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Schwarzes Prisma

Schwarzes Prisma

Titel: Schwarzes Prisma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brent Weeks
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hoffnungsvoll.
    »Weil du ein arroganter kleiner Scheißer bist.« Der Farbwicht lachte.
    Es hätte Kip nicht überraschen sollen. Seine Mutter hatte schon Schlimmeres gesagt. Trotzdem brauchte er einen Moment. Ein kleiner Fehlschlag. »Brenne in der Hölle, Feigling«, sagte er. »Du hast es nicht einmal geschafft wegzulaufen. Gefangen von Eisenfußsoldaten.«
    Der Farbwicht lachte lauter. »Oh, sie haben mich nicht gefangen. Sie haben mich rekrutiert.«
    Wer würde Wahnsinnige auffordern, sich ihnen anzuschließen? »Sie wussten nicht, dass du ein …«
    »Oh, sie wussten es durchaus.«
    Furcht senkte sich schwer in Kips Magen. »Du hast etwas über meine Stadt gesagt. Vorhin. Was haben die Soldaten vor?«
    »Weißt du, Orholam hat Sinn für Humor. Das ist mir bisher noch nie aufgefallen. Du bist eine Waise, nicht wahr?«
    »Nein. Ich habe eine Mutter«, erwiderte Kip. Er bereute sofort, dem Farbwicht auch nur diese kleine Information gegeben zu haben.
    »Würdest du mir glauben, wenn ich dir sagte, es gäbe eine Prophezeiung über dich?«
    »Es war schon beim ersten Mal nicht komisch«, bemerkte Kip. »Was wird mit meiner Stadt geschehen?«
    Der Tagesanbruch nahte, und Kip hatte nicht die Absicht, hier zu verweilen. Im Morgengrauen würde nicht nur die Ablösung des Wachpostens kommen, Kip hatte auch keine Ahnung, was der Wicht auszurichten vermochte, sobald er Licht hatte.
    »Weißt du«, begann der Wicht, »du bist der Grund, warum ich in dieser Lage bin. In Ketten, meine ich.«
    »Was?«, fragte Kip.
    »Es liegt Macht im Wahnsinn, Kip. Natürlich …« Seine Stimme verlor sich, und er lachte über einen unausgesprochenen Gedanken. Dann konzentrierte er sich wieder auf Kip. »Sieh mal, dieser Soldat hat einen Schlüssel in der Brusttasche. Ich konnte ihn nicht herausholen, nicht mit …« Er schüttelte die hinter seinem Rücken gefesselten Hände.
    »Und warum sollte ich dir helfen?«, fragte Kip.
    »Für einige klare Antworten vor Tagesanbruch.«
    Verrückt und schlau. Perfekt. »Gib mir zuerst eine«, sagte Kip.
    »Frag.«
    »Wie sieht der Plan für Rekton aus?«
    »Feuer.«
    »Was?«, fragte Kip.
    »Tut mir leid, du sagtest eine Antwort.«
    »Das war keine Antwort!«
    »Sie werden deine Stadt auslöschen. Ein Exempel statuieren, damit niemand sonst König Garadul trotzt. Andere Dörfer haben sich dem König natürlich ebenfalls widersetzt. Seine Rebellion gegen die Chromeria gefällt nicht jedermann. Für jede Stadt, die darauf brennt, Rache am Prisma zu üben, gibt es eine weitere, die nichts mit dem Krieg zu tun haben will. Deine Stadt wurde eigens auserwählt. Wie dem auch sei, ich hatte einen kleinen Gewissenskonflikt und habe Einwände erhoben. Worte wurden gewechselt. Ich habe meinen Vorgesetzten geschlagen. Nicht ausschließlich meine Schuld. Sie wissen, dass wir Grünen nicht auf Regeln und Hierarchie stehen. Insbesondere dann nicht, wenn wir den Lichtring durchbrochen haben.« Der Farbwicht zuckte die Achseln. »So, das war es in klaren Worten. Damit habe ich mir doch wohl den Schlüssel verdient, hm?«
    Es waren zu viele Informationen, um sie sofort aufzunehmen – den Lichtring durchbrochen? –, aber es war eine klare Antwort gewesen. Kip ging zu dem toten Mann hinüber. Seine Haut war bleich im heraufdämmernden Licht. Reiß dich zusammen, Kip. Frag, was immer du fragen musst.
    Kip spürte die Morgendämmerung kommen. Unheimliche Gestalten traten aus der Nacht hervor. Die große, hoch aufragende Zwillingsmasse der Getrennten Felsen war aber immer noch mehr zu ahnen als zu sehen – sie befand sich dort, wo die Sterne am Himmel verdeckt waren.
    Welche Frage muss ich stellen?
    Er zögerte, weil er den toten Mann nicht berühren wollte. Er kniete sich hin. »Warum meine Stadt?« Er durchstöberte die Tasche des Toten, sorgfältig darauf bedacht, keine Haut zu berühren. Da waren sie, zwei Schlüssel.
    »Sie glauben, du hättest etwas, das dem König gehört. Ich weiß nicht, was es ist. Auch diese Information habe ich nur aufgeschnappt, weil ich gelauscht habe.«
    Kip brauchte eine Sekunde. Er griff sich an die Brust. »Ich? Ich soll etwas haben, das dem König gehört? Ich besitze gar nichts!«
    Der Farbwicht schenkte ihm ein verrücktes Grinsen, aber Kip hielt es für Heuchelei. »Dann ist es ein tragischer Fehler. Ihr Fehler, deine Tragödie …«
    »Was, du denkst, ich lüge?!«, fragte Kip. »Du denkst, ich wäre hier draußen, um Luxin zu sammeln, wenn ich eine andere Wahl

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