Sehnsucht der Dunkelheit (German Edition)
schlief, an ihn geschmiegt …
»Ihr beide wart heute also fleißig«, sagte sie.
»Wir haben Fallen aufgestellt«, erwiderte Ruby, »und jetzt kann keiner mehr herkommen. Und morgen werden wir Töpfe aufhängen, die ganz viel Krach machen, wenn irgendjemand unserem Tertorium zu nahe kommt.«
Als sie das hörte, grinste Carrow in seine Richtung, als wollte sie ihre Belustigung mit ihm teilen.
»Die Halbinsel ist abgeriegelt«, sagte er mit versteinerter Miene. Für ihn war es normal, sich auf einen Angriff vorzubereiten. Sich mit anderen zu entspannen, ihr Lachen zu hören, war ihm hingegen fremd. »Ihr solltet hier sicher sein.« Und wenn sich irgendetwas durch die Luft näherte, würde er die Schwingen schon aus einem Kilometer Entfernung hören.
»Dann möchte ich dich um einen Gefallen bitten, Malkom«, sagte Carrow und nahm eine weitere Karte. »Du müsstest nach einem Weg suchen, wie wir die Insel verlassen können.«
Damit sie zu dem Zuhause zurückkehren konnten, von dem sie gesprochen hatte. Malkom fand, dass es dort kaum besser sein konnte als an diesem Ort des Überflusses, mit Nahrung in Hülle und Fülle. Er hatte ihr Abendessen einfach aus dem Wasser aufgesammelt!
»Was weiß ich schon, Hexe? Es ist nicht meine Welt.«
»Du könntest dich hinauswagen und versuchen, unsere Verbündeten zu finden, oder vielleicht ein Boot. Vielleicht gibt es ja auch noch eine andere Insel in der Nähe. Diese hier könnte Teil einer Inselkette sein. Und du sagtest ja, dass wir hier in Sicherheit sein sollten, bis du zurückkehrst.«
»Ich werde darüber nachdenken.« Das würde er mit Gewissheit nicht.
»Warum kannst du uns denn nicht einfach von hier wegtranslozieren?«, fragte das Kind. »Dämonen können sich doch translozieren, oder nicht?«
»Ich konnte es, vor langer Zeit. Aber ich besitze diese Gabe nicht mehr.«
»Warum nicht?«
»Weil ich kein richtiger Dämon mehr bin.«
»Was bist du denn dann?«
»Ruby, ich bin sicher, er möchte darüber jetzt nicht reden.« Carrow wurde sichtlich nervös.
Die Hexe hatte Malkom praktisch als Beschützer für das Kind angeheuert, ihm aber nicht gesagt, was er war? Schämte sie sich etwa?
Die alte Wut kochte wieder hoch, jener abgrundtiefe Zorn, den er gefühlt hatte, als er gegen seinen Willen in dieses grauenhafte Zwitterwesen, das allgemein gehasst wurde, verwandelt worden war.
Carrow tat so, als könnte sie es akzeptieren, aber sie wollte nicht, dass andere es wussten.
»Ich wurde ein Scârb ˘a «, sagte er.
»Was heißt das denn?«
Es darf nicht existieren. Weder ein richtiger Vampir noch ein Dämon. »Ein Vampirdämon.«
»Vampir?« Ruby sah ihn mit großen Augen an. »Du trinkst Blut?«
»Das tue ich«, sagte er. »Ich habe auch schon von Carrow getrunken.«
Ruby wandte sich mit einem Ruck zu Carrow um, die aussah, als ob sie ihn am liebsten erwürgt hätte.
»Hat das wehgetan, Crow?«
»Ja, Hexe, hat es wehgetan?«
Sie sah ihn mit einem entschlossenen Funkeln in den Augen an. Dann wandte sie sich dem Mädchen zu. »Nein, Süße. Es ist wie eine Umarmung. Das tun Malkom und ich, wenn wir uns einander ganz nahe fühlen wollen.« Sie wandte sich wieder ihm zu. »Stimmt es nicht, Dämon?«
Seine Lippen öffneten sich.
»Genau genommen könnte ich gerade jetzt gut einen Biss vertragen.«
Frau, ich würde für ein paar Tropfen von deinem Blut töten!
Sie blickten einander tief in die Augen.
»Warum hast du mir das denn nicht erzählt?«, fragte Ruby. »Ich soll nämlich nicht mit Vampiren reden – außer sie sind mit einer Walküre verheiratet.«
Nach einem angespannten Augenblick zwang sich Carrow, ihren Blick abzuwenden, um Rubys Frage zu beantworten. »Weil ich nicht sicher war, ob Malkom wollte, dass du es weißt. Außerdem ist er kein Vampir.«
»Ist er nicht?«
Bin ich nicht?
»Nein. Du weißt doch noch, wie Peter Parker von einer Spinne gebissen wurde und Superkräfte bekam?« Das Mädchen nickte. »Aber er ist trotzdem keine Spinne, oder?«
»Natürlich nicht!«
Wer ist Peter Parker?
»Malkom besitzt einige Superkräfte der Vampire, aber er ist immer noch ein Dämon«, erklärte Carrow entschieden.
»Ohhh, dann ist er also ein Superdämon.«
Carrows Lippen verzogen sich zu einem Lächeln. »Der Stoff, aus dem Legenden sind, Süße.«
Malkom saß angespannt da und war verunsichert. Er bemühte sich zu verdauen, was Carrow gerade gesagt hatte. Sah sie ihn tatsächlich so? Nicht als etwas Geringeres , sondern als etwas Besseres
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