädt oder entlädt. Ich

Weitere Kostenlose Bücher