Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schweineblut

Schweineblut

Titel: Schweineblut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arnold Küsters
Vom Netzwerk:
weißen Einmaloverall neben dem
Toten. Ausnahmsweise rauchte er einmal keine seiner Mentholzigaretten. »Der
Tote ist vermutlich bei vollem Bewusstsein enthauptet worden. Ich tippe auf
Kettensäge. Auf jeden Fall brauchst du eine PS-starke Säge, um einigermaßen
durch die an sich träge und für dererlei Gemetzel völlig ungeeignete Masse
Menschenfleisch zu kommen. Guck mal, siehst du die unsaubere Schnittfläche? Die
Kette muss sich regelrecht festgefressen haben.«
    Frank musste sich zwingen, genau hinzusehen. Die Schnittränder waren
tatsächlich nicht glatt. Ebenso wie das wenige sichtbare Muskelfleisch. Aus dem
durchtrennten Halswirbelknochen war ein wenig weißlich-graue Masse ausgetreten.
    »Wie lange ist er schon tot?« Frank wandte sich irritiert ab und
nahm einen großen Schluck Kaffee. Er verbrannte sich prompt die Zunge und
fluchte leise.
    »Ich schätze, dass er hier schon seit mindestens zehn Stunden liegt.
Er ist ja steif wie ein Brett. Wenn ich die Temperaturen einrechne und den
äußeren Zustand des Körpers, schätze ich, dass der Mann seit mindestens fünfzehn
Stunden tot ist.«
    Leenders zog sich die Gummihandschuhe von den Händen und verschwand
in Richtung Rettungswagen.
    Frank sah in den Himmel, der tief über dem Abteiberg hing und aus
dessen Grau sich seit einigen Minuten ein feiner Nebel aus winzigen Schneeflocken
löste.
    Wo war der Kopf? Die Kollegen hatten ihn nicht gefunden. Keine
Plastiktüte, kein Sack, keine Sporttasche. Warum hatte man den Kopf nicht zu
der Leiche gelegt? Frank verstand nicht, wie der Täter dachte. Noch nicht.
    Heinz-Jürgen Schrievers klopfte an und betrat, ohne abzuwarten,
das Büro seiner beiden Kollegen.
    »Heini, äh, Heinz-Jürgen. Lange nicht gesehen.« Aufgeräumt biss
Frank in einen Apfel und deutete einladend auf den Stuhl an seinem
Schreibtisch. »Setz dich. Was gibt’s Neues im Archiv? Magst du auch einen
Apfel?«
    »Danke.« Heinz-Jürgen Schrievers platzierte seine 120 Kilogramm Lebendgewicht
vorsichtig auf dem angejahrten Sitzmöbel. »Ich hatte gerade eine Banane und
eine Apfelsine.«
    »Brav. Vitamine sind wichtig. Gerade in dieser Jahreszeit.« Ecki
schmunzelte.
    »Sagt Gertrud auch.«
    »Bleib tapfer. Das tut auch deiner Figur gut.«
    »Willst du damit sagen, dass ich zu dick bin?« Schrievers’ Stimme
schnarrte gefährlich.
    »Ach was.«
    »Musst du nur sagen, Eckers.« Schrievers’ Blick bohrte sich tief in
Eckis Augen.
    »Wolltest du nur mal so bei uns vorbeischauen, oder hast du etwas
auf dem Herzen?«
    Wie ein gereizter Stier hatte Heinz-Jürgen Schrievers seinen Kopf in
Richtung Ecki gesenkt. Es dauerte lange, bevor er auf Franks Frage reagierte.
»Kann sein, dass ich etwas für dich und diesen ›Herrn‹ hier habe. Habt ihr
schon den Namen der Leiche? Oder den Kopf?«
    »Nein, leider nicht.«
    »Das passt vielleicht ins Bild.«
    »Wie meinst du das, Heinz-Jürgen?«
    »Wie du weißt, klappt ja die Zusammenarbeit mit unseren Kollegen in
der Provinz Limburg seit dem ›euregio-Projekt‹ zur Kommunikation zwischen
deutschen und niederländischen Dienststellen immer besser. Und einer aus
Roermond hat mir am Telefon erzählt, dass der abgeschnittene Kopf, ich meine,
die Todesart, zu einer Serie von ähnlichen Taten passt, die in den vergangenen
Jahren über die ganzen Niederlande verteilt begangen wurden. Sie sollen alle
Bezüge zum Drogenmilieu haben. Keiner der Fälle konnte bisher aufgeklärt
werden. Der letzte Tote ohne Kopf ist vor gut drei Monaten in der Nähe von Enschede
gefunden worden.«
    »Du meinst, dass unser Toter ein Kunde von Kuhnert sein könnte?«
Ecki war neugierig.
    Schrievers sah weiterhin nur Frank an. »Zumindest solltet ihr die
Möglichkeit in Betracht ziehen.«
    »Warum schneidet man einem Junkie den Kopf ab?«
    »Vielleicht hat er seine Nase zu tief in Dinge gesteckt, die er
besser nicht hätte wissen sollen. Oder es geht um Revierkämpfe rivalisierender
Drogenkartelle. Die Kollegen schließen auch nicht aus, dass hinter den Morden Kasachen
oder Tschetschenen stecken. Beide Gruppen sind gerade dabei, den europäischen
Drogenmarkt unter sich aufzuteilen.« Schrievers legte seine Hände zufrieden auf
seine dicke Strickjacke.
    »Wenn das stimmt, könnte auch Kamphausen schon seinen Kopf verloren
haben, was meinst du, Frank?« Ecki sah seinen Freund an.
    »Ist mir zu vage. Außerdem, wie passt Voogt ins Bild? Er wurde
schließlich ›nur‹ erstochen.«
    »Habt ihr schon den PC von Voogt gecheckt?« Schrievers sah

Weitere Kostenlose Bücher