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Schwarze Themse

Schwarze Themse

Titel: Schwarze Themse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Perry
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gewölbten Brustkorb verschränkt, wiegte er sich leicht, um das Gleichgewicht zu halten.
    Â»Danke«, sagte Monk zu Louvain, dann blickte er Newbolt an. »Gab es während der Nacht einen Wachwechsel?«, fragte er.
    Â»Ja. Atkinson von Mitternacht bis vier, Hodge von vier bis acht«, antwortete er. »Dann ich.«
    Â»Und vor acht Uhr am Morgen, als Sie Hodge fanden, kam niemand an Deck?« Monk ließ Überraschung erkennen und einen gewissen Grad an Verachtung, als hielte er Newbolt für unfähig.
    Â»Klar war jemand an Deck!«, brummte Newbolt. »Es ging nur niemand durch die Luke runter, und deswegen hat auch keiner Hodges Leiche gefunden.« Sein Blick war steinern und wütend, der Blick eines Mannes, der gerade zu Unrecht beschuldigt wurde – oder log.
    Monk lächelte und entblößte dabei seine Zähne ein wenig. »Um welche Zeit?«
    Â»Kurz nach sechs«, antwortete Newbolt, aber sein Gesicht verriet, dass er begriff. »Ja … die Diebe kamen nach vier und vor sechs, das wäre gerade noch zu schaffen.«
    Â»Warum nicht zwischen Mitternacht und vier?«, fragte Monk ihn, indem er Louvain vorübergehend ignorierte. »Würden Sie … wenn Sie ein Dieb wären …?«
    Newbolt versteifte sich, sein gewaltiger Körper war völlig reglos. »Was wollen Sie damit sagen, Mister? Was genau!«
    Monk zuckte nicht mit der Wimper und hielt seinen Blick fest auf ihn gerichtet. »Entweder stimmen die Fakten nicht, oder wir haben es mit einem sehr ungewöhnlichen Dieb zu tun, der es entweder vorzieht oder gezwungen ist, seine Diebstähle auf dem Fluss in den letzten Stunden vor der Morgendämmerung durchzuführen, statt während der Nachtwache. Sind Sie anderer Meinung?«

    Â»Nein …«, gab Newbolt zögernd zu. »Vielleicht hat er es auf anderen Schiffen versucht, und entweder war die Wache zu aufmerksam, oder sie hatten nichts geladen, was er haben wollte oder was sich leicht von Bord schaffen ließ. Wir waren seine letzte Chance für die Nacht.«
    Â»Vielleicht«, stimmte Monk ihm zu. »Oder er hat aus irgendeinem Grund Hodges Wache gewählt?«
    Newbolt verstand ihn sofort. »Sie wollen behaupten, Hodge habe mit ihm unter einer Decke gesteckt? Da irren Sie sich. Hodge war ein guter Mann. Ich kenne ihn seit Jahren. Und wie kommt es, wenn er daran beteiligt gewesen wäre, dass man dem armen Kerl den Schädel eingeschlagen hat? Klingt mir nach einem Handel, auf den sich nicht mal ein Idiot einlassen würde!« Er grinste Monk an und entblößte dabei starke, gelblich weiße Zähne.
    Â»Nein, Hodge sicher nicht«, meinte Monk.
    Zornige Röte überzog Newbolts Gesicht. »Also, ich, verdammt noch mal, auch nicht, Sie Scheißkerl! Hodge ist … war ein Mitglied meiner Familie! Ich kenne ihn seit zwanzig Jahren, und er war mit meiner Schwester verheiratet!«
    Bedauern überkam Monk. Bis zu diesem Augenblick hatte er nicht an persönlichen Verlust gedacht. »Es tut mir Leid«, versicherte er schnell.
    Newbolt nickte.
    Monk dachte über das Gehörte nach. Möglich, dass alles der Wahrheit entsprach, ein Teil oder auch nur sehr wenig. Atkinson hatte womöglich mit den Dieben gemeinsame Sache gemacht und war irgendwann zwischen Mitternacht und vier Uhr oder womöglich noch später von Hodge erwischt worden. Er drehte sich zu Louvain um. »Bringen Sie mir Atkinson«, bat er.
    Atkinson war groß und schlank. Die Narbe, die sich von der Augenbraue über die Wange zum Kinn zog, schimmerte bläulich durch die Bartstoppeln. Er bewegte sich leicht und mit einer katzenhaften Anmut und betrachtete Monk mit leichtem
Misstrauen. Er blickte Louvain an und wartete auf Anordnungen.
    Louvain nickte ihm zu.
    Â»Wann kam Hodge, um Sie von Ihrer Wache abzulösen?«, fragte Monk, obwohl er wusste, dass die Antwort von geringem Nutzen sein würde, denn er hatte keine Ahnung, ob der Mann die Wahrheit sagte oder nicht.
    Â»Gegen halb vier«, antwortete Atkinson. »Er konnte nicht schlafen, und ich war froh, dass er meine letzte halbe Stunde mit übernahm. Ich ging zu Bett.«
    Â»Beschreiben Sie, wie es war, als Sie ihn verließen«, bat Monk ihn.
    Atkinson war überrascht. »Da gibt’s nichts zu beschreiben. Alles war ruhig. Außer mir und Hodge war niemand an Deck. Auch niemand in der Nähe auf dem Wasser, zumindest

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