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Segel aus Stein

Segel aus Stein

Titel: Segel aus Stein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ake Edwardson
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vermutlich das Telefon. Er glaubte nicht, dass sie etwas gesagt hatte, das würde sie sich nicht trauen. Konnte man so etwas herausfinden? Das Telefon? Wahrscheinlich war das möglich.
    Er hatte nicht die Absicht, Fragen zu beantworten.
    Dies war sein Strand, seine Stadt, sein Haus, sein Leben.
    Nicht antworten, nichts sagen.
    Er konnte sie erschrecken. Nicht hier sollte es ein Ende nehmen. Sie konnten ihm nichts anhaben.
    Es war niemand mehr da, der etwas sagen konnte.
    Sie waren drei Meter entfernt von dem alten Mann stehen geblieben. Er drehte sich um, ihnen zu.
    »John Osvald?«, fragte Winter.
    Der Mann sah sie an, als ob sie unsichtbar wären. Er schien etwas hinter ihnen zu fixieren, vielleicht sein Haus. Oder das Viadukt.
    »Wir möchten nur wissen, ob Sie John Osvald sind«, sagte Winter auf Schwedisch.
    Der Mann antwortete nicht, sah sie weiter mit seinem trüben Blick an.
    »Sind Sie John Osvald?«
    »Wer sind Sie?«, fragte der Mann. Auf Schwedisch.
    »Ich bin von zu Hause«, sagte Winter. »Ich habe eine Nachricht von zu Hause.«
    Der Streifenwagen fuhr durch das Wäldchen zum Meer. Halders sah das Meer. Kollege Jonsson hatte Aneta nicht erreicht. Halders hatte es selbst versucht. No reply.
    Sie fuhren am Strand entlang und sahen das Haus, das Lindstens sein musste. Er sah das Auto, das Aneta gehörte. Andere Autos sah er nicht.
    Er sah eine Frau beim Auto knien. Er kannte sie. Es war Susanne Marke.
    Er sah einen Mann fünfzehn Meter entfernt, übers Wasser gebeugt. Er kannte ihn. Er sah, wie Hans Forsblad plötzlich tauchte und davonschwamm. Halders sah Forsblads Schuhe Wasser treten.
    Er sah Aneta am Ufer. Sie stand still.
    Der Alte hatte nichts mehr gesagt, sich nicht gerührt. Alles war still. Es gab keine Vögel, keine Fische, keine Menschen, nichts dazwischen. Sie waren allein in dieser nördlichen Welt.
    »Was ist Ihrem Sohn passiert?« Winter machte einen Schritt vorwärts. »Was ist Ihrem Sohn Axel passiert?«
    Langsam wurde der Blick des Alten klar. Das ließ ihn jünger wirken. Er trug eine Kappe mit schmalem Schirm und eine grobe Strickjacke unter dem Tweedjackett. Er war groß, wenn er sich nicht krümmte. Seine Gesichtszüge waren scharf. Winter sah einen blauen Fleck an seiner Wange.
    Seine Jacketttasche beulte sich aus. »Was ist mit Axel passiert?«, fragte Winter. »Er hat sich reingewaschen«, sagte John Osvald. »Wie meinen Sie das?«
    »Er hat die Sünden abgewaschen. Er wollte es. Ich konnte nicht eingreifen.«
    »Er war unbekleidet«, sagte Winter.
    »Das kann nur tun, wer Gott liebt«, sagte Osvald. Winter meinte, der Blick des Alten trübe sich wieder ein. »Wie es auch geht, für den, der Gott liebt, wird alles gut.«
    »Die Sünden«, sagte Winter. »Welche Sünden meinen Sie?«
    »Meine Sünden«, sagte John Osvald. »Was sind das für Sünden?«, fragte Winter. Osvald antwortete nicht.
    »Geht es um Dinge, die im Krieg passiert sind?«, fragte Winter.
    Osvald fixierte ihn oder vielleicht auch jemand anders. Der Blick war wieder klar.
    »Comes a time«, sagte er.
    »Wie bitte?«, sagte Winter.
    »There comes a time«, sagte Osvald, der schottisches Englisch sprach.
    »A time for what?«, fragte Macdonald, der jetzt neben Winter stand.
    Keine Antwort.
    »A time for what?«, wiederholte Macdonald.
    »A time to tell«, sagte Osvald. Er machte eine Handbewegung. Winter sah auf seine Jacketttasche. Es wa...
    »To tell what?«, fragte Macdonald.
    Er machte einen Schritt näher.
    »Stay away from me!«, schrie Osvald plötzlich.
    »To tell what?«, wiederholte Macdonald.
    »Take it easy, Steve«, sagte Winter.
    Er sah auf Osvalds Jacketttasche. Er sah Macdonald an. Er öffnete wieder den Mund, um ihn zu war.
    »Tell me what there is to tell«, sagte Macdonald, der Osvald jetzt fast erreicht hatte.
    »NOOOOO!«, schrie Osvald plötzlich und riss eine Pistole aus der Jackentasche und schoss. Winter konnte gerade noch die Luger registrieren und hörte die Kugel zwischen sich und Steve vorbeifliegen. Winter hatte sich schon abgewandt, ein Reflex. Er hatte keine Waffe. Steve hatte auch keine Waffe. Winter hörte einen weiteren Schuss und noch einen, er hörte keine Kugel, aber er sah, wie Steve schräg von hinten in den Hals getroffen wurde, er sah das Blut wie eine Fontäne hervorspritzen. Ein gurgelnder Laut von Steve, eine offene Wunde in seiner Schulter, wo die Kugel wieder ausgetreten sein musste, eine langsame Bewegung, als Steve zu fAllen begann, der Geschmack nach Sand im Mund,

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