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Seelen

Titel: Seelen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephenie Meyer
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richtig konzentrieren musste, um meine Füße vorwärtsbewegen zu können.
    Wer sollte hier wohnen? Wir Seelen ziehen es vor, in Gesellschaft zu leben. Ich hörte meinen bitteren Unterton und wusste, er hatte damit zu tun, wo ich jetzt war - buchstäblich und auch im übertragenen Sinne mitten im Nichts. Warum gehörte ich nicht mehr zur Gemeinschaft der Seelen? Warum hatte ich das Gefühl, als … als wollte ich gar nicht mehr dazugehören? War ich wirklich je Teil der Gesellschaft gewesen, die eigentlich meine war, oder gab es einen Grund für meine lange Reihe von Leben, die ich als Durchgangsreisende verbracht hatte? War ich immer schon eine Abweichlerin gewesen oder hatte mich erst Melanie dazu gemacht? Hatte mich dieser Planet verändert oder nur mein wahres Ich zum Vorschein gebracht?
    Melanie hatte kein Verständnis für meine persönliche Krise - sie wollte nur, dass ich mich so schnell wie möglich und so weit wie möglich von diesem Gebäude entfernte. Ihre Gedanken zogen und zerrten an meinen und rissen mich aus meinen Überlegungen.
    Beruhig dich, befahl ich und versuchte mich zu konzentrieren und meine Gedanken von ihren zu trennen. Wenn dort wirklich irgendjemand lebt, muss es ein Mensch sein. Du kannst mir glauben, unter den Seelen gibt es keine Einsiedler. Vielleicht dein Onkel Jeb …
    Sie wies den Gedanken energisch zurück. Kein Mensch könnte hier so ungeschützt überleben. Deine Leute haben bestimmt alle Behausungen sorgfältig durchsucht. Wer auch immer hier gelebt hat, ist entweder abgehauen oder einer von euch geworden. Onkel Jeb brauchte ein besseres Versteck.
    Und wenn, wer immer hier gelebt hat, einer von uns geworden ist, hat er diesen Ort verlassen, versicherte ich ihr. Nur ein Mensch würde so leben .. . Ich brach ab, plötzlich selbst ganz verängstigt.
    Was ist los? Sie reagierte so heftig auf meine Angst, dass ich wie angewurzelt stehen blieb. Sie durchkämmte meine Gedanken auf der Suche nach etwas, das ich gesehen und das mich aufgeregt haben könnte.
    Aber ich hatte nichts Neues entdeckt. Melanie, was, wenn es hier draußen Menschen gibt - und zwar nicht Onkel Jeb und Jared und Jamie? Was, wenn uns jemand anders findet?
    Sie dachte über den Gedanken nach. Du hast Recht, sie würden uns sofort töten. Natürlich.
    Ich versuchte zu schlucken, den Geschmack der Angst aus meinem trockenen Mund zu vertreiben.
    Da ist schon niemand anders. Wie auch? Deine Leute sind viel zu gründlich, argumentierte sie. Nur jemand, der schon vorher versteckt gelebt hat, hätte eine Chance gehabt. Also lass uns nachgucken gehen - du bist dir sicher, dass hier keiner von deinen Leuten ist, und ich bin mir sicher, hier ist keiner von meinen. Vielleicht finden wir irgendwas Nützliches, irgendwas, das wir als Waffe verwenden können.
    Ich schauderte bei ihren Gedanken an scharfe Messer und lange Metallwerkzeuge, die als Knüppel dienen konnten. Keine Waffen.
    Oh, Mann. Wie ist es nur möglich, dass uns solche rückgratlosen Wesen besiegen konnten?
    Durch Geheimhaltung und Überzahl. Jeder von euch, sogar eure Jungen, sind hundertmal gefährlicher als einer von uns. Aber ihr seid jeder nur eine Termite in einem Ameisenhaufen. Wir sind Millionen, die alle harmonisch Hand in Hand arbeiten, um unser Ziel zu erreichen.
    Als ich diese Verbundenheit beschrieb, verspürte ich erneut lähmende Angst und Verwirrung. Wer war ich?
    Wir blieben in der Nähe der Kreosotbüsche, als wir uns dem kleinen Bauwerk näherten. Es war kein Haus, nur eine kleine Hütte neben der Straße, ohne den geringsten Hinweis darauf, wozu sie diente. Auch der Grund, warum sie ausgerechnet hier stand, blieb uns verborgen - dieser Ort hatte nichts weiter zu bieten als Leere und Hitze.
    Es gab keine Anzeichen dafür, dass die Hütte in letzter Zeit bewohnt gewesen war. Die Tür fehlte, so dass der Türrahmen freien Zugang bot, und in den leeren Fensterrahmen hingen nur noch ein paar spärliche Glasreste. Staub hatte sich auf der Türschwelle angesammelt und im Inneren verteilt. Die grauen, verwitterten Wände schienen schief im Wind zu stehen, der hier offenbar immer aus derselben Richtung blies.
    Es gelang mir, meine Angst zu zügeln, als ich zögernd auf den leeren Türrahmen zuging. Wir waren jetzt bestimmt genauso allein wie die ganzen letzten Tage über.
    Der Schatten, den der dunkle Eingang versprach, trieb mich an und ließ meine Ängste verblassen. Ich lauschte immer noch aufmerksam, aber meine Füße bewegten sich mit schnellen,

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