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Schwarzer Skorpion - Thriller (German Edition)

Schwarzer Skorpion - Thriller (German Edition)

Titel: Schwarzer Skorpion - Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: B.C. Schiller
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hatte sie ihre langen blonden Haare zu zwei Zöpfen geflochten und ihr beinahe faltenloses frisches Gesicht und ihre Größe unterstrichen noch das Mädchenhafte ihrer Erscheinung. Sonja stammte aus Norwegen, doch über ihre Heimat und ihr früheres Leben sprach sie nie. Und sie interessierte sich auch nicht für Ruths Vergangenheit, was dieser nur recht war. Gegen Sonja kam sich Ruth mit ihren eins sechzig fast wie ein Zwerg vor, obwohl auch sie ziemlich hübsch war.
    „Hast du David getroffen?“, fragte Sonja und blies sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht.
    „Ja, er war zu Hause, hat aber telefoniert“, antwortete Ruth mit ihrem nicht identifizierbaren Akzent. „Ich wollte ihn aber nicht stören.“
    „Seit du hier bei mir arbeitest, hast du David noch nie getroffen. Ist das nicht merkwürdig? Man könnte glauben, du gehst ihm bewusst aus dem Weg“, lachte Sonja gekünstelt. Dann wurde sie ernst und blickte Ruth tief in die Augen.
    „Du hast doch nichts mit ihm, oder? Achtest du deshalb darauf, ihm hier im Lokal nicht zu begegnen, um dich nicht zu verraten?“
    Es war also wieder so weit. Die ewige Eifersucht, die Sonja plagte, nur weil sie mit einem fast fünfzehn Jahre jüngeren Mann liiert war. Diese Szenen hatten sie schon öfters gehabt, doch jedes Mal gelang es Ruth glaubhaft zu erklären, dass sie kein Interesse an David Stein und grundsätzlich nicht an Männern hätte.
    „Ich interessiere mich nicht für Männer, Sonja. Das habe ich dir doch schon gesagt“, seufzte sie und machte sich daran, die kleinen silbernen Sardinen in einer Soße aus Essig und Öl zu marinieren.
    „Ach übrigens, Sonja“, sagte sie nach einer Weile. „Jetzt ist ja nicht besonders viel los hier, da kann ich mir doch ein paar Tage Urlaub nehmen. Hast du etwas dagegen?“, fragte Ruth ganz beiläufig.
    „Das ist eine ausgezeichnete Idee. Denn ab Ostern brauche ich jede Hilfe, die ich kriegen kann. Deshalb ist es besser, wenn du dir jetzt Urlaub nimmst.“
    Nach einer Weile stellte sich Sonja hinter Ruth, die noch immer die Sardinen entgrätete, und strich ihr über die halblangen blonden Haare.
    „Heute kommt David abends zum Essen in meine Wohnung. Wäre nett, wenn du uns Gesellschaft leisten würdest, Ruth.“
    Ohne eine Miene zu verziehen, drehte sich Ruth um und sah Sonja lange in die Augen.
    „Geht nicht. Ich bin mit dem Mädchen aus dem Telefonica Shop von unten beim Kreisverkehr verabredet.“ Sie lächelte Sonja fröhlich an. „Das ist unser erstes Date, ich darf sie doch nicht schon beim ersten Mal versetzen.“
    „Natürlich nicht. Ach übrigens, hast du zufällig gehört, mit wem David telefoniert hat?“, fragte Sonja dann mit leicht zitternder Stimme und ihre blauen Augen begannen zu leuchten. „War es ein Mann oder eine Frau?“
    „Woher soll ich denn das wissen!“ Ruth zuckte mit den Schultern. „Ich denke, es war eine Frau. Da reden die Männer doch immer ganz anders“, sagte sie dann leise und ihre Pupillen glitzerten.
    „Also doch! Ich habe es geahnt, dass es schon wieder losgeht. Letztes Jahr in Berlin hat er mich mit einem Model betrogen. Bin gespannt, wer es diesmal ist“, zischte Sonja.
    „Vielleicht erzähle ich dir später noch interessantere Neuigkeiten“, sagte Ruth und lächelte geheimnisvoll.
    „Wenn er mich betrügt, dann bringe ich ihn um“, flüsterte Sonja und ging schnell aus der Küche nach vorn in den Schankraum.
    Als Sonja die Küche verlassen hatte, atmete Ruth tief durch und schloss die Augen. Wieder tauchte das weiße Haus am tiefblauen Meer auf, das Haus, das sie bald bewohnen würde, das Haus, das ihre geheime Motivation war, weswegen sie überhaupt schon einige Zeit hier in Artà war.
    Plötzlich lag ein intensiver Geruch in der Luft, er stieg von den Sardinen auf. Panisch zuckte Ruth zurück, roch an ihren Fingerspitzen, erinnerte sich an Müllberge und schmutzige Araberkinder, erinnerte sich an ein kleines Mädchen, das mit einem halb verfaulten Fisch zu einer alten Frau huschte, die sie Auntie nannte. Die Sardinen hatten genau den gleichen Geruch wie der Fisch, den das kleine Mädchen damals auf der Müllhalde in einem Flüchtlingslager gefunden hatte. Aber das kleine, schmutzige Mädchen existierte nicht mehr. Hektisch wischte sich Ruth die Finger an ihrer Schürze ab und kippte die Sardinen in den Abfalleimer.
    Wie in Trance kümmerte sie sich um den Service, die wenigen Gäste, die im Freien saßen, bewegten sich vor der unbeteiligten Zuseherin Ruth wie in

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