Schweineblut
Sie mir bitte verraten, was ich der Presse sagen soll?
Zwischen den Feiertagen ist erfahrungsgemäß nachrichtenarme Zeit. Ich werde
bestimmt nach dem Ermittlungsstand gefragt.«
»Wenn es stimmt, dass van Bommel von ehemaligen Experten der
niederländischen Spezialkräfte geschult wurde, wird es auch weiterhin nicht
einfach sein.«
»Das interessiert mich nicht. Ich will Erfolge sehen. Legen Sie mir
den Täter unter den Tannenbaum.«
»Wir werden ihn schon noch weich kochen, den Holländer. Das kann
doch nicht sein, dass in diesem Fall eine Panne nach der anderen passiert.«
»Wir tun unsere Arbeit«, versuchte Frank zu schlichten.
»Ach ja? Und was ist mit dieser Panne auf dem Bauernhof in
Schwalmtal? Die Paulert fast umgebracht hat? Ganz zu schweigen von Kuhnerts
Alleingang.«
Jan Kuhnert setzte zu einer Antwort an.
»Lassen Sie’s gut sein, Kuhnert. Ich bin ja auch froh, dass Viola
Kaumanns noch lebt.« Über das Gesicht des Staatsanwalts huschte für eine
Sekunde ein Lächeln.
»Kann mir mal einer sagen, was wir jetzt tun sollen?« Ecki
zog einen Krapfen aus einer Papiertüte und biss hinein. Dabei rieselte Zucker
auf sein Hemd.
»Du könntest vor allem dafür sorgen, dass du nicht alles versaust.
Es klebt schon überall in unserem Büro.« Missmutig hielt Frank die bluesnews hoch. »Hier sind auch schon zwei Seiten verklebt.
Möchte mal wissen, wie das passieren konnte.«
»Oh, der Herr hat schlechte Laune. Aber was habe ich mit der
Blueszeitung zu tun? Die würde ich mir zu Hause nicht mal aufs Klo legen.«
»Schon klar. Hier.« Frank schlug die bluesnews auf und zitierte: »Der Blues ist eine Musik, die immer einen wichtigen Platz in
der Welt haben wird, weil sie die grundlegenden menschlichen Gefühle
rüberbringt.«
»Aber nicht auf meinem Klo.«
»Alles, was nicht in deine platte WDR-4-Welt passt, überfordert wohl deine musikalische
Intelligenz.«
»Nur im Schlager liegt die Wahrheit unserer Existenz. Sagt Andrea
Berg. Sinngemäß hat sie einmal gesagt: Das Wichtigste im Leben ist eine
Schulter zum Anlehnen. Und das Schlimme, dass man die Liebe nicht einsperren
kann.«
»Ach was.«
»Stimmt doch.«
»Deine Schlagerhansel und ihre Küchenweisheiten. Ich glaube, die
koksen mindestens genauso heftig wie alle anderen. Anders könnten sie den Mist,
den sie spielen, doch gar nicht ertragen. Florian Silbereisen: der Pete Doherty
des Musikantenstadels.«
»Pete wer?«
»Doherty. Kate Moss, du verstehst?«
»Die kokst mit Florian? Jetzt mach aber mal einen Punkt.« Ecki biss
erneut in seinen Krapfen und schüttelte dabei den Kopf. Mit dem Erfolg, dass
die Zuckerkristalle nun quer über den Schreibtisch bis zu Frank flogen.
»Jetzt reicht’s aber.« Frank schüttelte die bluesnews über seinem Papierkorb aus.
»Sag mir lieber, was wir tun sollen. Van Bommel ist ein zäher Hund
und Vermeer stumm wie eine Makrele auf dem Teller von Königin Beatrix.«
»Igitt. Die fressen Plankton und Fischbrut.«
»Die Holländer?« Nun fing auch Ecki an zu prusten.
»Habt ihr getrunken?« Heinz-Jürgen Schrievers stand wie aus dem
Boden gewachsen in ihrem Büro.
Frank sah den Archivar an, nahm beide Hände vors Gesicht und deutete
mit ihnen Scheibenwischer an. »Ich sage nur: klassischer Fall von Zuckerschock.
Wenn Ecki mehr als zwei Teilchen isst, kommt er mir vor wie auf Drogen.«
Schrievers war unbeeindruckt. »Ich weiß nicht, was du hast, Borsch,
wer Süßes mag, kann jedenfalls kein ganz schlechter Mensch sein.«
Ecki hielt Schrievers die Teilchentüte hin. »Du bist mein wahrer
Freund. Borsch weiß einfach nicht, was gut ist.«
Frank fühlte sich von der neu gebildeten Krapfenkoalition
ausgegrenzt. »Ecki hat recht, was können wir noch tun?«
»Van Bommel?« Schrievers leckte sich über die Lippen.
Frank nickte.
»Ein wirklich zäher Bursche.« Ob Schrievers nickte, weil ihm der
Krapfen schmeckte oder weil er Verständnis für Franks Lage zeigen wollte, blieb
offen.
»Seine Anwälte machen langsam Terror. Angeblich besteht keine
Fluchtgefahr. Die Mordvorwürfe seien absolut haltlos, und der Handel mit den
Düngemitteln und Pestiziden rechtfertige keine U-Haft. Und wir können kaum
etwas tun. Unsere Gesetze lassen ihnen jede Menge Schlupflöcher. Böllmann ist
auf 180. Er will seinen
›größten Fang seit Martina Zimmermann‹ nicht freigeben. Er braucht mehr
Argumente, und er weiß, dass er nichts Brauchbares in der Hand hat.«
»Zimmermann? Das war doch die, die ihren Freund
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