Schweig still, mein totes Herz (German Edition)
schmiegte sie sich fest an ihn, drückte ihn in den Sand zurück und küsste ihn wieder.
Am nächsten Tag machten sie einen Strandspaziergang. Das Wasser war eiskalt, dennoch konnte Caitlyn nicht anders, sie zog die Schuhe aus und planschte in der Brandung.
Eine SMS von Paul. Schon wieder. Goose beobachtete, wie Caitlyn stehen blieb und die Nachricht las. Schon wieder.
Habe das mit deiner Mutter erfahren. Tut mir schrecklich leid. Mir fehlen die Worte. Ruf mich an. Ich liebe dich.
Die salzige Gischt trieb ihr Tränen in die Augen. Sie steckte das Handy wieder ein, ohne auf die Nachricht zu antworten. Schon wieder.
»Willst du nicht mit ihm reden?«, fragte Goose nach dem vierten Mal.
»Er will ein klärendes Gespräch und kapiert nicht, dass er das bereits bekommen hat. So ist es besser. Lieber ein Ende mit Schrecken … außerdem ist er Arzt. Er hat seine Arbeit, die Patienten. Er wird es verkraften.« Jedenfalls wünschte sie sich das, hoffte es. Paul hatte mehr verdient als das, was sie ihm geben konnte.
»Der Mann liebt dich wirklich, das weißt du?«
»Das hat
sie
auch immer gesagt.« Jessalyn. Die alles aus Liebe zu ihrer Familie getan hat. Aus Liebe zu ihrer Tochter. Wer wollte oder brauchte diese Art von Liebe in seinem Leben?
Sie bohrte einen Zeh in den Sand, genoss das kühle Gefühl, als sie auch noch den ganzen Fuß eingrub. Es tat zwar ein wenig weh, weil der Boden so kalt war. Aber das war auszuhalten. Auch Paul würde das aushalten.
»Ich denke, einige Menschen können Liebe geben, sie aber nicht annehmen«, sagte sie schließlich. »Manche können beides, manche weder noch. Immerhin handelt es sich beim Geben und Nehmen doch um verschiedene Fähigkeiten, man ist nicht notwendigerweise mit beidem ausgestattet, habe ich recht?«
»Und zu welcher Gruppe gehörst du?« Sie hörte ihm an, dass er ihre Theorie für Blödsinn hielt, ihr das jedoch durchgehen ließ, damit sie weiterredete.
Sie antwortete nicht gleich. »Ich bin noch dabei, das herauszufinden.«
Als Bernie aufwachte, war es hell und er hatte furchtbare Kopfschmerzen. Er blinzelte, und dann wurden die Lichter von einem wunderschönen Gesicht ausgeblendet, das ihn anlächelte.
»Lena«, keuchte er. »Wo bin ich? Bist du tatsächlich hier?«
Sie drückte einen Knopf, und sein Krankenhausbett richtete sich auf. »Natürlich bin ich das, Dummerchen. Wo sollte ich denn sonst sein?« Ehe er zu einer Antwort ansetzen konnte, schob sie ihm einen Strohhalm in den Mund. »Der Arzt sagt, du sollst viel Flüssigkeit zu dir nehmen. Du hast eine Krankheit, die durch den Kontakt mit Tieren übertragen wird. Leptospirose. Sie geben dir Medikamente, du wirst also wieder, aber er hat gesagt, du seist nur knapp mit dem Leben davongekommen. Deine Leber war bereits entzündet und du standest kurz vor einem Nierenversagen. Aber jetzt ist alles gut, du bist gesund.«
Er schob den Becher weg und entdeckte dabei eine Nadel, die von seiner Hand zu einem Tropf führte. »Das mit mir ist doch halb so wild. Aber wie geht es dir? Was ist mit den Tieren? Was ist überhaupt passiert? Alles, woran ich mich erinnere, ist …« Er bekam Panik. »Weasel. Er hatte eine Waffe. Hat er dich getroffen?«
»Nein. Es war ein Wunder. Er hat vier Mal geschossen, aber niemanden getroffen. Nicht einmal Lucky.«
»Wer ist Lucky?«
»So heißt das Leopardenweibchen. Sie und die anderen Tiere sind in Asheville, im Zoo.«
»Geht es ihnen gut?«
»Dank dir ja.« Sie lächelte und gab ihm einen Kuss auf die Wange. »Und mir auch, und auch nur deinetwegen.«
»Aber hast du gefunden, wonach du gesucht hast?«
Als sie sich zurücklehnte, formte das Deckenlicht einen Heiligenschein um ihr Gesicht. Sie sah aus wie ein Engel. Sein Engel. Der ihn anlächelte, ihn allein. »Oh ja.«
So, wie sie seine Hand festhielt, hoffte er, dass sie ihn damit meinte. Aber … »Das Land, über das du mit Caitlyn gesprochen hast. Mein Vater, das Kasino …«
»Ich habe das Original des Abkommens. Der Stamm und die schwarzen Familien werden gemeinsam etwas ausarbeiten, von dem alle Seiten profitieren. Dafür sorge ich. Und der erste Schritt auf diesem Weg ist, dass der Stamm den Kasinobetrieb selber leitet, jetzt, da dein Vater nicht mehr dort arbeitet.«
»Er wird ins Gefängnis müssen, nicht wahr?« Bernie seufzte. Er hatte immer gewusst, dass dieser Tag kommen würde, dennoch war es nicht leicht.
Lena stand auf, um sich neben ihn aufs Bett zu setzen. Gott, sie war sogar noch schöner als
Weitere Kostenlose Bücher