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Schwarze Themse

Schwarze Themse

Titel: Schwarze Themse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Perry
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erinnerte Louvain ihn. »Wenn Sie das Elfenbein finden, natürlich früher. Ich zahle Ihnen fünf Pfund extra für jeden Tag, den Sie es schneller finden als in zehn Tagen.«
    Â»Gut«, sagte Monk ruhig, aber als er durch die Dunkelheit ging und überlegte, wie weit er wohl gehen musste, um einen Omnibus zu finden, der ihn nach Hause brachte, hatte er das
Gefühl, das Geld gleite ihm aus den Händen. Er würde keinen Penny mehr für einen Hansom ausgeben.
    Â 
    Es war fast sieben Uhr, als er aus dem Pferdeomnibus stieg. Die zwei Pfund, die Louvain ihm gegeben hatte, hatte er noch nicht angebrochen. Er befand sich in der Tottenham Court Road und musste nur noch rund hundert Meter zu Fuß gehen. Der Nebel hatte sich in die Straßen gelegt und schränkte die Sicht ein. Es roch nach Ruß aus den Schornsteinen und nach dem Pferdedung vom Tag, der noch nicht aufgekehrt worden war, aber Monk wusste, dass er bald zu Hause war. Drinnen würde es warm sein.
    Wenn Hester zu Hause war, würde es auch etwas zu essen geben. Er versuchte, nicht allzu sehr darauf zu hoffen. Ihre Arbeit in der Klinik war ihr sehr wichtig. Bevor sie sich vor sieben Jahren kennen gelernt hatten, war sie zusammen mit Florence Nightingale auf der Krim als Krankenschwester tätig gewesen. Nach ihrer Rückkehr nach England hatte sie gelegentlich in Krankenhäusern gearbeitet, aber die verantwortungsvolle Arbeit auf dem Schlachtfeld hatte dazu geführt, dass sie es nicht mehr aushielt, nur putzen, den Ofen schüren und Verbände aufrollen zu dürfen. Ihr Temperament hatte sie mehr als eine Stelle gekostet.
    Als private Krankenpflegerin, die sich um einzelne Patientinnen kümmerte, war sie sehr viel erfolgreicher gewesen. Aber jetzt, da sie mit Monk verheiratet war, war es für keinen von beiden akzeptabel, dass sie im Haus des oder der Kranken wohnte, was oft notwendig war. Sie hatte sich stattdessen der Aufgabe zugewandt, Prostituierten zu helfen, die bei der Ausübung ihres Gewerbes verletzt wurden und sich nirgendwohin wenden konnten. Hester hatte die Klinik zuerst fast im Schatten des Coldbath-Gefängnisses eingerichtet und war dann – als sich die einmalige Gelegenheit bot – in ein großes Haus in der Nähe der Portpool Lane gezogen. Monks einziger Einwand war, dass die große Not, die einen solchen Ort notwendig
machte, bedeutete, dass Hester dort mehr Stunden verbrachte, als Monk lieb sein konnte. Und wenn sie einen schweren Fall hatten, war sie noch länger dort.
    Er griff nach dem Knauf der Haustür und schob den Schlüssel ins Schloss. Die Lichter brannten, wenn auch nur schwach, aber das bedeutete, dass sie zu Hause war. Sie hätte sie sonst nie brennen lassen.
    Sie saß im Wohnzimmer, das stets sauber und warm war, denn dort empfing er seine Mandanten. Hester hatte, Jahre bevor sie geheiratet hatten, darauf bestanden, es so zu handhaben. Sie hatte links und rechts vom Kamin Stühle aufgestellt und die Schale mit Blumen auf den Tisch gestellt.
    Jetzt legte sie ihr Buch zur Seite und stand auf. Sie kam freudestrahlend auf ihn zu und erwartete, dass er sie umarmte und küsste. Dass sie sich so sicher war, dass er das tun würde, war fast so reizend wie die Geste an sich. Er drückte sie an sich und küsste sie auf Mund, Wangen und Augenlider. Ihr Haar war unordentlich, aber sie scherte sich kaum darum. Sie roch leicht nach Karbol aus der Klinik. Egal, wie viel sie schrubbte, der Geruch ging nie ganz weg. Um fraulich zu sein, war sie ein wenig zu dünn. Er hatte immer geglaubt, das nicht zu mögen, und doch hätte er ihre schlaksige Anmut oder ihre starken zärtlichen Gefühle nicht gegen die schönste Frau, die er je gesehen oder von der er je geträumt hatte, eintauschen wollen. Die Wirklichkeit war immer besser, deutlicher, überraschender. Seit er sie liebte, hatte er in sich ein Feuer und ein Zartgefühl entdeckt, von deren Existenz er bis dahin nichts geahnt hatte. Gelegentlich machte sie ihn wütend, ärgerte ihn und regte ihn auf, aber sie langweilte ihn keinen einzigen Augenblick. Vor allem aber – das war kostbarer als alles andere: In ihrer Gegenwart konnte er nicht einsam sein.
    Â»Der Schiffseigner hat mir den Auftrag gegeben«, sagte er, während er sie noch in den Armen hielt. »Er heißt Louvain. Ihm wurde eine Ladung Elfenbein gestohlen, und die Diebe haben die Wache ermordet, um es in ihren

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