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S.E.C.R.E.T.

S.E.C.R.E.T.

Titel: S.E.C.R.E.T. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. Marie Adeline
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konnte mir sein Kind lebhaft vorstellen: ein kleiner Junge, der genauso aussah wie er, nur pausbäckiger und ohne Tätowierungen.
    »Wirst du hierfür bezahlt?«
    Er wischte nun über meine Arme, fuhr mit dem Handtuch über die zarte Haut an meinen Handgelenken. »’türlich nicht. Dafür muss man mich nicht bezahlen. Das täte ich jederzeit wieder für dich.«
    »Also, was springt für dich dabei heraus?«
    Er hielt inne, meine Hand im Handtuch. Dann blickte er mir ein paar Sekunden lang streng ins Gesicht. »Du hast tatsächlich keine Ahnung, oder?«
    »Keine Ahnung wovon?«
    »Wie schön du bist.«
    Ich war sprachlos. Mir schlug das Herz bis zum Hals. Ich musste ihm glauben. Er schien es wirklich ernst zu meinen.
    Er hörte auf, mich zu säubern, und warf die schmutzigen Handtücher über die Schulter. Dann klaubte er die Kapuzenjacke vom Boden. Er reichte mir auch meine Klamotten, und wir zogen uns an, zumindest größtenteils.
    »Ich helfe dir sauber zu machen«, sagte er und beförderte einen leeren Abfalleimer mit einem Tritt in die Mitte der Küche.
    Wir brauchten zehn Minuten, um alle zerbrochenen Dosen und Schachteln hineinzubefördern. Nur zwei ließen sich noch retten. Dann füllte ich einen anderen Eimer mit heißem Wasser, um den Boden zu wischen, und sagte ihm, dass ich den Rest schon allein schaffen würde.
    »Ich will zwar nicht, aber ich muss jetzt gehen. So sind die Regeln. Danke für den Nachtisch. Und die angeknackste Rippe. Und den gebrochenen Ellbogen«, sagte er und kam langsam auf mich zu. Erst zögerte er, dann aber machte er noch einen Schritt zu mir und küsste mich fest auf die Lippen.
    »Du bist ganz schön cool«, sagte er.
    »Du auch«, antwortete ich, selbst überrascht, dass ich das laut ausgesprochen hatte. »Sehe ich dich wieder?«
    »Das ist möglich. Aber die Chancen stehen schlecht für mich.« Damit ging er zur Küchentür, nahm im Vorbeigehen die Sackkarre mit, zwinkerte mir noch einmal zu und verließ das Café.
    Ich beobachtete, wie er über die dunkle Straße davontrottete, und hörte, wie die Türglocke ihm zum Abschied hinterherbimmelte.
    Ich hatte geglaubt, sämtliche Beweisspuren beseitigt zu haben. Aber im hellen Licht des nächsten Morgens beobachtete ich, wie Dell ihren Edelstahl mit einem Tuch und einem speziellen Lösungsmittel bearbeitete. Vielleicht bildete ich es mir nur ein, aber während sie arbeitete, hatte ich das Gefühl, dass sie mir einen tadelnden Blick zuwarf, der besagte: Ich weiß zwar nicht, wie der Abdruck deines Hinterns auf meinen Tisch kommt, aber ich werde auch nicht fragen.
    Ich suchte in der Küche nach meinem Tablett, und als ich es gefunden hatte, stürmte ich hinaus in den Caféraum – allerdings nur, um auf ein Paar gleichermaßen anklagend dreinschauende Augen zu treffen. Diesmal gehörten sie Matilda.
    Sie saß stocksteif an Tisch acht. Ich ging zu ihr hinüber. »Was tust du denn hier?«, flüsterte ich und blickte mich um.
    »Was meinst du damit, Cassie? Dies ist eines meiner Lieblingscafés in New Orleans. Hast du eine Sekunde, um dich mit mir zu unterhalten?«
    »Ich habe nur eine Sekunde«, log ich und legte die Speisekarte auf den Tisch. »Wir hatten so viel zu tun. Eine Kellnerin ist ausgefallen, und ich habe gearbeitet wie ein Tier.«
    In Wahrheit mied ich die Unterhaltung mit Matilda. Ich machte mir Sorgen, dass ich die Regeln gebrochen hatte, indem ich mich mit dem Mann von gestern Abend zu lange unterhalten und ihm zu viele persönliche Fragen gestellt hatte.
    Ich sah mich in dem fast leeren Café um. Die Frühstücksgäste würden sich erst in etwa einer halben Stunde einstellen. Will war wahrscheinlich immer noch bei Tracina, denn er wusste, dass ich für die Frühstücksschicht eingeteilt war. Ich ließ mich also auf einen Stuhl sinken und fühlte mich schuldig, obwohl ich keine Ahnung hatte, weshalb.
    »Hast du dich gestern Abend amüsiert? Mit Jesse?«, fragte sie.
    »Jesse? Heißt er so?« Schmetterlinge im Bauch.
    »Ja. Jesse. Zunächst einmal tut es mir leid, wenn seine späte Ankunft dich überrumpelt hat.«
    »Ach, das war schon in Ordnung. Es war sogar richtig gut«, sagte ich und senkte den Blick. »Ich … mochte ihn.«
    »Das ist der zweite Grund, weshalb ich dich sprechen wollte. Ich glaube, du hast auch bei ihm einen gewissen Eindruck hinterlassen, Cassie.«
    Bei diesen Worten setzte mein Herz einen Schlag aus. Ich war überwältigt, weil mir das alles so seltsam und unwahrscheinlich vorkam.
    »Hör zu,

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