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Sei schlau, stell dich dumm: Biographie

Sei schlau, stell dich dumm: Biographie

Titel: Sei schlau, stell dich dumm: Biographie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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aber eins unserer Pferde schon so genannt hatte, fand ich das für mein kleines Mädchen ein bisschen unpassend. Und falls es doch ein Junge werden sollte, würde er Calvin heißen, so wie der amerikanische Modedesigner. Wäre doch lässig, wenn Calvin dann immer seine eigenen Unterhosen tragen könnte, ohne dass ihm die jemand mühevoll besticken müsste (seine Oma hätte da eher weniger Lust drauf).
    Aber das mit dem Kinderkriegen hat auf jeden Fall noch ein bisschen Zeit. Ich denke mir, am liebsten würde ich so mit zweiunddreißig anfangen. Das ist, glaube ich, ein gutes Alter. Ist natürlich eine rein theoretische Betrachtung. Es kommt eben, wie es kommt. Und derzeit kommt garantiert erst mal nichts, weil ja der entscheidende Faktor fehlt: Weit und breit kein passabler Mann in Sicht.
    Ich glaube, ich will mir auch noch ein paar Jahre Zeit lassen und erst später Kinder haben, weil das Leben meiner Mutter mich abgeschreckt hat. Sie ist ja nun sehr früh Mama geworden. Sie war gerade mal siebzehn, als sie das erste Mal schwanger wurde. Prompt hat sie ihre Mutter, Oma Isolde, vor die Tür gesetzt mit nichts als einer Plastiktüte voll Zeugs im Gepäck. Die Arme. Bis heute haben die beiden sich nicht so richtig ausgesöhnt und ein eher schwieriges Verhältnis. Deshalb kann ich die Besuche meiner Oma bei uns zu Hause auch an einer Hand abzählen.
    Eigentlich kommt Mama aus ganz guten Verhältnissen. Oma Isolde arbeitete in einem schicken Einrichtungshaus, sie hatte also Geld und eigentlich keine Not. Aber mit einer schwangeren minderjährigen Tochter wollte sie einfach nichts zu tun haben. Was würden denn die Nachbarn sagen? – Also Abflug, aber flott.
    Oma Isolde, also Mamas Mama, hat mich als Kind immer an Fräulein Rottenmeier aus Heidi erinnert – eine ziemlich böse Person, ein echter Kinderschreck. Ich erinnere mich, dass ich beim Essen, als Oma dabei war, mal husten musste. Da hat die doch glatt das Besteck fallen lassen und sich geweigert, weiterzuessen. Der Grund war: Ich hätte mir nicht die Hand vor den Mund gehalten.
    Zum besseren Verständnis: Ich war drei oder vier Jahre alt und litt unter einer leichten Bronchitis. Das war Anlass genug für »Fräulein Rottenmeier«, eine Szene zu machen, als ob ihr ein Lama in die Suppe gespuckt hätte (verdient hätte sie das). Unser Hund Benny hat dann ihre Würstchen und den Kartoffelbrei bekommen. Und Oma Isolde ist nie wieder zum Essen bei uns aufgekreuzt. Glaubt mir, das war mal einer der wenigen angenehmen Verluste in meinem Leben – davon gern mehr.
    Mit siebzehn war für Mama also Schluss mit lustig. Ihre Friseurlehre hat sie abgebrochen, kurz vor Schluss. Sie hat den Geruch einfach nicht mehr ausgehalten, hat sie mir mal erzählt. Nicht den der Shampoos und Färbemittel. Nein, den Geruch der alten Damen, den hat sie nicht mehr ertragen. Ich weiß, das hört sich jetzt ganz, ganz fies an, aber in Wahrheit ist es doch so: Die Damen kommen am Samstag und lassen sich die Haare frisch machen, eine neue Dauerwelle verpassen, ein bisschen Farbe oder was auch immer – und das muss dann reichen bis zum nächsten Friseurbesuch. Logisch, denn allein kriegen sie ihre Wellen nicht mehr so hin, also lassen sie es lieber ganz. Aber irgendwann fängt es halt an zu stinken. Und davon hatte Mama die Nase irgendwann voll.
    Traumberuf Friseuse
    Ich wollte als Kind auch unbedingt Friseurin werden, weil ich auf keinen Fall mehr wollte, dass meine Mutter mir noch länger meine Haare schneidet. Die hatte es nämlich echt nicht so mit der Schere (wie gesagt, abgebrochene Lehre!). Die hat mir meinen Pony krumm und schief geschnitten. Ich sah aus wie ein Geo-Dreieck. Und das Schlimme daran war: Das war noch nicht mal ein Unfall, sondern Absicht! Mama fand das einfach toll, und nach jedem Besuch auf ihrem Küchenstuhl sah ich ein bisschen mehr aus wie sie. Und wer, bitte, möchte aussehen wie seine Mutter (es sei denn, sie heißt Pamela Anderson oder sieht so aus wie Marilyn Monroe – da würde ich persönlich meine Adoptions-Bewerbungen abgeben)? Nee, wirklich, ich sah echt scheiße aus. Da habe ich es mir lieber gleich selbst gemacht.
    Ein Baby mit gerade achtzehn, keine Ausbildung, dafür Arbeit, Arbeit, Arbeit und zwischendrin auch noch eine Scheidung. Einfach hat meine Mutter es wirklich nicht gehabt. Mit neunzehn hatte sie schon Baby Nummer zwei am Wickel – meine Wenigkeit. Und wir Kinder hatten es dadurch natürlich auch nicht immer leicht. Zum Glück war meine Kita

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