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Der Linkshänder – DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Alex-McKnight-Serie (German Edition)

Der Linkshänder – DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Alex-McKnight-Serie (German Edition)

Titel: Der Linkshänder – DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Alex-McKnight-Serie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steve Hamilton
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Kapitel 1
    Als der Linkshänder mich fand, saß ich in meinem Lieblingssessel vor dem offenen Kamin und suchte die Wärme. Laut Kalender war es April, aber der April in Paradise ist noch so kalt, daß es weh tut, und ich konnte das Stechen an Händen und Gesicht spüren. Ich saß da vor dem Feuer, sah mir auf dem Fernseher über dem Tresen ein Baseballspiel an und genoß ein kaltes kanadisches Bier, während der Linkshänder in der Dunkelheit auf dem Weg war. Er wußte, wohin er wollte, denn er hatte eine von Hand gezeichnete Karte in seiner Hüfttasche, auf der ein kleiner Stern rechts von der Straße eingezeichnet war, die von Süden nach Paradise führt. Das Glasgow Inn, und das war sein Ziel. Er wußte, daß ich dort sein würde. Wo sonst könnte ich schon sein, an einem kalten Dienstagabend im April?
    Seine Reise hatte früh am Morgen in Los Angeles begonnen. Er stieg in eine 747 und flog zum Detroit Metropolitan Airport. Dort mußte er zwei Stunden warten, dabei hatte er schon drei Stunden durch die Zeitzonen verloren. Deshalb ging die Sonne schon unter, als er schließlich in die kleine zweimotorige Maschine stieg, mit zwölf Passagieren, einem Piloten und einem Kopiloten, der zugleich als Steward fungierte. Dieser Flieger brachte ihn zunächst nach Alpina, wo er eine halbe Stunde auf dem Rollfeld stand, während die Hälfte der Passagiere ausstieg. Der Kopilot stieg ebenfalls aus und entfernte mit einem Spray das Eis von den Tragflächen, und dann war man wieder in der Luft. Das Flugzeug war laut und kalt, und es tanzte im Wind wie ein Papierdrache. Es war nach dreiundzwanzig Uhr, als sie endlich auf dem Chippewa County Airport landeten. Dort kommen nur zwei Flüge pro Tag an, zwei kleine Flugzeuge wie das, in dem der Linkshänder an diesem Abend saß. Lustig ist nur, daß diese kleinen Dinger auf einer Piste landen, die über vier Kilometer lang ist. Es ist eine der längsten Rollbahnen im ganzen Land, so lang, daß sie zu den Notlandepisten für den Space Shuttle gehört. Der Linkshänder fragte einen der anderen Passagiere, warum die Bahn so lang sei, denn das gehört zu den Dingen, die der Linkshänder tut. Er stellt Unbekannten Fragen, als ob er sie schon ein Leben lang kenne. Und jedesmal antworten sie ihm, denn er hat diese Art, die alles ganz selbstverständlich erscheinen läßt.
    »Das hier war mal ein Fliegerhorst der Airforce, wissen Sie«, sagte der Fremde. Er war ein Einheimischer von der Oberen Halbinsel, deshalb hatte er diesen speziellen Akzent des Yooper, das leichte Anheben zum Satzende hin. »Kincheloe Air Force Base, damals im Zweiten Weltkrieg. Wußten Sie, daß die Schleusen im Soo damals die militärisch am stärksten geschützte Stelle in Amerika waren? Ich glaube, sie haben gedacht, wenn die Japse oder die Deutschen uns schon bombardieren, fangen sie bei den Schleusen an und schneiden den Erznachschub ab.«
    »Wie interessant«, sagte der Linkshänder. Ich bin sicher, er hat das in einem Ton gesagt, der den Fremden absolut davon überzeugte, daß das wirklich interessant war und daß der Fremde deshalb auch ein interessanter Mann sein mußte. So was kriegt der Linkshänder hin, bloß mit zwei Wörtern.
    Der Terminal des Flughafens ist eine Hütte mit gerade einem Raum direkt an der langen Rollbahn. Der Linkshänder ging hinein und holte sich sein Gepäck. Das dauerte nicht lange, denn der Kopilot packte sich jeweils zwei von den Koffern und trug sie höchstpersönlich. Falls der Linkshänder unsicher war, ob er um elf Uhr abends an so einem Winzflughafen auch seinen Leihwagen kriegen würde, gab es dafür keinen Grund. Eine Frau namens Eileen wartete schon auf ihn und hielt die Autoschlüssel in der Hand. Schließlich war das ihr Job. Wenn einer einen Wagen bestellt, bleibt sie an diesem Abend auf und wartet, bis das Flugzeug kommt. Der Linkshänder unterschrieb ein Formular, nahm die Schlüssel in Empfang und bedankte sich. Er dankte Eileen mit einem Lächeln, das sie noch monatelang in Erinnerung behalten würde, da bin ich mir sicher. Dann ging sie nach Hause und zu Bett.
    Er fand seinen Leihwagen auf dem Parkplatz. Auf der anderen Straßenseite, dem Flugplatz gegenüber, liegt eine Fabrik, die Autoteile aufarbeitet, Tag und Nacht. Von der Fabrik steigt ständig Rauch auf, und die Scheinwerfer des Flughafens lassen den Rauch vor dem Nachthimmel silbern erscheinen. Er muß einen Moment da gestanden und den Rauch betrachtet haben, die kalte Luft einsaugend. Der Mantel, den er soeben

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