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Seerache

Seerache

Titel: Seerache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Megerle
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an, du wirst es mir gleich sagen.«
    »Nun, es ist nur eine Theorie, aber ich denke, so könnte es gelaufen sein: Grabert wollte, nachdem er seinen Rachefeldzug beschlossen hatte, die drei Männer nicht einfach nur töten lassen, nein … er wollte sie mitsamt ihrem Lieblingsspielzeug zur Hölle schicken – entschuldige meine rüde Formulierung. Weil sie sich damit identifizierten und es letztlich nichts anderem als den ergaunerten Geldern verdankten.«
    Henning ließ sich Wolfs Idee eine Weile durch den Kopf gehen. »Wir reden von einer wertvollen Jade-Figur, Hauschilds ganzem Stolz, von Sahins Traum-Segeljacht und … was fuhr Hörmann noch gleich?«
    »Einen Porsche 911, und zwar die Luxusversion.«
    Henning stieß einen kurzen Pfiff aus. »Ja, du könntest recht haben. Allerdings frage ich mich, wie es im Kopf eines Menschen aussieht, der so was ausheckt.«
    »Grabert muss von seinem Rachfeldzug regelrecht besessen gewesen sein. Jeden einzelnen Schritt hat er minutiös geplant. Nur ein Beispiel: Hörmann kam, wie du weißt, beim Aufprall seines Wagens auf eine Felswand zu Tode, nachdem sein Mörder ihm ein Eisprojektil an den Kopf geschossen hatte – ein Projektil wohlgemerkt, das perfiderweise keinerlei bleibende Spuren hinterlässt. Es reichte aus, um ihn für den Bruchteil einer Sekunde abzulenken und den Unfall zu provozieren. Ohne Dr. Reichmann wären wir wahrscheinlich nie dahintergekommen. Ich gebe zu, zunächst hab ich an einen ihrer üblichen Scherze gedacht – sie erzählt mir ständig obskure Medizinerwitze, musst du wissen. Bis wir in Graberts Haus das Luftgewehr gefunden haben.«
    Zweifelnd sah ihn Henning an. »Ein Luftgewehr? Was soll das beweisen?«
    Erneut steckte sich Wolf einen seiner übel riechenden Glimmstängel an, ehe er antwortete. »Wir fanden nicht nur das Luftgewehr, sondern auch die dazu passenden Gießformen. Sam Bullock hat die Eisprojektile hergestellt und auch den Schuss auf Hörmann abgegeben, das hat er uns bei einer ersten Vernehmung bestätigt. Übrigens hat er in der  JVA  in der Gefängnisküche gearbeitet, er hatte also jederzeit Zugang zum Kühlraum, in dem er die Geschosse produzierte.«
    »Fast zu verrückt, um wahr zu sein«, bemerkte Henning kopfschüttelnd. Er sah sich um, als erwarte er jemanden. Nach ein paar Sekunden visierte er erneut seinen Vater an. »Da ist nur noch eins, was ich nicht verstehe. Du hast mir erzählt, dass Bullock und sein Kumpan nach ihrer Flucht aus der  JVA  mit Graberts Zweitwagen, den er vorsorglich in der Nähe geparkt hatte, zu dessen Haus gefahren sind, genauer gesagt: in seine Garage. Wieso sind sie dort nicht ausgestiegen?«
    »Ging nicht. Sie waren im Wagen gefangen.«
    »Gefangen? Wieso gefangen?«, fragte Henning verwundert.
    Wolf hatte sich entspannt zurückgelehnt, mit geschlossenen Augen paffte er an seiner Zigarette. »Tja, ein weiteres Beispiel für Graberts krude Gedankenwelt. Allerdings ist das technisch leicht zu manipulieren: Du hängst die Öffnerstange am Türschloss aus und blockierst den Fensterheber, das war’s. Die beiden Männer konnten zwar einsteigen und zu Graberts Haus fahren, doch beim Aussteigen sperrten plötzlich Türen und Fenster – nichts ging mehr. Wenn du dazu noch die Hupe abklemmst, können die Insassen nicht mal mehr Alarm schlagen. Grabert musste nach seinem Eintreffen nur noch Keile hinter die Räder legen, damit die zwei nicht wieder abhauen konnten, als sie kapierten, wozu das alles diente …« Er unterbrach seine Ausführungen, irgendetwas hatte sich vor die Sonne geschoben. Ahnungslos öffnete er die Augen – und blickte in Karin Winters Gesicht. Sichtlich besorgt beugte sie sich über ihn.
    »Was ist mit Ihnen, Herr Wolf? Geht’s Ihnen nicht gut? Sie sehen so blass aus. Na ja, was soll man von dem Zeug, das Sie da qualmen, auch anderes erwarten.«
    »Sie hier, Frau Winter? Ich muss schon sagen, Sie haben ein Talent, immer im falschen Moment aufzukreuzen. Sicher wollen Sie mich wieder ausfragen. Hätten Sie nicht noch ein paar Minuten warten können? Dann wäre der Chauffeur meines Juniors erschienen, und wir wären weg gewesen.«
    »Sie werden es nicht glauben:  Ich  bin der Chauffeur.«
    Wolf fuhr hoch und drückte hektisch seine Zigarette im Aschenbecher aus. »Sie sind was? Sagen Sie das noch mal.«
    »Ich fahre Henning nach Freiburg. Was ist so komisch daran?«
    »Da haben Sie auch wieder recht, meine Liebe.« Er setzte sich wieder, nachdem er Karin einen Stuhl

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