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Segel der Zeit

Segel der Zeit

Titel: Segel der Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl Schroeder
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sagte er.
    Chaison schaute von Gonlin zu dem anfliegenden Schwärmer und wieder zurück. Jetzt durchschaute er den Plan: Man wollte den Schwärmer in die Reichweite der Palastgeschütze locken, um ihn loszuwerden. »Glauben Sie wirklich, die werden noch auf einen Tiefenschwärmer schießen, wenn sie erst begreifen, was sie vor sich haben?«
    Â»Ich denke schon, wenn er erst anfängt, Löcher in den Palast zu schlagen, um an uns heranzukommen«, entgegnete Gonlin. »Dann sieht es nämlich so aus, als wäre er hinter dem Piloten her.«
    Â»Oh, das wird aber auf den Straßen nicht gut ankommen«, lachte Chaison. »Ein Verteidiger Virgas, der den Piloten angreift? Er wird noch mehr wie ein Schurke dastehen, als es ohnehin bereits der Fall ist.«
    Â»Wer hat hier schon jemals einen Schwärmer gesehen? Der Pilot wird einfach sagen, es sei ein Monster gewesen, das Sie aus dem Winter gefischt haben, um Rush ins Chaos zu stürzen. Außerdem bringen wir Sie zu ihm, nicht wahr? Nein, ich würde mir nicht den Kopf darüber zerbrechen, wie die Leute das sehen, Fanning.
    Der Pilot wird den Schwärmer für uns zerstören, und dann werden wir Ihre Frau suchen und ihr den Schlüssel abnehmen.«
    Â»Sie glauben wirklich, Sie könnten das hier kontrollieren, wenn Sie erst am Ziel sind?« Chaison nickte zu Telen Argyre hin, die dem Gespräch offenbar keine Beachtung schenkte. »Ich war in ihrem Geist, Gonlin. Sie hat nicht die Absicht, Candesces Schutzfeld einfach ›herunterzuregeln‹. Sie wird es zerstören.«

    Gonlin schwieg, und Chaison begriff, dass ihm das durchaus klar war – vielleicht schon seit dem Tag, an dem er das Bündnis mit dem Monster geschlossen hatte. »Haben Sie diesen Mächten Antaeas Schwester gegeben? Als Geschenk oder als Opfer? Freiwillig wird sie sich ja wohl nicht bereiterklärt haben.«
    Zum ersten Mal wirkte Gonlin betroffen. »Sie hat es sich selbst zuzuschreiben. Nach dem Ausfall schlugen wir Einfälle von außen zurück. Telen trieb einen der Eindringlinge in die Enge, doch anstatt ihn zu vernichten, beging sie den Fehler, mit ihm reden zu wollen. Als wir sie fanden, war sie bereits in diesem Zustand.« Er nickte zu der Frau hin, die neben ihnen saß. »Wir hätten sie auf der Stelle vernichten lassen können – Schwärmer hatten wir genügend –, aber zufällig waren nur Angehörige unserer kleinen Gruppe vor Ort. Unzufriedene. Deshalb beschloss ich, die Chance zu nützen und zu verhandeln.«
    Â»Aber das Ding wird sich an keine Übereinkunft halten, bei der Candesce bestehen bleibt.«
    Gonlin zuckte die Achseln. »Ich weiß. Diese Hoffnung habe ich aufgegeben. Jetzt ist es am besten, der Künstlichen Natur freie Hand zu lassen. Sie wird Virga in etwas Neues verwandeln. Wer von uns sich richtig positioniert hat, kann damit rechnen, zum Gott zu werden, wenn diese Realität«, er deutete in die Runde, »im größeren Universum aufgeht.«
    Er neigte sich zu ihm und erklärte mit ruhiger Gewissheit: »Virga ist dem Untergang geweiht, Admiral. In einem Monat wird das alles nicht mehr existieren.«
    Â»Und was wird an seine Stelle treten?«
    Gonlin lächelte. »Was immer wir wollen.«

18
    Das Geschrei und die Schüsse aus den schweren Geschützen setzten genau dann ein, als Antaea die oberste Stufe der Marmortreppe über dem Hafen des Palastes erreichte. Kestrel war ihr mehrere Schritte voraus, und von verschiedenen Seiten strömten Würdenträger und Palastwachen ins warme Licht der prächtigen Empfangshalle. Alle zuckten zusammen, als unter dem ersten dumpfen Knall der Boden erzitterte.
    Kestrel drehte sich nach Antaea um. Die schüttelte unsicher den Kopf.
    Jemand rief: »Das kommt von der Trennung !« Panik breitete sich aus. Kestrel rief zur Ordnung, aber die Leute stoben bereits nach allen Seiten auseinander – nur Antaeas Bewacher rückten noch näher an sie heran. Einer fasste sie am Arm, sie wusste nicht, ob er sie beschützen oder am Weglaufen hindern wollte. Kestrel hielt einen Mann auf, der einen Helm mit hohem Federbusch trug, und befahl ihm, sich zu erkundigen, was vorging, und ihm Meldung zu machen. Der Gardist stammelte etwas, verneigte sich und eilte davon.
    Â»Es könnte tatsächlich von der Trennung kommen«, sagte Antaea, als Kestrel zu ihr zurückkam. »Wenn sie von Chaisons

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