Schwarzer Skorpion - Thriller (German Edition)
Waffenhändler hatte sich in dem Slum eine Leibwache aus Straßenkindern aufgebaut, die ihn mit ihrem Leben verteidigten. Blitzschnell hatten sie ihre Chancen abgecheckt und sofort das Gleiche gedacht: Mit Gewalt war nichts zu machen, denn ein Menschenleben zählte für die Kinder nicht viel. Also blieb nur die Gier übrig. Duprés und David hatten daher Münzen und Dollarnoten in die Menge geworfen und bald prügelten sich die Kinderleibwächter gegenseitig zu Tode. Ohne die Geldscheine wären Duprés und David verloren gewesen, doch so konnten sie in das Haus des Waffenhändlers eindringen und ihren Auftrag ausführen.
Ausgerechnet jetzt, auf der Jagd nach Duprés, geriet er in eine ähnliche Situation. Damals hatte es genügt, Dollarnoten in die Luft zu werfen, um die Kinder abzulenken. Was war diesmal nötig?
„Das ist mein Revier!“, sagte der beinlose Mann mit kraftloser Stimme und musste sofort husten. „Nicht einmal die Polizei traut sich in dieses Viertel, aber du wagst dich in mein Reich! Man wird viel Lösegeld für dich bezahlen müssen, Étranger!“
Wieder hustete er minutenlang und David wusste, dass dieses Problem mit ein paar Dollarnoten nicht aus der Welt zu schaffen war. Normale Touristen wären so eingeschüchtert, dass sie den Kindern ihr ganzes Geld überlassen würden, nur um mit heiler Haut wieder aus dem Viertel zu gelangen, doch er konnte den Inhalt seines Rucksacks nicht einfach hier lassen. In seinem Rucksack hatte er zwar auch die beiden Pistolen, er konnte also den Mann und die Hunde erschießen, aber was war mit den Kindern? Der Mann war ihr Bettlerkönig, dem sie gehorchen mussten. Die Kinder würden ihn angreifen und dann musste er sich wehren. Nein, es musste eine andere Lösung geben.
„Machen wir einen Wette“, sagte David und stellte sich vor den Karren. Die Kinder hatten sich zurückgezogen und bildeten einen fast undurchdringlichen Kreis um ihn. „Wenn ich deine beiden Hunde besiege und sie dazu bringe, mich nicht zu beißen, dann lässt du mich gehen!“
„Was ist das für eine dumme Wette!“, ereiferte sich der beinlose Mann. „Wenn du verlierst, zerfleischen dich doch meine Hunde und ich bekomme kein Lösegeld mehr für dich!“
„Du pfeifst die Hunde zurück und alles ist in Ordnung! Du bist doch ihr Herr und Gebieter.“
Der Mann schien zu überlegen, doch David spürte, dass er Gefallen an dieser Wette gewonnen hatte. So war es auch. Er nickte kurz und gab dann seinen beiden Hunden einen Klaps auf den Rücken. Knurrend sprangen die beiden Hunde, die David an aggressive Doggen erinnerten, von dem Pritschenwagen und stürmten auf ihn zu. Breitbeinig stellte sich David auf die Straße, ließ seine Arme entspannt an den Seiten baumeln. Erst als die Doggen ganz nahe waren, streckte er blitzschnell beide Arme nach vorn, drehte die Handflächen nach außen und stieß einen Knurrlaut aus. Die beiden Hunde stutzten, knurrten wütend, blieben aber stehen. David machte einen Schritt auf sie zu, ohne die Arme zu senken und die Doggen wichen zurück. Als er die Arme jedoch sinken ließ, stürmten sie lautlos nach vorn. Jeder andere wäre reflexartig zurückgewichen, doch David wusste, dass bei angreifenden Hunden nur die Offensive Eindruck macht. So war es auch diesmal. Er schnellte nach vorn, sprang mit kurzen Knurrlauten direkt auf die Hunde zu. Die Doggen erstarrten, sträubten ihr Fell, bleckten die Zähne, wagten sich aber nicht weiter vor. Wieder knurrte David wütend, fixierte das Leittier mit seinen Augen, stampfte mit dem Fuß auf und ging immer schneller auf die Hunde zu, die sich plötzlich duckten, ihre Schwänze einzogen und sich umständlich vor David auf den Boden legten.
„Soviel zu unserer Wette!“, sagte David zu dem Berber auf dem Pritschenwagen, holte seine Pistole aus dem Rucksack und drückte sie dem Mann an die Stirn. „Ich hatte heute einen anstrengenden Tag und möchte mich entspannen. Also verschwinde mit deinen Kindern!“, zischte er. Der Berber klatschte in die Hände, die Kinder stoben auseinander und waren im Nu zwischen den Häuserruinen verschwunden. Zwei dürre Burschen packten den Pritschenwagen und zogen den beinlosen Berber, dem seine Hunde mit eingezogenen Schwänzen folgten, zurück in den finsteren Torbogen, aus dem er gekommen war. Jetzt war die Straße wieder einsam und verlassen, der Mond schien auf die zerbröckelnden Fassaden und zerborstenen Mauern.
Als David zurück auf den kleinen, menschenleeren Platz ging, tauchte
Weitere Kostenlose Bücher