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Segel der Zeit

Segel der Zeit

Titel: Segel der Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl Schroeder
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das Mauerwerk und ließ Steinsplitter und Staub aufspritzen. Chaison schaute darüber hinweg.
    Von unten schob sich ein plumpes, fassförmiges Schiff in sein Blickfeld und entfernte sich mit heulenden Triebwerken von der Gefängnismauer. Ringsum zeichneten Dutzende von Kugeln Leuchtspurstreifen in die Luft. Bevor Chaison mehr als »Oh …« sagen konnte, flammten rings um den Rumpf Raketen auf, und das Schiff schoss mit einem Satz davon.
    Die Kette spulte sich flackernd ab, ein eisernes Band zwischen Schiff und Gebäude. Das Dröhnen der Raketen
war ohrenbetäubend; binnen weniger Sekunden war das Schiffchen hinter einer Wand aus Rauch und Flammen verschwunden. Dann straffte sich die Kette, und das schwerelose Gefängnis begann sich zu drehen.
    Â»Gibt es in Ihrem Land ein Spielzeug mit Namen Jo-Jo? «, fragte der Besucher. Chaison packte das Fensterbrett, bevor es sich von ihm entfernen konnte. »Es ist ganz einfach«, fuhr der Besucher fort. »Man wickelt eine Schnur um einen Gegenstand und versetzt ihn in Rotation, indem man an der Schnur zieht. Das Prinzip lässt sich eigentlich überall anwenden …«
    Chaison wandte sich zu ihm um und grinste breit. »Und dieser Komplex besteht nicht nur aus einem, sondern aus fünf oder sechs Gebäuden …«
    Jetzt lachte der Besucher laut auf. »Es sind acht, um genau zu sein. Man hat verschiedene Bunker und kleinere Zellentrakte hierhergeschleppt und zu einem größeren Gebäude zusammengeklopft. Die Konstruktion ist nicht allzu stabil. Sie neigt dazu, bei starkem Wind auseinanderzufallen – wussten Sie das? Vermutlich nicht, man bindet es den Gefangenen nicht auf die Nase. Aber Ihre Befreier«, er nickte zum Fenster hin, »haben es herausgefunden. «
    Der Himmel drehte sich vorbei, das Schiffchen verschwand rasch um die Ecke des Gebäudes. Chaison reckte den Hals und sah ihm nach. »Wer sind Sie?«, fragte er. »Und wer sind meine ›Befreier‹, wenn Sie nicht zu ihnen gehören?«
    Â»Wie gesagt …« Der Ermittler zuckte die Achseln. »Ich verteidige nur die Ehre meines Standes. Ich wurde aufgefordert, an einem Verhör teilzunehmen, und dachte zuerst, der Befehl sei den üblichen Dienstweg gegangen
; als ich die Wahrheit erfuhr, hatten mich die finanziellen Anreize, die damit verbunden waren … zu der Überzeugung gebracht, das Richtige zu tun.
    Wer Ihre Befreier sind«, fuhr er fort und deutete mit dem Daumen zum Fenster, »weiß ich wirklich nicht. Ich kann nur sagen, dass sie sehr genaue Angaben darüber machten, wen sie aus diesem Dreckloch herausholen wollen.« Vom Korridor waren Stimmen und dumpfe Schläge zu hören. Männer stießen sich von den Wänden ab. Chaison und der Professor wandten sich der Tür zu, aber sie öffnete sich nicht.
    Chaison sah den Besucher an. »Was mache ich jetzt?«
    Â»Sie bleiben, wo Sie sind. Ihre Leute werden in ein paar Minuten – wenn sie das nächste Mal vorbeikommen – jemanden hereinschicken. Dieser Raum befindet sich in einem der Blöcke mit der schwächsten Befestigung. Wir haben ausgerechnet, dass er sich als Erster lösen müsste.«
    Chaison nickte – dann fiel ihm noch etwas ein. » Warten Sie – einer von meinen Landsleuten ist ebenfalls hier. Jemand von meiner früheren Besatzung. Ich kann nicht ohne ihn fort.«
    Der Professor schüttelte den Kopf. »O nein. Das kommt nicht in Frage. Ich verbiete es Ihnen. Der Plan kann nur gelingen, wenn Sie bleiben, wo Sie sind.«
    Chaison sah ihn aufgebracht an. »Sie verstehen das nicht. Er ist noch ein Junge, und es ist meine Schuld, dass er hier ist. Ich kann ihn nicht im Stich lassen.«
    Draußen zogen die Wolken jetzt erschreckend schnell vorbei, und Chaison wurde von der Zentrifugalkraft gegen das Fenster gedrückt. Die Gefängnismauern knirschten in allen Fugen.

    Chaison sprang zur Tür und zog sie auf. »Kommen Sie mit?«
    Der Professor schnitt eine Grimasse und schüttelte den Kopf. »Das wäre Selbstmord. Vergessen Sie nicht, Sie selbst haben Ihre Fesseln aus der Wand gerissen. Ich hatte nichts damit zu tun.«
    Admiral Chaison Fanning wandte sich zum Gehen, dann sah er sich noch einmal um. »Ich sollte Ihnen wohl dankbar sein«, sagte er und deutete auf den leblosen Körper des Reporters. Der Besucher lächelte, aber er hatte nicht begriffen, was in Chaison vorging; als der

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