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SdG 06 - Der Krieg der Schwestern

SdG 06 - Der Krieg der Schwestern

Titel: SdG 06 - Der Krieg der Schwestern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
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Hass und Missgunst auf Karsa hinabstarrten. Schließlich kniete keines ihrer Kinder vor ihnen, um solch kühne Eide zu schwören.
    Karsa vermutete, dass alle Clans der Teblor unter Selbstzufriedenheit litten. Die Welt jenseits der Berge wagte es nicht, unbefugt hier einzudringen, hatte es jahrzehntelang nicht versucht. In die Lande der Teblor kamen keine Besucher. Genauso wenig hatten die Teblor ihrerseits mit dunklem Hunger über die Grenzlande hinausgeblickt, wie sie es vor Generationen oft getan hatten. Der letzte Mann, der einen Raubzug in fremdes Gebiet angeführt hatte, war sein Großvater gewesen. Zu den Ufern des Silbersees, an denen Bauernhöfe wie verfaulte Pilze kauerten und Kinder wie Mäuse hin und her huschten.
    Damals waren es zwei Bauernhöfe gewesen, mit einem halben Dutzend Außengebäuden. Jetzt würden es mehr sein, glaubte Karsa. Drei, vielleicht auch vier Höfe. Selbst Pahlks Tag des Gemetzels würde im Vergleich zu dem, was Karsa, Delum und Bairoth anrichten würden, blass erscheinen.
    Das schwöre ich, geliebter Urugal. Ich werde dir einen Berg von Trophäen bringen, wie sie noch niemals die Krume dieser Lichtung geschwärzt haben. Vielleicht sogar genug, um dich vom Stein zu befreien, so dass du wieder in unserer Mitte schreiten wirst – ein Überbringer des Todes all unseren Feinden.
    Das schwöre ich, Karsa Orlong, der Enkel von Pahlk Orlong. Und solltest du Zweifel haben, Urugal, so wisse, dass wir noch in dieser Nacht aufbrechen werden. Die Reise wird beginnen, sobald die Sonne untergegangen ist. Und so wie die Sonne eines jeden Tages die Sonne des nächsten Tages gebiert, so wird sie auf drei Krieger aus dem Uryd-Clan herabschauen, die ihre Streitrosse durch die Pässe führen, hinab in die unbekannten Lande. Und die Kinder am Silbersee werden nach mehr als vier Jahrhunderten erneut bei der Ankunft der Teblor erzittern.
    Langsam hob Karsa den Kopf, ließ den Blick über die verwitterte Oberfläche der Klippe wandern, suchte das grobe, tierische Gesicht Urugals inmitten seiner Verwandten. Der Blick aus den leeren Augenhöhlen schien auf ihn gerichtet zu sein, und Karsa glaubte, Begeisterung in den Teichen aus Dunkelheit erkennen zu können. Tatsächlich war er sich dessen sicher und würde es Delum und Bairoth gegenüber als Tatsache hinstellen – und gegenüber Dayliss, so dass sie ihren Segen sprechen würde, denn er wünschte sich ihren Segen, ihre kalten Worte … Ich, Dayliss, die noch einen Familiennamen finden muss, segne dich, Karsa Orlong, auf deinem entsetzlichen Raubzug. Mögest du eine Legion Kinder erschlagen. Mögen ihre Schreie deine Träume nähren. Möge ihr Blut dich nach mehr dürsten lassen. Mögen Flammen den Pfad deines Lebens ständig begleiten. Mögest du zu mir zurückkehren, mit tausend Toten auf deiner Seele, und mich zu deinem Weibe nehmen.
    Vielleicht würde sie ihn tatsächlich so segnen. Es wäre ein erster, jedoch unbestreitbarer Ausdruck ihres Interesses an ihm. Nicht an Bairoth – sie spielte nur mit Bairoth, wie es jede junge, unverheiratete Frau zu ihrem Vergnügen tun würde. Ihr Messer der Nacht blieb natürlich in der Scheide, denn Bairoth fehlte jeglicher kalter Ehrgeiz – eine Schwäche, die er vielleicht abstreiten würde, die sich jedoch in der Tatsache, dass er nicht anführte, sondern nur folgte, offenbarte, und damit würde Dayliss sich nicht zufrieden geben.
    Nein, wenn er zurückkehrte, würde sie ihm, Karsa, gehören – es würde der Höhepunkt seines triumphalen Raubzugs zum Silbersee sein. Für ihn, einzig und allein für ihn, würde Dayliss ihr Messer der Nacht zücken.
    Mögest du eine Legion Kinder erschlagen. Mögen Flammen den Pfad deines Lebens ständig begleiten.
    Karsa richtete sich auf. Nicht der leiseste Windhauch raschelte in den Blättern der Birken, die die Lichtung umgaben. Die Luft war drückend, eine Luft aus dem Tiefland, die sich im Gefolge der Sonne ihren Weg hinauf ins Gebirge gesucht hatte, und nun, da die Sonne sank, auf der Lichtung vor den Gesichtern im Fels gefangen war. Wie ein Atemzug der Götter, der schon bald in den faulenden Boden einsickern würde.
    Karsa hatte nicht den geringsten Zweifel daran, dass Urugal gegenwärtig war, dicht hinter der steinernen Haut seines Gesichts, wie er es immer gewesen war. Angezogen durch die Macht von Karsas Schwur, durch das Versprechen einer Rückkehr zu ruhmreichen Tagen. Genau wie die anderen Götter. Beroke Sanfte Stimme, Kahlb der Schweigende Jäger, Thenik der

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