Sehnsucht der Dunkelheit (German Edition)
hinwegkommen konnten.
Er zog seine Hose wieder an. »Du bist wütend auf mich, aber dazu hast du kein Recht.«
»Und du behandelst mich wie irgendeine abartige Schlampe, die jederzeit mit deinem Kind durchbrennen könnte. So bin ich nicht. Ich bin in Wahrheit keine so schlechte Person.« Sie wusste, dass er ein schlimmes Leben hinter sich und Dinge erlebt hatte, die sie sich nicht einmal vorstellen konnte. Carrow konnte sein Misstrauen verstehen. Aber ich weiß nicht, wie ich damit umgehen soll. »Wirst du jemals über das hinwegkommen, was ich zu tun gezwungen war? Oder wirst du mich von nun an immer für eine Lügnerin halten?«
»Was würdest du denn tun, wenn ich dich schwängern würde?«
»Jedenfalls würde ich dir bestimmt nicht dein Kind vorenthalten.« Als ob sie das überhaupt könnte.
Erst jetzt wurde ihr so richtig klar, dass Malkom zu ihrem Leben dazugehörte. Was auch immer geschah, er befand sich auf ihrer Ebene und würde sich niemals freiwillig von ihr trennen.
Vielleicht hatte er recht damit, eine emotionale Distanz aufzubauen. Höchstwahrscheinlich war ihre Beziehung sowieso zum Scheitern verurteilt.
Warum aber hatte sie dann diese unerschütterliche Gewissheit empfunden, was ihn betraf? Er ist mein Ehemann , schrie ihr Herz auch jetzt noch.
»Du sagtest, du habest auch auf Oblivion schon den Wunsch verspürt, dass ich dich zu der Meinen mache«, sagte er. »Dabei hättest du schwanger werden können. Hast du daran gar nicht gedacht?«
»Doch.«
»Und?«
»Und ich dachte, dass sich mein Leben sowieso gerade radikal verändert, wegen Ruby. Und dieses kleine Mädchen macht mich so glücklich, wie ich es noch nie im Leben gewesen bin. Warum sollte ein weiteres Kind mich nicht ebenfalls glücklich machen?«
»Dann geht es also nur um dein Glück. Du hättest mein Kind aufgezogen, während ich an jenem Ort in Gefangenschaft war?«
»Ich weiß, dass du mir nicht glaubst, aber ich habe bei meiner Göttin Hekate geschworen, dass ich zurückkommen würde, um dich zu befreien. Ich habe geschworen, dass ich nicht eher ruhen würde, bis du frei wärst. Allerdings habe ich keine Ahnung, wie ich dich davon überzeugen kann.«
Er sah aus, als ob er ihr schrecklich gern glauben würde. Dann verschloss sich seine Miene wieder.
»Ich habe dich etwas gefragt, auf das ich gerne eine Antwort hätte«, sagte sie. »Ja oder nein. Wirst du jemals darüber hinwegkommen, was ich zu tun gezwungen war? Denn so langsam kommt mir der Verdacht, dass du mich bis in alle Ewigkeit dafür hassen wirst und immer denken wirst, ich würde dich wieder hintergehen.«
»Und was würdest du tun, wenn das der Fall wäre? Es wird sich nichts ändern, ganz egal, wie meine Antwort auch ausfällt.«
Er wich ihrer Frage nach wie vor aus. Sie rieb sich die Stirn. »Und was sollen wir jetzt tun?«
»Wir haben es auf deine Weise versucht; jetzt werden wir es mal auf meine Weise versuchen.« Seine Stimme war so eisig wie Frost. »Ich werde dich beschützen. Ich werde sogar dein adoptiertes Kind beschützen. Erwarte nicht mehr.«
Ihr Mund öffnete sich. Wenn er mit ihr fertig war, dann würde Carrow ebenso mit einem gebrochenen Herzen dastehen wie er. Vielleicht wäre es für sie sogar noch schlimmer.
»Wird dir das reichen?«, fragte sie leise.
»Es muss mir reichen, ebenso wie dir. Für gewöhnlich töte ich die, die mich hintergehen. Du kannst dich also glücklich schätzen.«
41
Ich hab ganz schön was einstecken müssen , dachte Carrow, während sie an die abblätternde Decke über ihrem Bett starrte. Ruby schnarchte auf dem anderen Bett, und sie ließ die vergangenen drei Tage auf der Insel Revue passieren.
So freundlich Malkom das Mädchen behandelt hatte, so frostig war er im Umgang mit Carrow gewesen. Er hatte nur das Nötigste zu ihr gesagt, sie kaum angesehen. Er weigerte sich, in der Hütte zu schlafen, und campierte stattdessen draußen in einiger Entfernung. Sie versuchte sich einzureden, dass er das nur um ihrer Sicherheit willen tat und nicht, um den Abstand zwischen sich und Carrow zu vergrößern.
Im Umgang mit Ruby war er die Geduld und Liebenswürdigkeit in Person, und das kleine Mädchen war von ihrem »Stiefdämon« fasziniert. Offensichtlich hatte sie ihm diesen Ausdruck erklärt, und er schien den Titel zu akzeptieren.
Ruby hatte viel Spaß mit ihm und folgte ihm überallhin, was ihm nichts auszumachen schien. Mehrmals am Tag beobachtete Carrow, wie sich der riesige Dämon auf den Weg machte, um
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