SdG 08 - Kinder des Schattens
starrten ihn aus gelb gesprenkelten Augen an.
Dann machte der Mittlere eine Bewegung.
Komm. Es gab keinen Zweifel an der Bedeutung dieses allzu menschlich wirkenden Zeichens.
Der Mann ließ erneut seine Blicke den Strand entlangschweifen – keiner der Körper, die er sehen konnte, bewegte sich, und die Krabben hielten ungestört ihr Festmahl. Er starrte noch einmal zu dem merkwürdigen Himmel hinauf und ging schließlich den drei Kreaturen entgegen.
Sie wichen zurück und führten ihn die grasbewachsene Böschung hoch.
Die Gräser waren vollkommen anders als alles, was er jemals zuvor gesehen hatte – lange dreieckige Röhren, deren Kanten rasiermesserscharf waren. Das fand er allerdings erst heraus, nachdem er sich durch sie hindurchgezwängt hatte und feststellen musste, dass seine Beine kreuz und quer von Schnittwunden überzogen waren. Hinter der Böschung erstreckte sich eine flache Ebene ins Landesinnere, nur hier und da mit Grasbüscheln derselben Art bestanden. Der Boden zwischen ihnen war salzverkrustet und unfruchtbar. Ein paar Felsbrocken sprenkelten die Ebene; keine zwei glichen einander, und alle waren sie merkwürdig eckig, kein bisschen verwittert.
In der Ferne stand ein einzelnes Zelt.
Als sie näher kamen, sah er Rauchfäden von der Spitze und der geschlitzten Zeltklappe aufsteigen, die den Eingang kennzeichnete.
Seine Eskorte machte Halt, und ein zweites Winken bedeutete ihm, sich zum Eingang zu begeben. Schulterzuckend kauerte er sich hin und kroch ins Innere.
Im Zwielicht saß eine verhüllte Gestalt, deren Gesichtszüge durch eine Kapuze verborgen waren. Vor ihr stand eine Kohlenpfanne, von der berauschende Dämpfe aufstiegen. Neben dem Eingang stand eine Kristallflasche, und daneben lagen ein paar getrocknete Früchte und ein Laib dunkles Brot.
»In der Flasche befindet sich Quellwasser«, krächzte die Gestalt in der Sprache der Meckros. »Bitte, lass dir Zeit und erhole dich von deinen Strapazen.«
Er brummte ein Dankeschön und griff rasch nach der Flasche. »Ich danke dir, Fremder«, murmelte er, dann schüttelte er den Kopf. »Dieser Rauch lässt dich vor meinen Augen verschwimmen.«
Ein abgehacktes Keuchen, das auch ein Lachen gewesen sein könnte, dann etwas, das entfernt an ein Schulterzucken erinnerte. »Immer noch besser als zu ertrinken. Leider brauche ich es, denn es macht mir meine Schmerzen erträglicher. Ich werde dich nicht lange hier behalten. Du bist Withal, der Schwertfeger.«
Der Mann zuckte zusammen und legte die Stirn in Falten. »Ja, ich bin Withal, aus der Dritten Stadt der Meckros – die es nun nicht mehr gibt.«
»Ein tragisches Ereignis. Du bist der einzige Überlebende … dank meiner Anstrengungen, auch wenn es meine Kräfte sehr beansprucht hat, mich da einzumischen.«
»Was ist das hier für ein Ort?«
»Das Nirgendwo, im Herzen des Nirgendwo. Ein Bruchstück, das dazu neigt zu wandern. Ich gebe ihm das Leben, das ich mir vorstellen kann, heraufbeschworen aus Erinnerungen an meine Heimat. Meine Stärke kehrt zurück, wenn auch die Agonie in meinem zerschmetterten Körper nicht nachlässt. Aber hör doch nur, ich habe gesprochen und nicht gehustet. Das ist schon etwas.« Eine verstümmelte Hand schob sich aus einem zerfetzten Ärmel und verteilte Samen auf den glühenden Kohlen. Sie sprotzelten und platzten auf, und der Rauch wurde dichter.
»Wer bist du?«, wollte Withal wissen.
»Ein gefallener Gott … der deine Fähigkeiten braucht. Ich habe mich auf deine Ankunft vorbereitet, Withal. Eine Wohnung, eine Schmiede, all die Rohmaterialien, die du brauchen wirst. Kleidung, Nahrungsmittel, Wasser. Und drei eifrige Diener, die du bereits kennen gelernt hast …«
»Die Bhoka’ral?« Withal schnaubte. »Was können …«
»Das sind keine Bhoka’ral, Sterblicher. Auch wenn sie vielleicht mal welche waren. Das sind Naechts. Ich habe sie Rind, Mape und Pule genannt. Sie sind wie Jaghuts und können alles lernen, was du von ihnen verlangst.«
Withal erhob sich. »Ich danke Euch für die Rettung, Gefallener, aber ich werde Euch jetzt verlassen. Ich möchte in meine eigene Welt zurückkehren …«
»Du hast mich nicht richtig verstanden, Withal«, zischte die Gestalt. »Du wirst tun, was ich dir sage, oder du wirst schon bald um deinen Tod betteln. Du gehörst jetzt mir, Schwertfeger. Du bist mein Sklave, und ich bin dein Herr. Die Meckros besitzen Sklaven, ja? Arme Seelen, die ihr auf euren Raubzügen aus irgendwelchen Inseldörfern raubt. Also
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