Schwarzer Skorpion - Thriller (German Edition)
einen Zweck: den Mythos von Henri Duprés als unsterblichen Schwarzen Skorpion ins Unermessliche zu steigern und ihm die Aura eines magischen Rächers zu verleihen.
David sah seine Aufgabe daher primär darin, den Schwarzen Skorpion Henri Duprés zu entzaubern und als gewöhnlichen Terroristen den Behörden zu übergeben.
Wütendes Hundegebell riss David aus seinen Gedanken. Ein Tourist hatte mehreren Straßenkötern ein Stück Lamm hingeworfen und jetzt kämpften die ausgemergelten Hunde um das Stück Fleisch. Schnell bildete sich ein Ring von Zuschauern um die fünf Hunde, die sich bereits so fest ineinander verbissen hatten, dass ihr räudiges Fell über und über mit Blut bespritzt war. Einer der Hunde kam auf dem Rücken zu liegen und ein anderer fuhr ihm rücksichtslos an die Kehle, um ihn zu töten. David bahnte sich einen Weg durch die Schaulustigen und gab dem Köter einen Tritt, sodass er von seinem Opfer abließ und knurrend davonschlich. Bei einem fliegenden Händler kaufte David noch einige Stücke Lamm und verteilte sie auf dem Boden, achtete aber darauf, dass sich die Hunde nicht gegenseitig streiften. Gierig fraßen die hungrigen Köter das zarte Fleisch und beruhigten sich langsam wieder.
Nachdenklich beobachtete David die nach dem Fleisch schnappenden Hunde. Wann würde es ihm endlich gelingen, aus dieser Spirale der Gewalt und des Tötens auszubrechen und sich nur noch auf das gewaltfreie Training mit seinen Hunden zu konzentrieren?
Überall auf dem Platz standen große eiserne Fässer, in denen glühende Kohlen für Wärme sorgten, denn Ende Januar konnten die Nächte in Marrakesch ziemlich kalt sein. David blieb vor einem Stand stehen, in dem bunte Stofftücher zum Verkauf angeboten wurden. Mit der Hand prüfte er die Qualität, sah aus den Augenwinkeln, dass seine beiden Verfolger ebenfalls bei einem der Stände stehen geblieben waren und sich auf Arabisch mit dem Besitzer unterhielten. Natürlich waren die beiden auf ihn angesetzt, nur wusste er noch nicht, von wem. Waren es Männer des Skorpions oder der marokkanische Geheimdienst, der sich wichtig machen wollte? Um das herauszufinden, musste er dieses Spiel noch eine Weile mitmachen.
Als er an einem besonders pittoresken Stand mit gravierten Bronzetellern stand, zog er das Smartphone aus dem Rucksack, aktivierte es, schoss zur Sicherheit auch einige Fotos des Standes und gab dem Besitzer dafür ein paar Euro.
„Sie haben sicher bemerkt, dass Sie schon seit Längerem von zwei Personen verfolgt werden, Stein.“
Nur der blonde Schopf von Robyn war auf dem Display des Smartphones zu sehen, denn sie hielt den Kopf gesenkt und tippte in ihren Tablet-Computer.
„Ja, ist mir auch schon aufgefallen“, erwiderte David. „Gibt es bereits eine Vermutung, wer die beiden sind?“
„Wahrscheinlich hat jemand Ihre Ankunft hier mitbekommen. Jedenfalls ist es niemand vom regulären marokkanischen Geheimdienst. Ich arbeite noch daran, die Identität der beiden festzustellen.“
„Ich denke, ich drehe den Spieß um und verfolge die beiden. Vielleicht bringen sie mich auf die Spur des Skorpions und ich kann mir eine weitere Kontaktaufnahme mit unseren Leuten sparen.“
„Das ist keine sehr gute Idee, Stein. Es gibt dabei zu viele Variable. Die beiden Männer könnten Verstärkung dabei haben, die wir noch nicht geortet haben. Sie gehen in den von Neumann erwähnten Nachtclub und hören sich um.“
„Wie Sie meinen“, sagte David und trennte die Verbindung. Er dachte natürlich nicht im Geringsten daran, den Rat von Robyn zu befolgen.
8. Marrakesch – altes Gerberviertel
Tag 2, abends
Ruth Mayer hatte sich entschlossen, ihren Urlaub in Marrakesch zu verbringen. Als sie auf dem Flughafen angekommen war, überlegte sie kurz, ob sie die Buslinie 11 nehmen sollte, endschied sich aber dann doch für ein Taxi, mit dem sie in das Gerberviertel der Stadt gefahren war. Zuvor hatte sie unter anderen Namen noch Zimmer in verschiedenen Unterkünften von Marrakesch gebucht. Man konnte ja nie wissen.
Vor einem staubigen Souvenirladen ließ sie das Taxi halten und ging hinein. In ihren Capri-Jeans mit den blauen Leinensneakers und der braunen Lederjacke, die gut zu ihren blonden Haaren passte, kam sie sich ein wenig deplatziert vor, als sie die beiden am Boden sitzenden Frauen in dem Laden begrüßte, die in ihren schwarzen Burkas Körper und Gesicht total verbargen, so dass nur noch die Augen hinter einem Stoffgitter zu sehen waren.
„Ich brauche
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