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Seelen

Titel: Seelen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephenie Meyer
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Wasser, als Melanie guthieß. Sie missgönnte mir jeden Schluck und warnte, dass wir es morgen viel nötiger haben würden. Aber ich hatte ihr heute schon so viel zugestanden, dass ich nicht in der Stimmung war, auf sie zu hören. Ich trank, wenn ich Durst hatte, was fast immer der Fall war.
    Meine Beine trugen mich vorwärts, ohne dass ich einen Gedanken darauf verschwendete. Das rhythmische Knirschen meiner Schritte lieferte die leise und eintönige Hintergrundmusik.
    Es gab nichts zu sehen; ein verkrüppelter Strauch sah genauso aus wie der nächste. Die ereignislose Gleichförmigkeit versetzte mich in eine Art Trance - ich nahm eigentlich nur die Silhouette der Berge vor dem blassen, ausgeblichenen Himmel wahr. Alle paar Schritte studierte ich ihre Umrisse, bis ich sie so gut kannte, dass ich sie mit verbundenen Augen hätte nachzeichnen können.
    Die Landschaft schien wie erstarrt zu sein. Ich drehte ständig den Kopf hin und her auf der Suche nach der vierten Wegmarkierung, die Melanie mir erst heute Morgen gezeigt hatte - ein großer kuppelförmiger Gipfel, dem ein Stück fehlte, wie eine Aushöhlung in seiner Seite -, als ob die Perspektive sich seit meinem letzten Schritt so verändert haben könnte. Ich hoffte, dass dieser letzte Anhaltspunkt der entscheidende war, denn wir konnten von Glück sagen, überhaupt so weit gekommen zu sein. Aber ich hatte das Gefühl, dass Melanie noch etwas vor mir verbarg und das Ende unserer Reise unendlich weit entfernt war.
    Den Nachmittag über vertilgte ich einen Müsliriegel nach dem anderen und merkte erst, als es zu spät war, dass ich gerade den letzten aufgegessen hatte.
    Als die Sonne unterging, wurde es genauso schnell Nacht wie am Tag zuvor. Melanie war vorbereitet und hatte schon eine Stelle ausgesucht, wo wir bleiben konnten.
    Hier, sagte sie. Leg dich so weit wie möglich von der Cholla weg. Du wälzt dich im Schlaf hin und her.
    Im Dämmerlicht betrachtete ich den flauschig wirkenden Kaktus, der so dicht von elfenbeinfarbenen Stacheln bedeckt war, dass sie aussahen wie Fell, und schauderte. Ich soll einfach auf dem Boden schlafen? Hier?
    Hast du eine bessere Idee? Sie spürte meine Angst und ihr Ton wurde sanfter, als hätte sie Mitleid mit mir. Na, komm - besser als das Auto. Zumindest ist es flach. Es ist so heiß, dass kein Ungeziefer von deiner Körperwärme angezogen wird, und …
    »Ungeziefer?«, fragte ich laut. »Ungeziefer?«
    Ganz kurz tauchten äußerst unangenehme Bilder von giftig aussehenden Insekten und zusammengerollten Schlangen in ihrer Erinnerung auf.
    Keine Sorge, versuchte sie mich zu beruhigen, als ich mich auf die Zehenspitzen stellte, um mich vor allem in Sicherheit zu bringen, was sich vielleicht im Sand da unten versteckte, während meine Augen die Schwärze nach irgendeinem Ausweg absuchten. Dich wird nichts belästigen, was du nicht zuerst belästigst. Du bist schließlich das größte Lebewesen hier. Wieder blitzte eine Erinnerung auf, dies mal an einen mittelgroßen, hundeartigen Aasfresser, einen Kojoten.
    »Na prima«, stöhnte ich und kauerte mich zusammen, um mich so klein wie möglich zu machen, obwohl ich immer noch Angst vor dem schwarzen Boden unter mir hatte. »Von wilden Hunden getötet. Wer hätte gedacht, dass es so … trivial enden würde? Wie unspektakulär. Die Klauenbestie auf dem Nebelplaneten, okay. Von der zerrissen zu werden, hätte wenigstens eine gewisse Würde gehabt.«
    Melanie antwortete mir in einem Tonfall, der sich anhörte, als würde sie die Augen verdrehen. Stell dich nicht so an. Niemand wird dich fressen. Jetzt leg dich hin und ruh dich aus. Morgen wird es noch anstrengender als heute.
    »Danke für die guten Nachrichten«, murrte ich. Sie entpuppte sich als ein richtiger Tyrann. Ich musste an das menschliche Sprichwort denken, Reich ihr den kleinen Finger und sie nimmt gleich die ganze Hand. Aber ich war erschöpfter, als ich gedacht hatte, und sobald ich mich widerwillig auf dem Boden niederließ, konnte ich nicht anders, als in den harten, steinigen Dreck zu sinken und die Augen zu schließen.
    Es kam mir so vor, als seien nur Minuten vergangen, als der Morgen dämmerte - grell und bereits jetzt heiß genug, um mich zum Schwitzen zu bringen. Ich wachte dreckverkrustet und mit Steinchen übersät auf; mein rechter Arm war unter meinem Körper eingeklemmt und eingeschlafen. Ich schüttelte ihn, um das Kribbeln zu vertreiben, und griff dann nach dem Rucksack mit dem Wasser.
    Melanie war dagegen,

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