S.E.C.R.E.T.
Unterhaltungen mit deinen neuen Spaßfreunden zu unterbrechen?«
Er sprach von Matilda. Ich hatte sie gebeten, nicht mehr so häufig im Café vorbeizuschauen. Neulich, nach unserem Gespräch über Jesse, hatte Will mich darauf hingewiesen, dass ich mich bei der Arbeit nicht zu den Kunden setzen sollte.
»Sie ist eine Stammkundin, mit der ich mich etwas angefreundet habe, das ist alles. Was ist daran so falsch?«
»Eine Stammkundin, die dir Schmuck kauft, der genauso aussieht wie ihrer?« Er warf einen Blick auf das Armband. Ich liebte den Schimmer des gebürsteten Goldes. Es war so hübsch, dass ich es immer trug, seit ich angefangen hatte, Charms zu sammeln.
»Das hier?«, fragte ich und hielt mein Handgelenk in die Höhe. »Das. Ich … habe es von einer ihrer Freundinnen bekommen. Die stellt sie her. Ich fand ihres schön und wollte auch ein solches Armband haben. So machen Frauen das nun mal, Will.« Ich hoffte, dass ich überzeugend klang.
»Wie viel hat es gekostet? Es sieht aus wie achtzehnkarätiges Gold.«
»Ich habe dafür gespart. Aber das geht dich nun wirklich nichts an.«
Will seufzte und verstummte wieder.
»Und ab sofort darf ich nicht mehr mit unseren Kunden reden, ist es das? Denn ich sage dir eins, ich arbeite hart, und das Restaurant bedeutet mir eine Menge. Und du weißt, dass ich alles tun würde, um …«
»Tut mir leid.«
»… um …«
» Hör mir zu , Cassie. Es tut mir leid. Wirklich. Ich weiß nicht, warum ich so … Mit Tracina läuft alles gut. Aber sie ist darauf aus … Sie will quasi das nächste Stadium einläuten, und ich bin nicht sicher, ob ich schon bereit bin, weißt du? Also, ja, ich bin etwas ruhelos. Die Sache macht mich ganz kribbelig.«
»Sprichst du vom Heiraten ?« Ich hätte mich an dem Wort fast verschluckt. Warum? Ich hatte Will zurückgewiesen. Natürlich sollte er das Mädchen heiraten, das er liebte. Oder etwa nicht?
»Nein! Du liebe Güte, nein. Es geht ums Zusammenziehen … Aber, ja, letztlich will sie auch heiraten.«
»Und willst du das auch, Will?«
Es war fast Mittag. Die Sonne schien durch das Schiebedach hinein direkt auf unsere Köpfe. Die Hitze machte mich leicht schwindelig.
»Sicher, ja. Ich meine, warum nicht? Wie könnte ich das nicht wollen? Sie ist schon eine heiße Nummer«, antwortete er. Er sah starr geradeaus auf die Straße. Dann wandte er sich einen Augenblick lang zu mir und schenkte mir ein schwaches Lächeln.
»Wow, deine Leidenschaft haut einen ja aus den Socken«, sagte ich trocken, und wir mussten beide lachen.
Dann waren wir auf dem Parkplatz des Auktionshauses angelangt. Er war fast leer. Das war gut – weniger Interessenten, niedrigere Preise.
»Komm, wir hauen jetzt das Geld auf den Kopf«, sagte er, schaltete den Motor aus und sprang beinahe aus dem Auto.
Ich hatte kurz den Impuls, mit ihm noch eine Weile dort sitzen zu bleiben, ihn zu trösten, sein Haar zu streicheln. Ihm zu sagen, dass alles gut werden würde, dass er nur ehrlich zu sich selbst sein musste. Aber ich spürte auch Eifersucht. Tracina hatte nie etwas gegen meine Freundschaft zu Will einzuwenden gehabt. Sie war nicht im Geringsten misstrauisch, weil wir so viel Zeit miteinander verbrachten, was ich, ehrlich gesagt, ziemlich ärgerlich fand. Ich stellte keine Bedrohung für sie dar. Ein Teil von mir wünschte sich, mehr Unbehagen auszulösen. Und das immer häufiger.
Aber ich hatte gar keine Gelegenheit, noch etwas zu sagen. Will hatte bereits die halbe Strecke zum Auktionsgebäude zurückgelegt. Ich öffnete die Wagentür, stieg aus und folgte ihm.
Die Zeit bis Freitag verging viel zu langsam. Ich hatte eine neue schwarze YogaHose und ein dehnbares weißes T-Shirt bereitgelegt, das ich über einem eng anliegenden, schwarzen Tank-Top tragen wollte. Schlimm genug, dass ich Sportklamotten anziehen sollte. Dixie musste ich unter allen Umständen von der Hose fernhalten. Wenn ich die Villa zum ersten Mal betrat, wollte ich nicht mit Haaren von ihrem Fell bedeckt sein wie eine mittelalte Katzen-Fetischistin.
Pünktlich auf die Minute sah ich die Limousine vor dem Gebäude vorfahren. Ich war schon unten, bevor der Fahrer auch nur auf den Klingelknopf drücken konnte.
»Ich bin schon da«, sagte ich atemlos.
Mit einer behandschuhten Hand führte er mich zum Wagen und öffnete die hintere Tür für mich.
»Danke«, sagte ich und machte es mir in den vornehmen Sitzen bequem. Durch das Fenster warf ich einen Blick auf mein Wohnhaus. Im Erdgeschoss
Weitere Kostenlose Bücher