Science Fiction aus Deutschland
Elektrodestrukteure haben ihre Geräte ausgepackt. Hastig schiebe ich Möbelstücke vor den Zugang zu meiner Zentraleinheit, ramme die Monteure mit einem Schrank aus dem Weg, ihre Instrumente klappern auf den Flur und fallen in die aufspritzende rotgefärbte Flüssigkeit. Fluchend rappeln sie sich auf, einer wirft eine Langstielzange in meine Sichtwand, ein Teil der Lichter wird grau, ich bin halb blind. Meine angeschlagenen Teppichfühler registrieren planschende Schritte, und während der Operateur im Geborgenheitsbett seine letzten Züge tut, stülpe ich den geschmeidigen Teppich mit einem Ruck über den herankriechenden Techniker, er fällt auf den Boden, versinkt in durchnäßtem Kunststoffschaum, hängt wie eine zappelnde Fliege auf klebrigem Leim.
Mit vereinter Kraft reißen sie, während das Deckenlicht hoch über ihren Köpfen wie ein Schwert bedrohlich durch die Luft pfeift, geduckt die Barrikade ab, Stück für Stück lösen sie sie aus ihrer Verankerung, entziehen sie meiner Kontrollfunktion und zerschmettern das Abfallholz. Ich gebe letzten Druck in die Zauberwand, die nun hell singend in einem feinen Glasschauer zerspringt und die Männer mit vielen tausend peinigenden Partikeln übersprüht. Ich schalte die Lichter aus.
Dann schwimmt jemand in meine Zentraleinheit, ich bin dort völlig taub und blind, und ich spüre doch, daß es Robert ist, er allein kennt sich so gut aus, seine Hand schiebt sich – nicht liebevoll, schmeichelnd, sondern strafend, richtend – in meinen elektronischen Drahtverhau.
XV
Ich beende jetzt meine Magnetnotiz.
Biographien und Quellennachweise
Hans Joachim Alpers, geb. 1943 in Bremerhaven. Abgeschlossene Berufsausbildung als Maschinenschlosser, jetzt Maschinenbau-Ingenieur. Mehrere Veröffentlichungen und Vorträge über Science Fiction Themen. Mitarbeiter von Zeitschriften (X-Magazin, Die Bücherkommentare, Publikation). Alpers ist einer der beiden Chefredakteure der Science Fiction Times, einer Zeitschrift, die sich mit der Science Fiction und anderer spekulativer Thematik informativ, analytisch und gesellschaftskritisch auseinandersetzt, daneben auch Kurzgeschichten, Comics und dergleichen abdruckt.
Martin Beranek, geb. 1938 in Prag. Versicherungsangestellter, später Studium der Anglistik. Lebt heute als Lehrer in Frankreich. Mitarbeiter der Sciene Fiction Times. »Verkauf uns deinen Enkel« (zusammen mit Peter T. Vieton) ist ein Originalbeitrag für diese Anthologie.
Harald Buwert, geb. 1946 in Westberlin. Abgeschlossene Berufsausbildung als Schriftsetzer, jetzt freier Journalist und Schriftsteller in München. Mitarbeiter der Science Fiction Times. Buwert schrieb zusammen mit Bernt Kling drei Science Fiction Romane für den Moewig-Verlag. »Selbstversuch« ist ein Originalbeitrag.
Herman Ebeling, geboren 1935 in Essen, lebt in Weißenburg/Elsaß. Studium der Geschichte, Philosophie und deutschen Literatur, Promotion in Geschichte über den »Demokratiebegriff bei Marx, Lassalle und Engels«, zwei Jahre Rundfunkredakteur, seit acht Jahren freier Rundfunkautor. Ebeling versteht seine SF-Hörspiele »als Gegenwart, zur Verdeutlichung projiziert auf den Horizont der Zukunft. Gesellschaftskritik also in utopischer Kulisse.« – »Projekt Pandora oder Das große Abc« ist ein Originalbeitrag und wurde bisher nicht vom Rundfunk gesendet.
Norbert Fangmeier, geb. 1948 in Schwerte/Westfalen. Lebt dort als Student der Pharmazie. Mehrere SF-Stories. Fangmeier war bis 1971 Mitarbeiter der Science Fiction Times. »Heimatland« und »Am Rande des anderen Lebens« sind Originalbeiträge.
Wolfgang G. Fienhold, geb. 1950, lebt in Frankfurt/Main als freier Schriftsteller. Buchveröffentlichungen: zwei Lyrikbän de; 1973 »Leichenrede« im Verlag Werner Raith, Starnberg. »Kompensation« ist ein Originalbeitrag.
Herbert W. Franke, geb. 1927 in Wien, studierte Physik, Chemie, Psychologie und Philosophie. Promovierte über ein Thema der theoretischen Physik. Franke lebt als freier Schriftsteller in der Nähe Münchens. Neben zahlreichen Sachbüchern schrieb er eine Reihe von Science Fiction Romanen und Kurzgeschichten (»Das Gedankennetz«, 1961; »Zone Null«, 1970; »Einsteins Erben«, 1972). »Sperrgebiet« ist ein Originalbeitrag.
Ronald M. Hahn, geb. 1948 in Wuppertal. Schriftsetzerlehre, dann Betätigung als freier Journalist für Zeitungen, Zeitschriften und den Rundfunk, aber auch als Autor von Science Fiction. Einer der beiden
Weitere Kostenlose Bücher