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Segel der Zeit

Segel der Zeit

Titel: Segel der Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl Schroeder
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nicht.« Martin hatte gesprochen, ohne nachzudenken. Die beiden erschraken, als er so plötzlich auftauchte, und drehten sich nach ihm um. »Sie wurde soeben selbst abgeführt. Merkwürdige Belohnung, wenn sie den Admiral verraten hätte, nicht wahr?«
    Reiss runzelte die Stirn, wobei sich sein weinrotes Feuermal grotesk verzerrte. »Was geschah denn?«
    Â»Ich kenne die fragliche junge Dame«, gestand Martin nach kurzem Zögern. Er hatte entschieden, dass er es ihr schuldig war, sie zu verteidigen. »Sie kam heute Abend zu mir, aber die Soldaten waren bereits da und verhafteten sie. Sie sagte, der Admiral sei in Gefahr – und sie erwähnte den Asteroiden Rush …«

    Â»Aber sie hatte ihn doch selbst entführt!« Reiss sah Martin aufgebracht an. »Wollen Sie behaupten, jemand hätte ihn ihr entrissen?«
    Â»Offensichtlich«, sagte er langsam, »hat sie ihn tatsächlich ausgeliefert, aber nicht an den Piloten. Sie hatte deswegen schwere Schuldgefühle. Deshalb kam sie zu mir.« Das dämmerte ihm selbst erst in diesem Moment. »Armes Ding …«
    Â»Wenn er in der Gewalt des Piloten ist, müssen wir schnell handeln«, wandte sich Reiss an Travis. »Kommt schon, Leute«, appellierte er an die anderen Rebellen in der Admiralität. »Der Junge und ich haben unseren guten Willen bewiesen. Wir haben euch Kestrel gebracht! Ihr seht auch, dass Travis mich kennt. Jetzt müsst ihr mich in euren inneren Kreis einführen. Ich muss mit eurer Führung sprechen!«
    Â»Das gilt auch für mich.«
    Alle erstarrten und drehten sich um. Martin Shambles zuckte die Achseln. »Die Zeit für Maskeraden ist vorbei. Eure Seite wird die Hilfe meiner Seite brauchen. Ich möchte, dass der Admiral befreit wird, und ich kann euch dabei unterstützen.«
    Â»Und wer, bitte, sind Sie?«, fragte Richard.
    Â»Ich bin ein Freund von Hayden Griffin.«
    Travis und Richard war der Name sichtlich nicht unbekannt – ihre Augen wurden groß, sie sahen sich an, und Travis stieß einen Fluch aus. Dann fielen sie alle beide mit Fragen über ihn her.
    Martin hob lachend die Hände. »Sie müssen Ihren eigenen Leuten die Nachricht überbringen. Tun Sie das, und kommen Sie danach hierher zurück. Sagen wir, in zwei Stunden? Dann setzen wir uns zusammen und
machen uns vielleicht erst einmal alle miteinander bekannt. «
    Ohne eine Antwort abzuwarten, drehte er sich um und verschwand in den Schatten. Er hörte sie hinter sich aufgeregt tuscheln, dann entfernten sie sich. Wenn sie nur einen Funken Verstand hatten, würden sie hier sein, wenn er wiederkam.
    Er strich den Brief in seiner Tasche nachdenklich glatt. Wenn er die richtigen Scheine in die richtigen Hände drückte, würde diese Nachricht ihr Ziel erreichen. Mit etwas Glück würde er noch vor Ende dieser Nacht wissen, wer oder was die Bankiers waren.
    Â 
    Gesichter schmierten an Chaison vorbei, Sekunden später tropften Worte aus den zugehörigen Mündern. Die ganze Welt schmolz und zerfloss wie Wachs, nur die Lichter – Stadtlichter – blieben hell und kristallklar, ihre Farben so hart wie Steine.
    Chaison hatte einmal Fieber gehabt, nachdem sich eine Schwertwunde infiziert hatte. Damals wie heute hatte er gewusst, dass er im Delirium war. Damals wie heute war ihm das Wissen nicht die kleinste Hilfe.
    Sein Bewusstsein hatte den Eingriff der falschen Telen Argyre noch nicht überwunden. Der metallische Geschmack ihrer Gedanken und Erinnerungen war überall, er fühlte sich beschmutzt und fürchtete, das würde auch immer so bleiben. Hektisch prüfte er einen Gedanken nach dem anderen, eine Erinnerung nach der anderen, immer auf der Suche nach etwas – irgendetwas – , das nur ihm allein gehörte und nicht von ihrem Eindringen besudelt wäre. Unermüdlich drehte er, begleitet vom Brummen der Triebwerke eines Bootes,
diese Runden durch sein Inneres, während ihm die Nachtluft das Gesicht kühlte.
    Â»â€¦ er sich erholen?« Das war Gonlin, der Anführer. Wen meinte er damit?
    Die Künstliche Natur ist hier. Die Schlussfolgerung war unausweichlich. Nachdem Chaison in das Bewusstsein der falschen Argyre geschaut hatte, wusste er, was Virga zu erwarten hatte. Alles, was die K. N. berührte, musste ein Werkzeug, ein Produkt, eine Ware oder ein Verbrauchsartikel werden. Eine Rose durfte nicht einfach eine Rose bleiben,

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