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Schwarzes Fieber

Schwarzes Fieber

Titel: Schwarzes Fieber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Burger
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ein Aktenzeichen. Ein Klumpen aus Wasser und Kohlenstoff und ein paar anderen Materialien im Wert von vielleicht zehn Mark.«
    Er ignorierte standhaft die Tatsache, dass es die D-Mark seit Jahren nicht mehr gab.
    »Ich sage es ungern, mein Freund, aber du wirst auf deine alten Tage ganz schön trivial.«
    »Einer der wenigen Vorzüge des Alters«, meinte Lorenzo vergnügt, »man muss nicht mehr unentwegt einen intelligenten Eindruck machen.«

3
    Aus der Verlängerung meines Urlaubs wurde nichts, und der Jackpot war am Sonntag immer noch nicht geknackt. Dabei hatte ich sogar einen Lottoschein ausgefüllt, später jedoch vergessen, ihn abzugeben. Klara Vangelis hatte zu meiner Überraschung plötzlich Urlaub beantragt und ihn sich auch gleich selbst genehmigt. Dagegen konnte ich schlecht etwas sagen, denn auch sie hatte natürlich ein Recht auf Erholung.
    So ließ ich am Montagmorgen meine wegen der Ferienzeit stark dezimierten Truppen antreten und Bericht erstatten. Natürlich waren vor allem die anwesend, die keine schulpflichtigen Kinder hatten.
    Die unbekannte Frau war seit Samstag bei Bewusstsein, erfuhr ich von Sven Balke.
    »Das heißt, wir wissen jetzt endlich, wer sie so zugerichtet hat?«
    »Das leider nicht«, erwiderte er. »Sie spricht nämlich nicht. Es liegt vermutlich an dem Schlag auf den Hinterkopf, meinen die Medizinmänner.«
    Balke stammte aus dem Norden. Man sah es, und man hörte es, sowie er den Mund aufmachte. Er war in der Nähe von Bremerhaven aufgewachsen und aus mir nicht bekannten Gründen irgendwann in Heidelberg gestrandet. Hellblond und kräftig, selbstbewusst und mit diesem gewissen Glitzern im Blick war er der Schwarm nahezu jeder geschlechtsreifen Frau und, da er diese Eigenschaft oder Fähigkeit mit Vergnügen ausnutzte, vermutlich der Albtraum jeder Schwiegermutter in spe. Seit etwa einem halben Jahr war er jedoch in festen Händen. Nun wohnte er mit seiner Nicole zusammen, die darauf achtete, dass er abends rechtzeitig ins Bett kam und morgens meistens rasiert zum Dienst erschien.
    »Aber irgendwann wird sie ja hoffentlich imstande sein, eine Aussage zu machen.«
    Balke hob die Schultern. »Die Ärzte können es momentan einfach noch nicht sagen. Möglich, dass sie von Geburt an stumm ist.«
    »Dann wird sie einen Stift halten und schreiben können.«
    »Dass es einem vorübergehend die Sprache verschlägt, ist bei einer schweren Gehirnerschütterung nichts Ungewöhnliches, hat man mir erklärt. Wir werden wohl einfach noch ein bisschen Geduld haben müssen.«
    Der Rest von dem, was meine Leute zu berichten hatten, war langweilig, und so löste ich die Runde bald auf, in der angenehmen Gewissheit, dass die Welt im schönen Heidelberg – abgesehen vom üblichen Kleinkram wie Taschendiebstählen und nächtlichen Prügeleien auf der Hauptstraße – im Großen und Ganzen in Ordnung war. Etwas beunruhigend war nur eine Einbruchserie in den Dörfern des südlichen Odenwalds, die nun schon fast ein halbes Jahr anhielt und den zuständigen Mitarbeitern langsam den letzten Nerv raubte. Immer traf es Häuser wohlhabender Bürger, die für längere Zeit verreist waren. Eine Spur hinterließen die Täter nie, die im Übrigen ein erstaunliches Gespür für den Wert der wenigen gestohlenen Dinge an den Tag legten. Meist fehlte nur Bargeld, wenn die Hausbesitzer heimkehrten, manchmal ein wenig ausgewählt kostbarer Schmuck. Niemals wurde mehr zerstört als unbedingt nötig. Aber früher oder später würden auch diese Täter – vermutlich waren es zwei – von Nachbarn beobachtet werden oder in eine nächtliche Verkehrskontrolle geraten.
    Meine Leute rückten Stühle, und dann war ich allein. Die Fenster standen weit offen, noch war die Luft draußen frisch, noch konnte man es aushalten. Das Häufchen Post auf meinem Schreibtisch war überraschend niedrig. Vor allem war nicht viel dabei, das mit Verwaltungskram zu tun hatte. Das war gut, denn erstens hasste ich Verwalten, und zweitens war Sonja Walldorf, meine Sekretärin, länger in Urlaub als ich, und ohne sie war ich in diesem Feld verloren. Viel lieber arbeitete ich bei der Aufklärung wichtiger Fälle mit, und »Sönnchen«, wie sie genannt werden wollte, hielt mir dabei den Rücken frei. Wir waren ein perfektes Team, und im Umgang mit Akten und Vorschriften war sie tausendmal erfahrener als ich, da sie schon meinem Vorgänger und dessen Vorgänger zur Hand gegangen war.
    Meine Leute hatten sich notgedrungen damit arrangiert, dass ich

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