Sehnsucht der Dunkelheit (German Edition)
betrachtete ihren Smaragdring, ihre einzige Verbindung zu ihnen. Sollte sie sich einfach geschlagen geben und jegliche Hoffnung fahren lassen?
Dann fragte sie sich: Und wenn Malkom meinen Verrat niemals überwinden wird?
Das wäre in der Tat ein Problem, dachte sie, als sie sich erhob, um ihn suchen zu gehen.
Denn Carrow hatte sich bereits in Malkom Slaine verliebt.
Zwei Hexen brachten Malkom dazu, alles zu überdenken, was er je zu wissen geglaubt hatte. Für einen Dämon seines Alters war dies ein unangenehmer Prozess.
Sie waren in eine Art Routine verfallen. Tagsüber fischte er und überprüfte die Fallen, wobei ihn Ruby normalerweise begleitete. Sobald sie das erledigt hatten, brachte ihm das Kind bei, einige Wörter in den Sand zu schreiben. Und nachts träumte er.
Carrows Erinnerungen unterdrückten mittlerweile seine eigenen Albträume von der Vergangenheit. Und nicht all ihre Erinnerungen waren von Einsamkeit, wilden Feiern oder Kriegen erfüllt.
Er hatte inzwischen noch sehr viel mehr von ihrem Leben gesehen: Visionen von Automobilen, gigantischen Brücken und Booten, so groß wie Berge. Er hatte ihr Heim gesehen, eine Villa, die Andoain genannt wurde – der Ort, über den sie mit ihren Eltern gesprochen hatte. Unzählige andere Hexen lebten dort ebenfalls, und in seiner Umgebung gab es weitere ungewöhnliche Kreaturen.
Aber Malkom träumte auch einen immer wiederkehrenden Albtraum über die Reise in ihre Heimat. Sobald sie dort angekommen waren, flüsterte sie: » Es tut mir so schrecklich leid, Malkom. « In einer anderen Version des Traums entschuldigte sie sich nicht, sondern lachte ihn aus, wie jene jungen Dämoninnen über den verhungernden Malkom gelacht hatten.
Carrow hatte zugegeben, dass sie auf dem besten Wege gewesen war, sich eine Zukunft mit ihm zu wünschen, schon bevor sie durch jenes Portal gereist waren. Du magst auf dem besten Weg gewesen sein, Hexe, aber ich war schon längst am Ziel. Er hatte sie geliebt, als er ihr blindlings gefolgt war. Umso größer war seine Enttäuschung …
Er hörte Carrow kommen.
»Warum bleibst du denn nie bei uns in der Hütte?«, erklang ihre Stimme hinter ihm.
Er zuckte die Achseln.
»Darf ich mich setzen?«
Setz dich. Rede mit mir. Sag etwas, das mein Misstrauen verschwinden lässt. Malkom wollte diese Gefühle nicht haben, aber vierhundert Jahre Elend und Leid ließen sich nicht durch ein paar Tage mit ihr auslöschen. Alte Ängste vergingen nicht so leicht.
Da er spürte, dass sie kurz davorstand, wieder zu gehen, sagte er mit rauer Stimme: »Setz dich.«
Sie hockte sich neben ihn in den Sand. »Ich muss wissen, wann du endlich zu der Suche ins Landesinnere aufbrichst.«
Gar nicht. Malkom würde nicht mit ihr nach Hause gehen. Wenn er sich wirklich auf diese »Suche« machen sollte, würde er einfach mit der Nachricht zurückkehren, dass es keinen Weg gab, von dieser Insel wegzukommen. Dieser Ort war das Paradies. Zum ersten Mal in seinem ganzen Leben war er vollkommen zufrieden mit allem, das ihm gehörte.
Auch wenn es nicht seine freie Entscheidung gewesen war, auf diese Insel zu kommen, so würde er sich dafür entscheiden hierzubleiben. Er wollte noch ein anderes Gebiet erschließen, das er beschützen konnte und in dem es ausreichend Platz gab, genügend Wasser und Nahrung.
Nahrung aus dem Meer. Es machte ihn glücklich, für seine Gefährtin und ihr Junges zu fischen.
Und was vielleicht noch wichtiger war: Dies war ein Ort ohne kreischenden Lärm und blendende Lichter, wie in ihrer Heimat. Ohne die Kriege.
»Warum bist du so darauf versessen, dorthin zurückzukehren?«, fragte er sie. »Ist es hier denn so schlecht?«
»Ich muss nach Hause. Dort ist mein Leben.«
»Du bist meine Frau. Dein Leben ist bei mir.«
»Dann lass uns unser Leben gemeinsam verbringen. In New Orleans«, sagte sie strahlend. »Malkom, du würdest dort mit uns glücklich werden. Aber du musst mir vertrauen.«
Akzeptiere einfach, was sie dir anbietet , befahl ein Teil von ihm. Selbst wenn sie ihn noch einmal verraten würde, er würde es überleben. Doch dann erinnerte er sich daran, wie sie Ruby heute beim Muschelnsammeln angelächelt hatte.
Nein. Nein, das würde ich nicht.
Wenn er sich gestattete, Carrow zu lieben, und sie ihn ein weiteres Mal im Stich ließe, würde er es nicht überleben. Wenn er ihr also in dieser Angelegenheit vertraute, bedeutete das, ihr sein Leben anzuvertrauen.
Doch jetzt war die Lage sogar noch komplizierter geworden. Er
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